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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verlegen dem Bischof zuwandte.
      »Ja, wie Sie sich vielleicht bereits denken konnten, als ich Sie telegrafisch zu diesem Treffen bat. Ich möchte Sie um Vivians Hand anhalten.«
      Peter Newman starrte Ben an, als hätte er etwas Furchtbares verkündet, doch dann riss er sich zusammen. »Sie ist noch viel zu jung«, erklärte er gestelzt.
      »Genau, deshalb fragen wir Sie ja persönlich«, erwiderte Mister Schneider rasch. Er warf Vivian einen ermunternden Blick zu, aber sie nahm das gar nicht richtig wahr. Viel zu viele Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Was hatte sich Ben eigentlich dabei gedacht, sie mit dem Bischof zu konfrontieren? Und überhaupt: Warum hatte er sie nicht nach ihrer Meinung zu diesem Treffen gefragt, bevor er sich mit ihrem Vater in Verbindung gesetzt hatte?
      Dementsprechend bestellte sie nur eine Suppe, als der Kellner sie nach ihren Wünschen fragte. Das brachte ihr zwar einen besorgten Blick Bens ein, aber der kümmerte sie nicht sonderlich. Plötzlich war ihr alles gleichgültig. Dass Ben über ihren Kopf hinweg eine solch wichtige Entscheidung getroffen hatte und auch dass der Bischof ihr gegenübersaß.
      Peter räusperte sich. »Ich habe im Grunde genommen nichts dagegen. Dennoch müsste ich darauf bestehen, dass sie bis zur Hochzeit bei mir lebt.«
      Ein eiskalter Schauer überlief Vivian.
      »Nein, das kann ich nicht. Ich werde bis zur Hochzeit bei einem alten Maori mit Namen Matui Hone Heke wohnen. Er hat mich so freundlich aufgenommen ...«
      »Mister Newman, wenn Sie unserer Hochzeit zustimmen, werden wir sofort zusammen nach Wanganui reisen, und meine Braut wird in unserem Haus leben«, mischte sich Ben beflissen ein.
      Vivian warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Sie dachte nicht daran, ihre Bleibe bei Matui zu verlassen, bevor er ihr alles über ihre Familie erzählt hatte, doch sie behielt ihre Widerworte für sich. Und vor allem, wie kam er dazu, über ihren Kopf hinweg ein Treffen mit Peter Newman zu arrangieren, obwohl er wusste, was für Probleme sie mit ihrem so genannten Vormund hatte?
      »Gut, damit bin ich einverstanden«, stimmte der Bischof Ben in gönnerhaftem Ton zu.
      »Du lebst bei dem alten Mann, der sich geweigert hat, das Bildnis des Missionars Walter Carrington zu schnitzen?«, fragte Mister Schneider neugierig.
      »Und du willst wirklich so gut wie gar nichts essen?«, mischte sich Ben ein, um seinen Vater ganz offensichtlich von diesem heiklen Thema abzulenken.
      »Er ist ein verwirrter alter Mann und hält mich irrtümlich für eine Verwandte, aber er ist unendlich gastfreundlich«, bemerkte Vivian mit ruhiger Stimme.
      »Der Mann scheint Ihren Urgroßvater aber nicht sonderlich zu mögen«, entgegnete Mister Schneider prompt und musterte den Bischof, als erwarte er eine Erklärung von ihm.
      Der aber hob die Schultern. »Ich kenne den Mann nicht. Ich weiß von meinem Sohn, der für eine Aucklander Zeitung arbeitet, zwar von dieser Geschichte, aber ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ich weiß nur, dass mein Urgroßvater Walter Carrington sich in besonderer Weise um das Wohl der Maori verdient gemacht hat.«
      »Nun gut, das war auch nur mein berufliches Interesse, aber hier handelt es sich schließlich um etwas anderes«, bemerkte Mister Schneider einlenkend. »Erheben wir unser Glas auf die Liebe!«
      Während er theatralisch aufstand, spürte Vivian, wie ihr unbehaglich zumute wurde. Daran änderte sich auch nichts, als Ben zärtlich ihre Hand ergriff. Im Gegenteil, ihr wurde bewusst, dass sie nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Es war keine Liebe, die sie für Ben empfand, sondern Freundschaft, und der Gedanke, seine Frau zu werden, war ihr plötzlich zuwider. Sollte das ihre Zukunft sein? Und mit einem Mal überkam sie eine geradezu schmerzliche Sehnsucht nach Frederik. Was hätte sie darum gegeben, wenn er jetzt ihre Hand gehalten und darauf gewartet hätte, dass sie ihr Glas zur Hand nahm. Doch sie konnte nicht, obwohl alle sie erwartungsvoll ansahen. Sogar der Bischof blickte nicht finster, sondern fragend.
      »Liebling, wollen wir nicht auf unser Glück anstoßen?« Bens Stimme klang flehend.
      Zögernd nahm sie ihr Glas und tat, was die anderen von ihr verlangten, doch sie konnte sich nicht einmal zu einem Lächeln durchringen.
      Am liebsten wäre sie aufgestanden und nach Hause gegangen. Sie erschrak, als ihr klar wurde, wohin es sie zog. Sie wäre gern geradewegs durch die exotische

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