Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
neue Siedler holen können.«
      June nickte zustimmend, obwohl sie weiterhin große Mühe hatte, sich auf das Gespräch bei Tisch zu konzentrieren. Als sie jetzt über die lange beschwerliche Reise nach Dunedin sprachen, schweiften ihre Gedanken zu Matthews Drohung ab. Wie sollte sie bloß verhindern, dass er sich Lily holte? Sie konnte doch nicht auf ein Wunder hoffen. Doch in diesem Augenblick hörte sie ihre Tochter voller Begeisterung ausrufen: »Mutter, wie findest du das? Die Newmans würden mich schon übermorgen mit nach Dunedin nehmen, wenn du es erlaubst. Du sagst doch Ja, nicht wahr?«
      June stockte der Atem, und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Das war die ersehnte Lösung. Lily musste so schnell wie möglich aus Wanganui verschwinden.
      Sie lächelte ihre Tochter an, deren Wangen vor Freude glühten, bevor sie sich Mabel zuwandte. »Aber gibt es denn noch Plätze auf dem Schiff? Sie sollen doch immer schon total belegt sein.«
      »So ist es, aber weil unsere beiden Hausangestellten nun doch nicht mitkommen, haben wir gedacht, wir könnten eurer Tochter den Platz anbieten. Ich hoffe, du bist nicht böse, wenn wir sie dir entführen.«
      June war versucht, sich zu kneifen, um zu überprüfen, ob sie vielleicht träumte.
      »Das war nur so ein Gedanke von uns, aber ich kann gut verstehen, wenn ihr alle in vier Wochen gemeinsam reisen wollt«, fügte Misses Newman fast entschuldigend hinzu.
      »O nein, liebste Mabel, ich finde den Gedanken ausgezeichnet. Dann hat Lily auf der Reise wenigstens jemanden, mit dem sie unterwegs die Möwen rettet, die verletzt auf das Deck des Schiffes fallen«, lachte sie.
      »Mutter, danke!« Lily umarmte ihre Mutter stürmisch.
      »Wenn das für euch kein Umstand ist«, fügte June hinzu.
      »Aber nein. Niemals!«, erklärte Mabel inbrünstig.
      »Sie ist doch wie eine Tochter für uns«, fügte Tomas voller Überzeugung hinzu.
      »Ich würde mich auch riesig freuen. Ich habe da nämlich ein paar interessante neue medizinische Bücher, über die ich mich mit Lily austauschen möchte«, bekräftigte Edward die Pläne seiner Eltern und warf der Tochter des Hauses einen verliebten Blick zu.
      Als Ripeka das Essen servierte, fand sie eine gelöste und lustige Gesellschaft vor.
      »Misses Newman, sagten Sie nicht, es gebe zwei Plätze?«, fragte Lily plötzlich aufgeregt. »Könnte Ripeka uns nicht begleiten?«
      Ein Lächeln huschte über Mabels Gesicht. »Das ist sogar ein ganz hervorragender Gedanke. Ich habe mich nämlich schon die ganze Zeit über gefragt, woher wir in Dunedin so schnell ein neues Mädchen bekommen sollen, weil unseres ja nun nicht mit uns umziehen will. Ich meine, Ripeka, würdest du denn schon übermorgen mit uns reisen können?«
      »Bitte!«, bettelte Lily.
      Ripeka warf June einen fragenden Blick zu.
      »Wenn Sie das erlauben?«
      »Ich glaube, mir bleibt keine andere Wahl. Lily macht doch keinen Schritt ohne dich.«
      »Ich denke, dann werde ich es tun«, entgegnete die treue Hausangestellte, während sie den Lammbraten auf den Tisch stellte.
      Zurück in der Küche, ließ sie ihrer Freude freien Lauf und klatschte in die Hände. Das war eine Fügung des Schicksals. Auf diese Weise war die Gefahr gebannt, Matui noch einmal in die Arme zu laufen. Was für ein Glück, dass er nicht zum Haus der Carringtons gegangen war! Wenn er es sich doch wieder anders überlegen sollte, dann wären sie fort, ging es ihr erleichtert durch den Kopf, nicht ahnend, dass er längst dort gewesen war.
      Als Ripeka nach dem Essen die Küche säuberte, trat June zögernd ein und musterte die Maori mit einem merkwürdigen Blick, bei dem Ripeka beklommen zumute wurde.
      »Ich muss dir eine Frage stellen«, brachte June nach einer Weile des Schweigens zögernd heraus.
      »Fragen Sie nur«, erwiderte Ripeka forsch, obwohl ihr eher danach zumute war, fluchtartig die Küche zu verlassen.
      »Ich werde nicht lange darum herumreden. Es geht um dein Verhältnis zu meinem Schwiegervater. Er war damals ganz offensichtlich nicht erfreut, als du uns in Auckland gefunden hast und für uns arbeiten wolltest. Das konnte er kaum verbergen. Er hat damals wörtlich zu mir gesagt: Schick sie weg. Die kommt mir nicht über die Schwelle. Darum frage ich mich: Weshalb hat er dich eingestellt, nachdem du ihn genötigt hast, mit ihm unter vier Augen zu sprechen?«
      Das kam dermaßen überraschend, dass Ripekas Hände heftig zu zittern begannen. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher