Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
meisten Sterblichen hält einen solchen Kontakt nicht lange durch. Die Magier können zwar mehr ertragen, aber zu viel davon würde selbst sie ausbrennen.«
»Das ist ja sehr beruhigend!«, versetzte Bahzell bissig, und Tomanâk lachte wieder.
»Du bist noch nicht in Gefahr, Bahzell. Du hast einen sehr widerstandsfähigen Verstand, und ich wäre nicht hier, wenn ich ihn schädigen würde.«
»Sehr tröstlich.« Bahzell schaute noch einen Moment lang finster in die Wolken hinauf, und zuckte schließlich mit den Schultern. »Wenn du schon mal da bist, kannst du dich auch nützlich machen und mir sagen, was da vor uns passiert.«
»Ich sagte, deine Weigerung mich zu fragen sei nur ein Grund unter anderen«, erinnerte ihn Tomanâk. »Es gibt noch welche.«
»Und welche?«
»Erstens wäre das beinahe eine direkte Einmischung. Das kann selbst ein Gott nicht zu oft riskieren, also sparen wir uns das lieber für wirklich wichtige Gelegenheiten auf. Außerdem gibt es Dinge, die du nicht wissen solltest. Wenn ich dir alles verrate, wirst du dich irgendwann darauf verlassen. Danach beruhen deine Entscheidungen nur noch auf dem, was ich dir sage, und du wärest nach einer Weile genau das, was du so unbedingt vermeiden willst: eine Marionette, die nach den Neuigkeiten tanzt, die ich ihr gebe.«
»Hm.« Bahzell kaute unschlüssig an seiner Lippe und nickte zögernd.
»Was ich für meine Paladine tun will – und tun kann«, fuhr Tomanâk fort, »ist, sie zu stärken, wenn sie es benötigen. Ihre Entscheidungen müssen jedoch ihrem eigenen Willen entspringen. Sie kennen meinen Kode und ihre eigenen Herzen, aber es ist die Ausübung ihres freien Willens und der Glaube an ihren eigenen Mut, der sie erst zu Paladinen macht. Ein Krieger, der an der Hand geführt und vor jeder Gefahr geschützt wird, ist eine leere Hülle. Wenn ich sie zu weniger mache, als sie sein könnten, betrüge ich sie und mache sie gleichzeitig unbrauchbar für die Aufgaben, für die ich sie benötige. Sie glichen dann Schwertern, die ihre Schärfe verloren haben.«
Bahzell nickte wieder, diesmal weniger zögernd, und seufzte. »Das verstehe ich. Aber in diesem Fall wäre ich dir dankbar, wenn du mich nicht ohne Vorwarnung ansprechen würdest.«
»Das könnte etwas schwierig sein«, erwiderte Tomanâk beinahe entschuldigend. »Ein Teil meiner Aufmerksamkeit ist ständig auf dich gerichtet, und wenn du Fragen hast, die deine Entscheidungen möglicherweise beeinflussen könnten, schulde ich dir Antworten. Zumindest jedoch eine Erklärung, warum es keine Antworten gibt. Mir ist klar, wie viel ich von dir verlange, und du verdienst die umfassendste Erklärung, die ich dir geben kann, solange du deine Entscheidung durchdenkst. Bis du also deine
Wahl getroffen hast, ganz gleich, wie sie aussieht, werde ich dir, fürchte ich, weiterhin ›in den Ohren liegen‹, wenn du eine Frage an mich denkst.«
»Aber das will ich nicht!«, stieß Bahzell hervor.
»Gut möglich, aber ich bin nicht nur der Gott des Krieges, Bahzell, sondern auch der der Gerechtigkeit, und es wäre ungerecht, dir nicht zu erklären, was ich erklären kann. Wenn du nichts von mir hören willst, denk einfach nicht an mich!«
»Ein wirklich guter Ratschlag! Und wie soll ich nicht an dich denken, da du doch mein Leben vollkommen umkrempeln willst?«
»Indem du eine Entscheidung triffst, so oder so«, gab Tomanâk mit unerbittlicher Freundlichkeit zurück. »Bis dahin …«
Bahzell empfand so etwas wie ein unsichtbares Schulterzucken. Danach war die Stimme aus seinem Verstand verschwunden, und er hörte nur noch das Heulen des Windes, das immer stärker wurde, während der Schnee immer dichter fiel. Er knurrte leise und hatte das Gefühl, dass ihn jemand wirklich übel missbrauchte. Was ihn nur noch wütender machte, weil ihm gleichzeitig unangenehm bewusst war, dass er sich kindisch anstellte. Auch wenn ihn die unerwarteten, lautlosen Gespräche mit Tomanâk fast wahnsinnig machten, musste er zugeben, dass der Gott Recht hatte: Wer jemanden um seine Loyalität bat, schuldete demjenigen auch eine umfassende Erklärung darüber, was dies bedeuten konnte. Bahzells Pech war, dass ein Gott alles erklären konnte. Oder aber, wie in diesem Fall vielleicht, eben gerade nicht.
Er riss sich zusammen. Diskussionen mit Göttern mochten sehr beeindruckend sein, aber sie halfen einem trotzdem in einem weit geringeren Maß weiter, als die alten Legenden behaupteten. Es hing immer noch nur an Brandark
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