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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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es Vivian.
      »Er hatte es verdient. Drei Menschen hatte er auf dem Gewissen. Er hat uns geschlagen, und Mutter hat nie wieder von ihm gesprochen, nachdem wir zu Reverend Newman gezogen sind. Wir wohnten plötzlich in einem richtigen Haus, ich hatte echtes Spielzeug, und dann der Umzug nach Auckland ... Kannst du das verstehen?«
      »Aber das ist ja ...«
      Vivian war fassungslos, doch er sprach ungerührt weiter. »Du musst das verstehen. Ich kann meiner Familie später etwas bieten, meinen Kindern ...«
      »Ich möchte, dass du jetzt gehst, Fred«, unterbrach Vivian ihn mit fester Stimme. Obwohl es ihr schier das Herz brechen wollte und sie ihn am liebsten in den Arm genommen hätte, weigerte sich etwas in ihr ganz entschieden, seine Feigheit zu entschuldigen. Sie hatte schließlich auch nicht im Luxus gelebt und würde sich, um in Zukunft ein sorgenfreies Leben zu führen, trotzdem niemals derart verbiegen.
      »Aber ... aber was soll ich denn bloß tun? Du selbst hast doch gesagt, dass ich mein Leben habe und meine Braut...«, stammelte Fred, während sich auf seinem Gesicht hässliche rote Flecken ausbreiteten.
      »Liebst du Isabel?«
      »Ja ... nein, ich mag sie, sie ist eine attraktive Frau, sie ...« Er stockte, bevor er heiser fortfuhr: »Ich habe mich in dich verliebt, Vivian. Mein Herz gehört dir.« Er trat einen Schritt auf sie zu, wollte sie küssen, doch Vivian verschränkte abwehrend die Hände vor der Brust.
      »Und dafür soll ich dir um den Hals fallen? Dafür, dass du mir offen ins Gesicht sagst, dass du mit mir ins Bett gehen, während du deine Isabel zum Altar führen willst?«
      »Das ist nicht wahr. Natürlich begehre ich dich, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass du meine Frau wärst, aber allein der Gedanke, ganz von vorn anzufangen und ...«
      »Du machst dein Herz zu einem Sklaven deiner gesellschaftlichen Stellung und eines Lebens in Wohlstand? Du tust mir leid. Gut, dass du so vernünftig bist. Denn mit mir müsstest du sicher in einer Hütte hausen. Leb du nur dein falsches Leben als der Bischofssohn, der die Verlegertochter heiratet. Ich stehe dir nicht im Weg. Mir kann dieses Leben gestohlen bleiben, wenn es hier drinnen nicht stimmt.« Vivian deutete auf ihr Herz.
      »Aber so versteh doch! Wenn du das einmal erlebt hast, die Angst, dass du dorthin zurückmüsstest, die sitzt so tief...«
      »Ich weiß«, erwiderte sie kalt. »Ich weiß. Meine Mutter und ich haben in einem einzigen Zimmer gewohnt. Oft hatten wir keine Kohlen im Winter, und London ist kalt. Wenn ich nicht eine Freundin gehabt hätte, deren Eltern einen Narren an mir gefressen hatten, wir hätten häufig keinen Schlaf gefunden vor bohrendem Hunger. Ach ja, und dann kam ja noch das Geld vom Bischof, in dessen Haus nun ein neuer kleiner Prinz Newman wohnte. Aber ich ziehe lieber wieder in ein kaltes Zimmer als in ein kaltes, verlogenes Haus, geschweige denn in ein verlogenes Leben. Du hast eben kein Rückgrat.«
      Die Flecken in Freds Gesicht leuchteten jetzt feuerrot.
      »Du sitzt auf einem verdammt hohen Ross!«, fauchte er. »Und du verurteilst mich einfach in Bausch und Bogen. Was meinst du, was mir die Sache mit Matui für einen Höllenärger eingebracht hat? Mein Schwiegervater ist stocksauer auf mich, weil ich mich weigere, der Geschichte weiter nachzugehen. Es ist nur Isabel zu verdanken, dass er die Beförderung nicht zurücknimmt. Er hat mir in seinem Zorn sogar mit Rausschmiss gedroht. Isabel versteht mich zwar auch nicht, aber ich habe ihr versprochen, dass wir noch in diesem Jahr heiraten, wenn sie sich bei ihrem Vater für mich einsetzt. Und das habe ich allein für dich getan! Damit deine Geschichte nicht ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird.«
      Vivian lachte bitter auf. »Für mich? Wer von uns beiden hat denn wohl etwas davon, dass niemand erfährt, was den alten Maori umtreibt? Das bist doch du. Denn dann läufst du nämlich nicht Gefahr, dass der Ruf der Newmans einen Riss bekommt.«
      »Du bist gemein, Vivian!«
      »Ja, bin ich das? Wenn ich gemein wäre, dann würde ich zu deinem feinen Schwiegervater gehen und ihm eine ganz andere heiße Geschichte anbieten. Nämlich die von dem Bischof und seinen zwei Kindern! Was meinst du, wie rasch er vergessen würde, dass du seine Tochter heiraten willst? Ich befürchte, dass auch Isabel sich dann schnellstens von dir abwenden würde. Ja, wenn ich gemein wäre, könnte ich dir zeigen, wie es sich anfühlt, wenn

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