Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
ihren Taten erkannte ich sie, aufgrund der Statuten verurteilte ich sie, durch meinen Schwur richtete ich sie«, deklamierte er und wandte sich schließlich ab.
30
E S GAB KEIN MORGENGRAUEN. Der Sturm wütete unausgesetzt weiter und tobte wie ein entfesselter Gigant, während Bahzell am Feuer saß und ihre Gefangenen beobachtete.
Es waren elf, sechs Söldner der Carnadosaner und fünf Wolfsbrüder. Ein Meuchelmörder lag im Sterben, und seine vier Gefährten und zwei Söldner waren schwer verletzt. Kalter Hass drängte den Hradani, ihnen allen die Gurgel durchzuschneiden, aber der Nachgeschmack der Blutrunst war wie Gift in seinem Mund, schmeckte wie Kupfer mit zu viel Blut und nach zu viel Begeisterung, während er es vergossen hatte. Außerdem … diese Männer hatten sich ergeben. Sie jetzt zu töten wäre kaltblütiger Mord gewesen, kein Tod im ehrlichen Kampf. Bahzell Bahnakson war kein Wolfsbruder.
Dreizehn Leichen lagen steif gefroren außerhalb der Wärme des Lagerfeuers. Die restlichen Handlanger der Schwarzen Hexer waren in den tosenden Schneesturm hinausgeflohen, die meisten ohne Mäntel, und einige sogar ohne Stiefel. Nur wenige würden diesen Sturm überleben, und dieser Gedanke erfüllte Bahzell mit trüber Befriedigung, während er Zarantha anschaute.
Sie lag ihm gegenüber auf der anderen Seite des Lagerfeuers und die dunklen Lider ihrer geschlossenen Augen wirkten in dem kalkweißen Gesicht wie Wunden. Ihr Kopf ruhte im Schlaf auf Wencits Oberschenkel. Ihre Häscher hatten strengstens vermieden, sie körperlich zu missbrauchen, denn sie wollten sie stark und gesund zur Opferung bringen. Zarantha von Jashân war stark. Doch der Schrecken, den sie hatte ertragen müssen, als sie einem fürchterlichen Tod willenlos entgegenritt, gefangen in ihrem eigenen Körper, hatte sie schwer gezeichnet. Und der
Zwang, unter dem sie stand, war auch nach dem Tod ihrer Häscher nicht von ihr gewichen.
Wencit hatte sich mit grimmiger Miene über sie gebeugt, während Bahzell hinter ihr kniete und ihren Rücken gegen sein Knie stützte. Mit flammenden Augen reinigte der Zauberer sie von dem Fluch der Hexerei in ihr. Bahzell fühlte Zaranthas furchtbare Krämpfe, als Wencits heilender Zauber mit dem furchtbaren, hartnäckigen Schleier rang, der sich um ihre Seele hüllte, hörte ihr gequältes Stöhnen, als der Zwang widerwillig nachgab, bis er unter der Macht von Wencits Willen riss, und schloss Zarantha in die Arme. Sie schluchzte krampfhaft an seiner gepanzerten Brust, als der Bann brach. Er strich ihr über das schwarze Haar, murmelte ihr beruhigende Worte zu und hielt sie wie ein Kind. Sie klammerte sich an ihn und barg ihr Gesicht an seiner Brust.
Ihre Qualen hatten Bahzells Wut auf die Gefangenen neu entflammt, die so glühend war, dass er sie beinahe abgeschlachtet hätte, Mord oder nicht. Er hatte es nicht getan. Stattdessen hielt er Zarantha fest. Sie sank nicht in seiner Achtung, nur weil sie weinte, denn gerade Hradani kannten das hilflose Entsetzen nur zu gut, das den überkam, der sich in den Klauen von Hexern befand.
Zarantha fand ihre Beherrschung jedoch viel schneller wieder, als Bahzell erwartet hätte. Offenbar half ihr die Disziplin der Magier dabei. Sie hob den Kopf und lächelte ihn aus tränenfeuchten Augen an.
»Jetzt schulde ich dir schon wieder mein Leben, Bahzell Bahnakson«, flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte noch unter den Nachwirkungen der Tränen. »Ach Bahzell, Bahzell! Welcher Gott hat mir dich und Brandark geschickt – und wie kann ich dir deine Güte jemals entgelten?«
»Still, Mädchen«, grummelte er und klopfte ihr rau und ungeschickt auf die Schultern, verlegen wie ein Frischling unter ihrem strahlenden Blick. »Das musst du nicht, nicht uns!«
»O doch, das muss ich, und zwar genau euch beiden.« Sie reichte Brandark die Hand, und die Blutklinge drückte sie ganz
sanft. »Ich habe euch angelogen, euch mit List in diese Angelegenheit hineingezogen, und dennoch seid ihr mir zu Hilfe gekommen.«
»Pah!«, stieß Brandark verächtlich hervor. »Für diesen Lulatsch da war das ohnehin nur ein kleiner Ausflug! Ich dagegen …!«
Zarantha lachte gurgelnd unter Tränen, und schüttelte den Kopf, bis Bahzell ihr Gesicht in seine große Hand nahm und es sanft zu sich drehte.
»Mädchen, du hast nicht gelogen. Du hast uns zwar nicht die ganze Wahrheit gesagt hast, das wohl. Aber hältst du uns beide wirklich für dumm? Natürlich wussten wir, dass du einen Grund dafür
Weitere Kostenlose Bücher