Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
durch die Luft, während er einen weiteren Gegner niederstreckte. Die Armbrust sang wieder – und alles hörte genauso schlagartig auf, wie es angefangen hatte.
Bahzell stützte sich mit den Schultern gegen den Sims der Esse, fühlte die Hitze des Feuers in seinem Rücken und atmete keuchend, während er sich nach weiteren Feinden umsah. Vergeblich. Dafür versickerte das Blut aus sechzehn Leichen im Sägemehl des Schankraums, und Bahzell ließ den Dolch langsam sinken.
Der Rausschmeißer neben ihm seufzte und senkte seine eigene Waffe. Der Pferdedieb warf ihm einen kurzen Dankesblick zu und trat an ihm vorbei, während sich Brandark sehr langsam hinsetzte. Sein linkes Bein war blutüberströmt. Bahzell kniete sich vor seinen Freund, riss das Hosenbein auf und sank dann erleichtert zusammen. Der Schnitt blutete zwar schlimm, es war jedoch nur eine flache Fleischwunde im Oberschenkel, kurz unterhalb der Hüfte, die weder Muskeln noch Sehnen in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Der Pferdedieb riss ein Stück Stoff von der Tunika eines Toten ab, der Rausschmeißer aber drängte ihn mit der Schulter zur Seite.
»Versorg dich lieber zuerst selbst, Hradani«, riet er ihm, und Bahzell ließ sich auf die Hacken sinken, während er benommen auf seinen eigenen, blutenden Arm schaute.
Auf der Treppe polterten hastige Schritte, und im nächsten Augenblick trennten kräftige, zarte Hände seinen Ärmel auf. Zarantha baumelte noch Tothas’ Köcher über der Schulter, während die gespannte Armbrust ihres Leibgardisten neben ihr im Sägemehl lag. Sie stieß eine leise Verwünschung aus und tastete Bahzells Wunde behutsam ab. Rekah kam etwas langsamer die Stufen herunter und umklammerte Tothas’ Säbel mit beiden Händen. Immerhin am richtigen Ende.
Bahzell zischte vor Schmerz, als Zarantha seinen Arm drehte, um ihn besser versorgen zu können, und wandte dann den Blick
ab, während sie ein sauberes Tuch – woher auch immer sie es eigentlich genommen hatte – darum band und es fest verknotete. Interessiert registrierte Bahzell, dass vier Leichen Pfeile im Rücken oder in der Brust steckten. Er wollte gerade eine Bemerkung machen, als Zarantha sein Kinn packte und seine blutende Wange untersuchte.
»Hatte ich Euch beiden«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor, während sie das Blut aus der Wunde tupfte, »nicht eingeschärft, dass Ihr keine Prügelei anfangen sollt?«
19
D IE REAKTION DES WIRTES verblüffte Bahzell. Er rief zwar die Stadtwache, aber trotz des Gemetzels kam er nicht einmal auf die Idee, seine Gäste an die Luft zu setzen.
Der Rausschmeißer trug einen vielleicht nicht unwesentlichen Anteil daran. Die Brüder diskutierten erregt, während sie auf das Eintreffen der Wache warteten. Und ihre Unterhaltung wurde noch hitziger, als sich der Rausschmeißer bückte, das Wams eines Toten aufriss und dessen linke Schulter entblößte. Bahzell beobachtete, wie sie sich über den Leichnam beugten, während Zarantha den Schnitt in seiner Wange mit kleinen, ordentlichen, aber sehr schmerzhaften Stichen nähte. Als sie fertig war, legte er ihr dankend die Hand auf die Schulter und ging dann zu den beiden Brüdern.
»Danke, Freund«, sagte er zu dem Rausschmeißer. Der zuckte nur mit den Schultern.
»Es ist meine Aufgabe zu verhindern, dass in diesem Schankraum Gäste ermordet werden.«
»Das kann wohl sein, aber deine Arbeit verlangt nicht von dir, dich mit solch merkwürdigen Leuten herumzuschlagen, und das sind Leute, die du nicht einmal kennst.« Bahzell umklammerte seinen Unterarm im Kriegergruß. »Mein Name ist Bahzell Bahnakson aus Hurgrum, und wenn ich oder jemand aus Hurgrum jemals etwas für dich tun können, würde es mich freuen, wenn du es mich wissen ließest.«
»Vielleicht komme ich darauf zurück, Freund Bahzell«, erwiderte der Rausschmeißer mit einem gepressten Lächeln. »Da wir gerade die Honneurs machen – ich bin Talamar Rahterson und das da …«, er deutete mit dem Daumen auf den Wirt, »ist mein Bruder Alwith.«
»Ich freue mich, euch kennen zu lernen.« Bahzell tauschte auch mit Alwith den Kriegergruß aus, den der Wirt erwiderte. Doch seine Augen schimmerten dabei sorgenvoll.
»Ich würde sagen, du hast dir irgendwo jemand sehr Mächtigen zum Feind gemacht«, fuhr Talamar fort und deutete auf den Leichnam. Bahzell legte die Ohren an, als er die Skorpiontätowierung auf der Schulter des Toten sah.
»Aye, scheint so«, sagte er leise, während sich seine Gedanken überschlugen.
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