Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
des Mondlichtes auf blankem Stahl bemerkte. Der Posten stand nicht direkt auf dem Grundstück, sondern auf einem giebelhohen Rundgang, den man um das Dach der höchsten Scheune gezogen hatte. Diese Position gewährte einen ungehinderten Blick über alle Wege, auf denen man sich dem Gehöft nähern konnte. Außerdem hielt nicht nur ein Posten Wache, sondern deren zwei, die jeweils auf einer Hälfte des Rundgangs patrouillierten.
Bahzell legte sich flach auf den Bauch, faltete die Hände und stützte sein Kinn darauf, während er nachdachte. Da unten gab es bestimmt keine bequemen Reittiere, aber jede Schandmähre war zu einem schnelleren Tempo fähig, als dem, das Tala zu Fuß fertig brachte. Nur, wie sollte er an die Tiere kommen? Was mit der Hilfe von zwei oder drei anderen Pferdedieben ein Kinderspiel gewesen wäre, gestaltete sich für Bahzell allein viel schwieriger, vor allem, weil er diese Bauern da unten nicht verletzten wollte, jedenfalls wenn er es vermeiden konnte. Jeder, der ein noch so kleines Anwesen so dicht in Churnazhs Nähe erhalten konnte, verdiente etwas Besseres, als den Tod von der Hand einer Person zu erleiden, die ebenfalls vor Churnazh auf der Flucht war. Also …
Bahzell stieß die Luft gereizt durch die Nase, während er die Posten beobachtete. Es war zwar unwürdig für einen Pferdedieb, doch er hatte es eilig. Und mit etwas Glück würde ja auch niemand von seinem kleinen Fehltritt erfahren.
Er stand lautlos auf und ging zu Tala zurück, um ihr zu sagen, was er vorhatte.
Sie hatten Hunde. Ein Chor aus dumpfem Grollen warnte Bahzell, als sie aus der Dunkelheit auf ihn zukamen. Er legte die Hand auf den Schwertknauf, um seine Waffe rasch ziehen zu können, falls das erforderlich war. Was es zweifellos gewesen wäre, hätte er sich ihnen querfeldein über die Felder genähert. Genau deshalb hielt sich Bahzell sorgfältig in der Mitte des Karrenwegs, der zu den Gehöften führte. Weil er sich nicht heimlich heranschlich, knurrten die Hunde nur drohend, während der Anführer des Rudels laut bellte, um seinen Herrn zu alarmieren.
Bahzell blieb stehen, nahm die Hände vom Schwertknauf und bewunderte die gute Ausbildung der Hunde, während er wartete. Er brauchte sich nicht lange zu gedulden. Ein halbes Dutzend stämmiger Hradani, alle deutlich kleiner als er, aber muskelbepackt und stämmig, was an der schweren Feldarbeit liegen mochte oder auch an ihrem Essen, das gewiss besser war als das der meisten Stadtbewohner, stürmten aus den Türen der Katen. Kalter Stahl glänzte im Mondlicht, als sie ihn umringten. Bahzell konnte ihre abwartende Feindseligkeit deutlich spüren.
»Wer seid Ihr?«, schrie ihn jemand gellend an. »Und was fällt Euch ein, anständige Leute mitten in der Nacht aufzuschrecken?«
»Tut mir Leid, wenn ich Euch erschreckt habe«, erwiderte Bahzell ruhig. »Ich bin nur ein Reisender, der Eure Hilfe braucht.«
»Was? Was war das? Ihr braucht Hilfe?« Es war dieselbe Stimme, die eines Mannes, der jetzt bellend lachte. »Ihr, mit diesem Mordsschwert auf dem Rücken und einem Schuppenpanzer am Wanst, Ihr wollt unsere Hilfe?« Der Sprecher lachte noch einmal. »Für einen schmutzigen, hinterhältigen Dieb seid Ihr verdammt gewitzt, das muss ich Euch lassen!«
»Ich bin kein Dieb, jedenfalls nicht heute Nacht«, erwiderte Bahzell unverändert liebenswürdig und betonte seinen Hurgrum-Akzent. »Allerdings habe ich nichts dagegen, ein paar Schädel zu spalten, falls Ihr mich noch einmal so zu nennen wagt.«
Der Sprecher wiegte sich auf den Fußballen und senkte den Speer, um den Eindringling zu mustern. Bahzell erwiderte unbeeindruckt den Blick des Mannes.
»Ihr seid wohl nicht von hier, oder?«, fragte der Bauer dann langsam, und diesmal lachte Bahzell.
»Das könnt Ihr wohl sagen.«
»Das könnte ich wohl.« Der Bauer legte den Kopf in den Nacken, um zu Bahzell hochzublicken. »Ihr seht eher so aus wie ein Pferdedieb. Seid Ihr einer?«
»Das bin ich. Bahzell, Sohn von Bahnak, Prinz von Hurgrum.«
»Ha! Erzähl uns was anderes!«, höhnte da jemand, aber der Sprecher schüttelte den Kopf und hob die Hand.
»Langsam, Freunde, wir wollen nichts überstürzen. Ich habe einige Geschichten über diesen Bahzell gehört. Er soll so groß sein wie ein Berg, wie alle diese Pferdediebe, und verdammt will ich sein, wenn der Kerl hier kein Hüne ist.«
Bahzell verschränkte die Arme und sah auf die Männer hinunter. Der Größte von ihnen maß kaum einsneunzig, und er sah,
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