Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
mitgenommen, als er gegangen ist.«
»Es war in Mindanwe-Sirup getaucht. Ein Kratzer davon, und du wärest nach wenigen Sekunden tot gewesen. Alle hätten angenommen, dein Herz wäre in deiner Brust explodiert, was es auch getan hätte. Sobald du am Boden gelegen hättest, hätte er sich über dich gebeugt, um dir zu ›helfen‹, und dabei den Pfeil aus deinem Hals gezogen, während er dich angeblich ›untersuchte‹.«
Es lief Bahzell eiskalt über den Rücken. Gift. Die abscheuliche Waffe eines Feiglings, und dennoch sehr wirkungsvoll.
»Entschuldige, und versteh das nicht falsch, aber du klingst so, als hättest du damit Erfahrung«, sagte er leise.
»Habe ich auch. Alwith und ich haben vor einigen Jahren bei
einer Söldnertruppe in Ferenmoss gedient. Dieser Bürgerkrieg ist ein Albtraum, bietet uns Söldnern jedoch immer Brot und Lohn. Nur war unsere Truppe etwas zu gut, denn jemand auf der anderen Seite hat uns die Wolfsbrüder auf den Hals gehetzt. Wir haben in weniger als zwei Wochen die Hälfte unserer Offiziere verloren, und Alwith und ich haben dann den Mistkerl erwischt, der unseren Hauptmann mit einem dieser verdammten Blasrohre ermordet hat. Hauptmann Vakhan war ein guter Mann, und ich freue mich immer, wenn ich mein Schwert in einen von diesem räudigen Abschaum rammen kann, der ihn umgebracht hat …«
Talamar brach ab und zuckte beinahe entschuldigend die Achseln. Bahzell legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Es tut mir für deinen Hauptmann Leid, aber ich bin froh, dass du es rechtzeitig bemerkt hast.«
»Vermutlich hat fast alles auch seine gute Seite.« Der Angcaraner seufzte und schüttelte sich dann kurz. »Ich habe bereits Boten ausgeschickt, und in Kürze wird ein Dutzend Söldner hier eintreffen. Es sind gute Männer, von denen die meisten mit uns in Ferenmoss gekämpft haben. Sie wollten hier in der Nähe überwintern. Wenn sie hören, dass Wolfsbrüder in Angcar herumschnüffeln, werden sie nur zu gern ein oder zwei Nächte unser Bier trinken, also können du und deine Leute sich richtig ausschlafen.«
»Aye, das tun wir.« Bahzell winkte Brandark, ihm zu folgen, während er langsam die Treppe hinaufstieg.
Sie bekamen auch Schlaf, aber nicht sofort. Zarantha war noch wach, was Bahzell nicht sonderlich überraschte. Sie bestand darauf, die Wunden, die sie verbunden hatte, noch einmal zu untersuchen. Außerdem musste ihr Bahzell natürlich haarklein berichten, was passiert war und warum – obwohl sie sich schon einiges zusammengereimt hatte. Er verschwieg den nächtlichen Besuch der Göttin, aber das spielte ohnehin keine große Rolle.
Zarantha hörte ihm bemerkenswert gelassen zu, aber ihre dunklen Augen hatten einen gehetzten Ausdruck, als er schließlich
fertig war. Rekah saß ruhig neben Tothas’ Bett. Ihr ovales Gesicht war leichenblass. Aber sie sagte nichts, und Bahzell berührte sanft Zaranthas Knie.
»Mädchen«, er verzichtete auf das »Mylady«, mit dem er sie gewöhnlich anredete, »Ihr habt Euch mit unserer Verpflichtung mehr Ärger eingehandelt, als wir alle geahnt haben. Ich weiß, dass Ihr Hilfe braucht, um nach Hause zu kommen, aber ich denke, Ihr solltet überlegen, ob ausgerechnet wir die geeignete Hilfe für Euch sind.«
»Wegen der Wolfsbrüder?«
»Natürlich wegen der Wolfsbrüder! Ich habe Euch erzählt, warum Harnak meinen Tod will, er und sein Vater. Zwei Hradani sind kein besonders schwer auszumachendes Ziel. Wir werden sie Euch wieder auf den Hals hetzen und …« Er hielt inne und seufzte. »Mädchen, glaubst du etwa, Brandark und ich wüssten nicht, dass ihr Eure eigenen Schwierigkeiten habt? Wir wollen sie nur nicht noch komplizierter machen.«
»Und das sagt Ihr mir, nachdem ich Euch so in die Falle gelockt habe?« Zarantha blinzelte die Tränen aus ihren Augen, Bahzell zuckte jedoch nur die Achseln.
»Ich kann nur mir selbst die Schuld geben, dass ich mich überhaupt in Eure Angelegenheiten gemischt habe, und Ihr habt mich schließlich vor dem Kerker und ni’Tarths Dolch bewahrt. Aye, und außerdem hätten die Wolfsbrüder vor Begeisterung bestimmt geheult, wenn ich wie ein Schaf am Schlachttag in einer Zelle auf sie gewartet hätte!«
»Ihr könnt nur Euch die Schuld geben«, wiederholte Zarantha leise, wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte ihn strahlend an. »Ihr seid nicht einmal halb so hart, wie Ihr die Leute glauben machen wollt, stimmt’s, Bahzell Bahnakson? Erst das Mädchen in Navahk, und jetzt ich. Und
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