Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
lagerten, nicht aus ihrem Rücken.
Er legte seine Hand auf Talas Schulter. Die Haushälterin zuckte zusammen, aber da er ihr vor ihrem Aufbruch wenigstens die einfachsten Grundlagen für das Verhalten im Feld hatte geben können, erstickte sie ihren überraschten Schrei und hielt den Mund fest zugeklappt, während er sie dichter an sich zog.
»Pferde«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie verspannte sich, und er schüttelte kurz den Kopf. »Keine Verfolger. Sie stehen drüben auf der anderen Seite des Hügels.«
Talas Ohr zuckte. Sie atmete erleichtert aus, entspannte sich jedoch nicht ganz. Bahzell wusste ihre Wachsamkeit zu schätzen, aber wenn diese Pferdegeräusche bedeuteten, was sie bedeuten konnten …
»Warte hier«, flüsterte er und verschwand lautlos in die Dunkelheit.
Die Haushälterin sah ihm nach und staunte erneut darüber, dass ein so hünenhafter Krieger wie er sich so geräuschlos bewegen konnte. Er war mehr als dreimal so groß wie sie, dennoch wirkte er, als es dunkel wurde, wie ein Geist und bewegte sich trotz seiner Rüstung und mit Farmahs Gewicht auf den Schultern mit einer Stille, von der Tala bloß träumen konnte. Und jetzt verschwand er lediglich mit einem sachten Kratzen im Unterholz, als ein Ast über seinen Schuppenpanzer glitt. Dann gab es nur noch die Dunkelheit um sie herum.
Der Wind seufzte. Es war das kälteste, einsamste Geräusch, das sie je gehört hatte, und sie erschauerte. Sie versuchte, sich
einen Krieger aus Navahk vorzustellen, der nicht einfach auf Nimmerwiedersehen in der Dunkelheit verschwinden würde. Niemand könnte es Lord Bahzell verübeln, wenn er sie einfach zurückließe. Er hatte bereits mehr als genug für zwei Frauen vom Stamm seines Feindes riskiert. Doch sie konnte sich ebenso wenig vorstellen, dass er sie im Stich ließ, wie sie glauben mochte, dass ein Navahkaner zu ihr zurückkommen würde.
Sie legte Farmahs Kopf in ihren Schoß und hüllte ihren Mantel um sie beide, da sie dieses so übel misshandelte Wesen mit ihrer Körperwärme trösten wollte. Ihre Augen glühten in einem kalten Hass, der stärker war als ihre Furcht. Sie war froh, dass sie Lord Bahzell geholfen hatte, ganz gleich, welche Konsequenzen das für sie haben würde. Er war anders, so wie Fraidahn, ihr längst verstorbener Ehemann, oder wie ihr Sohn, bevor Churnazh ihn mit in den Krieg geschleppt und ihn dort gelassen hatte. Nur war Bahzell stärker. Und freundlicher. Und sanfter. Es fiel einer Mutter schwer, das zuzugeben, aber es stimmte, auch wenn er es so gut wie möglich zu verbergen suchte. Aber vielleicht ließ ein gütiger Gott Durgazh einfach nur weit entfernt von Navahk aufwachsen …
Sie schloss die Augen, gab sich den Erinnerungen an die einzigen Menschen hin, bei denen sie sich jemals den Fehler erlaubt hatte, sie zu lieben, befeuchtete ein Tuch mit Lord Bahzells Wasserflasche und tupfte der bewusstlosen Farmah die schweißnasse Stirn ab.
Das Dickicht erwies sich als recht widerspenstig, doch es hatte Zeiten gegeben, damals auf der Ebene des Windes, wo Bahzell liebend gern drei Finger seiner Linken für ein wenig Deckung gegeben hätte. Schließlich erreichte er den Hügelkamm und hob den Kopf über das Buschwerk. Seine Augen glitzerten, als er sah, was er erhofft hatte.
Kein Wunder, dass hier so viel Unterholz wuchs und einige Bäume sogar neu angepflanzt worden waren. Die volle Scheibe des Mondes stand am Himmel, und so konnte er auch ohne Hilfe der wenigen Lichtstrahlen, die durch die Ritzen der Fensterläden
der drei bewohnten Katen fielen, erkennen, dass das Gehöft unter ihm schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die meisten Außengebäude schienen verlassen – ihren eingefallenen Dächern nach zu urteilen –, aber die bewaldeten Hügel rings um den Hof waren vermutlich in besseren Vor-Churnazh-Zeiten abgeholzt worden. Offenbar aus Mangel an kräftigen Händen waren sie zwar wieder verwildert, doch irgendjemand stemmte sich offenbar dennoch dem gänzlichen Verfall seiner Heimstatt entgegen. Die Gärten in der Nähe der Gebäude wirkten gepflegt, kleine Schaf- und Ziegenherden grasten auf den Weiden, und auf der Koppel … standen Pferde, ein Dutzend.
Bahzell lachte leise und ließ seinen Blick geduldig über die Ansiedlung schweifen. Normalerweise hielten sich die Bewohner solch einsamer Gehöfte Hunde, und vermutlich stand auch jemand Wache. Also, wo würde er einen Wachposten aufstellen ...?
Er spitzte respektvoll die Ohren, als er den schwachen Glanz
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