Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Dass Wolfsbrüder ausgeschickt wurden, um Kilthan aufzulauern, ergab ja noch irgendwie Sinn, trotz des Risikos. Warum sollten sie jedoch jetzt noch versuchen, ihn zu töten, da er doch gar nicht mehr in den Diensten des Zwerges stand? Es sei denn …
»Was ist das denn?« Brandark war neben ihn gehumpelt und starrte jetzt finster auf die Tätowierung.
»Ich bin genauso schlau wie du«, erwiderte Bahzell und massierte seinen verwundeten Arm grimmig.
»Aber warum …?« Brandark hielt inne und runzelte die Stirn. »Phrobus soll mich holen! Sie waren die ganze Zeit hinter dir her!«
»Wenn du einen anderen Grund dafür weißt«, Bahzell deutete mit der Hand auf die Leichen am Boden, »würde ich ihn liebend gern hören.«
»Hm.« Brandark zupfte sich nachdenklich an der Nase und schüttelte schließlich den Kopf. »Trotzdem ergibt es Sinn. Es haben zwar alle angenommen, sie hätten es auf Kilthan abgesehen, aber du warst jedes Mal bei ihm, wenn sie einen Hinterhalt versucht haben. Und dieses Feuerschiff in Malgas hätte deine Kutteln ebenso gebraten wie die von Kilthan.«
»Aye. Außerdem, mein lieber Brandark, gibt es meiner Meinung nach nur einen, der mir die Wolfsbrüder auf den Hals hetzen würde.«
»Harnak«, bestätigte Brandark grimmig.
»Oder Churnazh. Beide würden sicher liebend gern auf mein Grab pissen, aber woher zum Teufel wissen sie, wie man die Wolfsbrüder auf jemanden hetzt?«
»Wohl wahr«, antwortete Brandark gedehnt. »Das ist ein wichtiges Argument. Nicht einmal Churnazh würde Sharnâs Meute in Navahk hineinlassen, jedenfalls nicht, solange man sie auch gegen ihn hetzen könnte.«
»Stimmt.« Bahzell hörte auf, seinen Arm zu massieren und warf seinem Freund einen Seitenblick zu. »Denkst du dasselbe wie ich? Dass dieser widerliche Mistkerl Harnack vielleicht noch ekelhafter ist, als wir angenommen haben?«
»Es gefällt mir zwar nicht, aber der Gedanke liegt nahe.« Brandark seufzte. »Wundervoll. Wir haben noch Hunderte Werst vor uns und ein Rudel Wolfsbrüder auf den Fersen.«
»Na ja, vielleicht kosten wir sie ja so viel Blutzoll, dass sie lieber aufgeben«, knurrte Bahzell mit einem freudlosen Lächeln. »Sechzehn hier, fünfzehn in Saramfal, das sind eine Menge toter Wölfe, Brandark. Wie viele Beerdigungen kann sich Harnak wohl noch leisten?«
»Darauf würde ich nicht setzen, Freund«, mischte sich Talamar ein und machte das Zeichen der Keule des Kriegsgottes. Der Hradani zuckte bei dieser Geste zusammen. »Tomanâk weiß, dass kein anständiger Mensch etwas mit ihnen zu tun haben will«, Talamar stieß verächtlich mit der Stiefelspitze gegen einen Leichnam, »aber eines ist klar: Wenn die Wolfsbrüder einmal das Gold von jemandem genommen haben, erledigen sie ihre Arbeit. Das müssen sie auch, denn sie haben einen Ruf zu verlieren.«
»Sie erledigen ihr Opfer, falls es ihnen gelingt«, verbesserte ihn Bahzell grimmig. »Ich glaube, dass sie diesmal einen größeren Bissen verschlingen wollen, als sie kauen können.« Er schüttelte sich und sah Alwith an. »Sei es, wie es mag, wir wollten keinen Ärger in dein Haus bringen. Wir werden aufbrechen, bevor es noch schlimmer wird.«
Der Wirt sah aus, als fiele ihm ein Stein vom Herzen, doch er schüttelte heftig den Kopf. Sein Bruder wiederholte die ablehnende Geste.
»Ihr habt eure Zeche im Voraus bezahlt« widersprach Talamar, »und steht damit unter dem Schutz unseres Hauses. Außerdem ist dein Freund viel zu krank, um in einer solchen Nacht weiterzureiten.
Nicht zu vergessen, dass es Tomanâk gar nicht gefallen würde, wenn wir euch einfach hinauswerfen.«
»Davon rede ich auch gar nicht«, erwiderte Bahzell. »Wir gehen aus freiem Willen.« Ihm gefiel es genauso wenig wie Talamar, Tothas in die Nässe hinauszuschicken, doch das war sein Problem, nicht das der Angcaraner. Es gab keinen Grund, diese Leute in diese Sache hineinzuziehen, und er schuldete Talamar ohnehin schon sein Leben. Es wäre ihm schlecht entgolten, wenn er ihn dafür dem sicheren Tod überantwortete, und Talamars wiederholte Anspielung auf Tomanâk machte die Sache noch schlimmer. Bahzell witterte wieder eine Bestechung, und das hier war keine verlassene Höhle. Hier konnte es das Leben Unschuldiger kosten.
»Das spielt keine Rolle«, hielt Talamar entschieden dagegen. »Der Schwertgott kennt nur einen Weg, mit solchem Abschaum umzugehen, und es würde uns entehren, wenn wir euch ihnen allein überließen. Erst recht, wenn ihr beide verletzt seid
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