Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
dem Zischen, wenn sich ein Regentropfen in den Schornstein verirrte, und hätschelten zwei der größten Bierhumpen, mit denen der Lachende Gott aufwarten konnte. Die anderen Gäste hatten ihnen mit etwas mehr Hast als Würde Platz gemacht, hatten sich jedoch bald wieder beruhigt, und Bahzell streckte seine Beine zum Feuer, während er sein Bier genoss … und die überraschten Gesichter um ihn herum. Brandarks eleganter Aufzug erstaunte alle, und einige von denen, die sicherheitshalber aus seiner Nähe geflohen waren, rückten
neugierig wieder heran, als er seine Balalaika auspackte und anfing zu spielen.
Es dauerte nicht lange, bis ihn einer der mutigeren Gäste aufforderte, ein Lied zu spielen. Die Blutklinge gehorchte lächelnd. Allerdings hatte Brandark mit – wie Bahzell leise kommentierte – ungewohntem Taktgefühl darum gebeten, dass jemand anders sänge. Mittlerweile saß er mit zwei Gästen zusammen und spielte leise Akkorde, während jemand eine Melodie auf einer Holzflöte spielte. Er nickte im Takt, während er der Melodie folgte, und Bahzell vermutete, dass das Trio wohl schon bald nach jemandem rufen würde, der ihre gemeinsamen Bemühungen mit seinem Gesang begleitete.
Der Rausschmeißer hatte sie zunächst scharf im Auge behalten, aber seine Blicke waren nicht feindselig, sondern nur wachsam. Schließlich jedoch hatte auch er sich entspannt, als Brandark anfing zu spielen. Alles in allem war das der herzlichste Empfang, den man den beiden Hradani bisher außerhalb ihres Vaterlandes gemacht hatte.
Und es schien auch eine lohnende Nacht für den Lachenden Gott zu werden. Vielleicht, sagte sich Bahzell sarkastisch, weil zwei »zahme« Hradani eine echte Attraktion waren. Es waren nur wenig Gäste gegangen, und die Neuankömmlinge drängten sich bald im ganzen Schankraum. Der Wirt hatte zwei weitere Bedienstete gerufen, die den hart schuftenden Schankmädchen halfen, stand persönlich hinter der Bar und musterte mit fröhlichem Blick das florierende Geschäft. Immer mehr Leute kamen zu zweit oder zu dritt herein und suchten sich Sitzplätze. Bahzell hob seinen Krug zum Zeichen, dass er nachgefüllt werden sollte.
Eines der Schankmädchen kam auf ihrem Rückweg zur Bar bei ihm vorbei, sammelte den leeren Krug ein und schob ihn geschickt auf ihr Tablett, das schon von Krügen überquoll. Bahzell betrachtete Brandark. Die Blutklinge nickte heftig, und einer der Einheimischen winkte einem Burschen mit einer tiefen Stimme, der bereits zwei Lieder gesungen hatte und …
»Pass auf, Hradani!«
Der Schrei gellte durch den Schankraum. Noch während Bahzell vor Überraschung den Kopf herumriss, sah er eine Bewegung aus dem Augenwinkel und warf sich instinktiv zur Seite.
Der Schrei hatte auch den Mann überrumpelt, der sich hinter den Pferdedieb geschlichen hatte, doch er zauderte nur eine Sekunde lang. In der nächsten riss er seine geballte Faust an die Lippen und blies.
Etwas zischte mit dem pfeifenden Geräusch des Atemstoßes an Bahzell vorbei und prallte mit einem metallenen Pling von dem blanken Kupferkessel über der Esse ab. Der Hradani senkte den Kopf und nahm undeutlich wahr, wie Brandark von seinem Stuhl hochschoss und der Rausschmeißer über die Bar unter den Tresen griff. Einen Moment lang herrschten allgemeine Verwirrung und Bestürzung, aber Bahzell ließ den Kerl, der versucht hatte, ihn zu töten, nicht aus den Augen. Der Fremde öffnete die Faust und schleuderte die kleine, hohle Röhre, die er darin gehalten hatte, ins Feuer, während er mit der anderen Hand unter seinen Umhang griff.
Ein Kurzschwert blitzte auf, und Bahzell riss seinen Dolch heraus, doch eine Welle aus Leibern löste sich aus der Anzahl der Gäste, bevor er sich auch nur rühren konnte. Mindestens zehn Männer sprangen von den Tischen und Bänken auf und stürzten sich auf ihn. Alle waren bewaffnet.
Bahzell fluchte, trat einen Schritt zurück und hakte seinen Fuß unter die Bank, auf der er gesessen hatte. Sein Angreifer duckte sich hastig, als die massive Holzbank nach oben schoss – und konnte ihr gerade noch ausweichen. Drei andere jedoch gingen zu Boden und rissen ihre Kumpane mit, während Bahzell mit angelegten Ohren ihren Anführer angriff.
Er wusste nicht, wer diese Leute sein mochten, aber jeder war mit einem Kurzschwert bewaffnet, der längsten Waffe, die man unter einem Wams oder einer Koppel verbergen konnte, und hielt in der anderen Hand einen Dolch. Sie verstanden offenbar auch, damit
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