Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
nickte.
»Euch. Der Diener könnte scheitern, was zwar höchst unwahrscheinlich ist, aber Bahzell scheint von jemandem beschützt zu werden. Doch auch er, wer er auch sein mag, wird dem Hradani nicht mehr helfen können, wenn die Klinge, die ihn töten soll, im Blut des Opfers geweiht wurde. Aber eine Menschenhand muss diese Klinge schwingen, und da Ihr als Anhänger des
Skorpions von Bahzell am direktesten beleidigt wurdet, dürft Ihr sie führen.«
»Ich … darf sie führen?« Harnak starrte Tharnatus entsetzt an.
»Ihr, mein Prinz. Es ist Eure Bestimmung, denn Ihr und Bahzell seid Gegengewichte in einem Kampf geworden, der noch bedeutsamer ist als der zwischen Navahk und Hurgrum. Ihr beide seid Prinzen, und der Krieg, zu dem ihr gerufen wurdet, ist von gewaltigerer Tragweite, als selbst ich es erkannt habe. Ihr steht in diesem Krieg an der Seite des Skorpions, und nur durch Euch kann Seine größte Macht entfesselt werden.«
»Aber Ihr sagtet doch, dass sich Bahzell im Reich des Speeres aufhält!«, protestierte Harnak verzweifelt.
»Das stimmt. Sobald das Ritual vollzogen wurde, müsst Ihr ebenfalls dorthin reisen und ihn suchen.«
»Jetzt? Mitten im Winter?« Die Idee entsetzte Harnak geradezu, allerdings längst nicht so sehr wie die Vorstellung, Bahzell nur mit einem Schwert in der Hand gegenüberzutreten, ganz gleich, ob die Klinge verhext war oder nicht. »Die Reise dauert bei diesem Wetter Wochen, was sage ich, Monate! Wie soll ich das meinem Vater gegenüber rechtfertigen? Und wer weiß, wo Bahzell sein wird, wenn ich dort ankomme?«
»Der Skorpion braucht Eure Dienste«, erwiderte Tharnatus streng. Harnak schluckte vernehmlich und der Priester milderte den scharfen Tadel mit einem beruhigenden Lächeln. »Kopf hoch, mein Prinz! Es gibt Antworten auf all Eure Sorgen.«
»Ach ja?«
»Allerdings. Ihr werdet Eurem Vater mitteilen, Ihr hättet gehört, dass Bahzell ins Reich der Roten Lords zu reisen gedenke, und dort mit dem Schiff im Frühling den Speerfluss hinauf nach Hurgrum segeln will. Die Wolfsbrüder werden Sorge tragen, dass ein ›Reisender‹ mit eben dieser Nachricht in den nächsten Tagen in der Stadt eintrifft. Churnazh wird ebenso begierig darauf sein wie wir, dass Bahzell dies auf keinen Fall gelingt. Prinz Bahnak ist über den Herbst und Winter immer weiter erstarkt. Im Frühling könnte er möglicherweise in der Lage sein, erneut gegen Navahk ins Feld zu ziehen. Jedenfalls fürchtet Churnazh das, und
er weiß genauso gut wie wir, wie sehr die Gerüchte Eure Stellung als Kronprinz schwächen. Euer Verlangen, Bahzell ein für alle Mal zu erledigen, wird ihm vollkommen vernünftig erscheinen, denkt Ihr nicht?«
Harnak nickte unwillkürlich, und Tharnatus zuckte beiläufig die Achseln.
»Unter diesen Umständen gehe ich davon aus, dass er Euch nicht nur gehen lässt, sondern Euch auch eine ansehnliche Eskorte mitgibt. Ihr werdet in Krelik an Bord eines Schiffes gehen und von dort den Speerfluss hinuntersegeln. Mit etwas Glück solltet Ihr das Reich des Speeres erreichen, bevor Bahzell wieder auftaucht.«
»Ich soll in Krelik ein Schiff besteigen?« Harnak sprang vor Schreck auf. Der Gedanke, Bahzells Spuren über Land dem Lauf des Sarams entlang zu folgen war schon schlimm genug. Aber dies war blanker Wahnsinn! »Wie soll ich Krelik denn erreichen?« Unter Tharnatus’ vorwurfsvollem Blick riss er sich zusammen und senkte die Stimme. »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass mir die anderen Stämme der Pferdediebe eine sichere Passage durch ihre Länder gewähren? Keiner von ihnen würde es riskieren, Bahnak dermaßen zu reizen!«
»Ihr werdet die Länder der Pferdediebe meiden«, erklärte Tharnatus. »Und nein«, fuhr er fort, als Harnak etwas einwenden wollte, »ich bin nicht so dumm Euch vorzuschlagen, die Ebene des Windes zu überqueren. Ihr umgeht die Gebiete der Pferdediebe in südlicher Richtung.«
»Über den Trollhag und durch das Geistermoor …?«, stieß Harnak erschüttert hervor und schluckte würgend. Trolle waren alles andere als intelligent und schliefen im Winter gewöhnlich in ihren Höhlen. Aber dafür waren sie drei Meter große, immer hungrige Killermaschinen. Wenn einer davon mitten im Winter Frischfleisch witterte, würde ein ganzer Haufen von ihnen aus dem Boden auftauchen. Und was das Geistermoor betraf …
»Über den Trollhag und durch das Geistermoor«, bestätigte Tharnatus. »Der Skorpion wird Euch beschützen, obwohl«, fügte
er nachdenklich hinzu,
Weitere Kostenlose Bücher