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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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wischte.
      »Komm!«, erwiderte der junge Mann und zog sie sanft am Arm aus der Menge. Sie ließ es willenlos geschehen. Dabei musterte sie ihn eindringlich. Er war untersetzt und breit gebaut. Seine Haut schimmerte selbst für einen Maori sehr dunkel; er trug einen Kilt in den Farben Grün und Rot, und am Kinn war er tätowiert.
      Als sie bei einer Wiese ankamen, fragte er: »Soll ich deinen Mann holen? Zu welchem Häuptling gehört er? Ich werde ihn schon finden. Du musst mir nur sagen, wie er heißt. Und du setzt dich hier in den Schatten. Die Frau braucht ihren Mann, wenn ein Kind unterwegs ist.«
      Der fremde Maori streifte ihren Bauch mit einem wehmütigen Blick.
      Nun fand auch Maggy ihre Sprache wieder. »Du hast ein Kind?«, fragte sie verwundert, denn ihrer Schätzung nach war der junge Maori nur wenig älter als sie.
      Er blickte zu Boden. »Ich hatte ein Kind, aber sie sind gestorben. Meine Frau und mein Sohn ...« Er atmete tief durch, bevor er mit fester Stimme fortfuhr: »Nun sag schon, wie heißt dein Mann? Ich werde ihn holen. Du sollst nicht weinen.«
      Maggy kämpfte mit sich. Sollte sie einen Mann belügen, der ihr gerade ganz offen von seinem Schicksal erzählt hatte? Nein, das brachte sie nicht übers Herz.
      »Ich habe keinen Mann.«
      Der junge Maori blickte sie verwirrt an.
      »Was soll das heißen? Ist er bei den Ahnen?«
      Maggy war fest entschlossen gewesen, ihm wenigstens die halbe Wahrheit zu sagen, dass es nämlich ein Kind der Sünde war, das in ihr heranwuchs, aber sein mitfühlender Blick, die menschliche Wärme, die er ausstrahlte, verführten sie zu einer Lüge.
      Sie nickte, während ihr eine dicke Träne die Wange hinunterrollte. Das war gar nicht schwer. Sie musste nur an ihre Mutter denken und daran, wie herzlos man sie in die Mission abgeschoben hatte.
      »Also haben wir das gleiche Schicksal«, flüsterte der Maori sichtlich ergriffen. »Dann verstehe ich deine Tränen. Ich bin übrigens Tiaki.«
      Maggy fühlte sich schlecht. Wie eine Diebin, die etwas gestohlen hatte, was ihr nicht gehörte. Und doch, es tat ihr gut, wie Tiaki, der glaubte, sie teilten dasselbe Schicksal, sich um sie sorgte.
      »Zu welchem der Häuptlinge gehörst du eigentlich?«
      Tiaki blickte verlegen zur Seite und schwieg.
      »Magst du es mir nicht sagen? Bist du einer von Tamati Waka Nenes Männern?«, fragte Maggy.
      Tiakis Miene verfinsterte sich. »Niemals würde ich diesem Verräter dienen!«, entgegnete er heftig.
      »Oh, da habe ich wohl etwas Falsches gesagt«, bemerkte sie entschuldigend, während sie sich in das grüne Gras fallen ließ. Sie konnte nicht länger stehen. Ihr Bauch zog sie förmlich nach unten. Tiaki tat es ihr gleich. Behände ließ er sich zu Boden gleiten.
      »Und von welchem Stamm bist du?«, wollte er nun wissen.
      »Ich habe dich zuerst gefragt«, entgegnete Maggy rasch.
      Tiaki blickte sich nach allen Seiten suchend um. »Kann ich dir vertrauen?«, fragte er und sah sie flehend an.
      Maggy hob die Schultern. »Warum nicht? Wenn du nicht gerade einer von Hone Hekes Männern bist, der sich hier eingeschlichen hat und ...«
      Weiter kam Maggy nicht, weil der Maori ihr die Hand auf den Mund legte. Sie blickte ihn fassungslos an.
      »Kannst du schweigen?«
      Maggy nickte, obwohl sie sich mit einem Mal äußerst unwohl fühlte.
      »Gut, dann will ich es dir verraten. Hone Heke Pokai hat mich geschickt, damit ich mich unter die Leute mische und die Ohren offenhalte.«
      »Du bist ein Spion?«, fragte Maggy sichtlich entsetzt.
      »Leise!«, zischte Tiaki. »Nein, ich bin nur ein Beobachter meines Häuptlings, weil man ihn nicht eingeladen hat.«
      »Kein Wunder!«, giftete Maggy zurück. »Er besteht ja auch darauf, unbedingt diesen Fahnenmast zu fällen. Und das ist nicht rechtens!«
      Tiaki lachte laut auf. »Nicht rechtens? Das sagst du als Maori-Mädchen? Es ist doch nur eine symbolische Handlung. Die Pakeha wollen uns unterjochen, das ist die Wahrheit.«
      »Das ist Blödsinn! Hone Heke Pokai ist ein Verbrecher!« Maggy hatte ihre Worte so laut hervorgestoßen, dass Tiaki ihr nun zum wiederholten Mal die Hand vor den Mund hielt.
      »Du magst von uns denken, was du willst, aber bitte schrei es nicht bis zu den Rotröcken hinüber! Also, in welches Dorf soll ich dich bringen?«
      Maggy suchte nach Worten. Was sollte sie dem hilfsbereiten Maori antworten? Am besten die Wahrheit, beschloss sie.
      »Ich lebe

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