Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
behutsam von seinen Schultern hinabgleiten und legte sie unter einen Strauch auf den weichen Waldboden. Tala ging ebenfalls in die Hocke, rang nach Luft und zog ihren Umhang fester um sich, als die kühle Nachtluft kalt über ihre schweißnassen Gewänder strich.
Umständlich wischte sich Bahzell den Schweiß von der Stirn. Allerdings war diese Geste weit weniger für Tala bestimmt, als ihm recht war. Die zwei Jahre Einkerkerung in den feindlichen Mauern hatten auch an ihm ihren Tribut gefordert.
Er schüttelte sich und sah sich um. Hradani hatten eine bessere Nachtsicht als die meisten anderen Menschenrassen, und Bahzells Sehvermögen war selbst für seine Rasse überdurchschnittlich. Und das war auch gut so. Er konnte den Pfad, den sie sich durch das Dickicht geschlagen hatten, spielend leicht erkennen, als er auf den Hang zurückblickte. Vielleicht aber war er für die Berittenen, die ihnen auf der Straße gefolgt waren, die sie vor einem Werst verlassen hatten, nicht ganz so deutlich zu sehen.
Jedenfalls hoffte er das und legte die Arbalest über seine Schenkel, während er in die Dunkelheit starrte und nachdachte.
Einige seiner Bekannten und Freunde von früher hätten jetzt zu jedem verfügbaren Gott gebetet, der ihnen einfiel, doch die meisten Hradani hatten für Götter und Gebete nur wenig übrig. Andererseits gab es beängstigend viele, die sich dem Glauben an den einen oder anderen Dunklen Gott verschrieben hatten. Sie lebten in einer feindseligen Welt, und Götter, männliche oder weibliche, die ihre Anhänger mit sofortiger, fühlbarer Macht belohnten, ganz gleich, welchen Preis die Sterblichen dafür zahlen mussten, konnte man wenigstens verstehen. Von all diesen Gottheiten konnte sich Krashnark zweifellos der größten Gefolgschaft
unter den Hradani rühmen. Er war zwar der Gott der Teufel und der ehrgeizigen Kriege, aber welche Fehler man diesem Gott auch vorwerfen mochte, er stand angeblich zu seinem Wort und war kein hinterhältiger Betrüger wie seine Brüder Sharnâ und Fiendark, und weit weniger … gierig als seine Schwester Krahana.
Meistens jedoch hatten die Hradani nur eine Verwendung für ihre Götter: wenn sie jemanden mit einem Fluch belegen wollten. Bahzell selbst wollte mit den Dunklen Göttern gar nichts zu tun haben, und für die Lichten hatte er nur wenig mehr übrig. Ob Dunkel oder Licht, kein Gott hatte seinem Volk in den letzten elf oder zwölf Jahrhunderten seines Wissens etwas Gutes getan. Und er sah nur wenig Grund zu der Hoffnung, dass sie plötzlich für Bahzell Bahnakson ihre Haltung änderten. Mit den Dämonen verhielt es sich allerdings anders. Ein so durch und durch böser, widerwärtiger Dämon konnte, wenn man ihn richtig beschwor, durchaus hilfreich sein. Vorausgesetzt allerdings, man besaß die Mittel und den Mumm, mit Seinesgleichen zu verhandeln.
Er achtete darauf, dass Tala nicht bemerkte, wie er Farmah am Hals den Puls fühlte. Ihr Herzschlag pochte unter seinen Fingern, und er schlug schneller, als ihm lieb war. Sie hatte sich wirklich bemüht, war jedoch schon knapp eine Meile hinter dem Osttor zusammengebrochen. Sie hatte ihn aufgefordert, sie zurückzulassen und sich selbst zu retten, was Bahzell mit einem wortlosen Schnauben kommentiert hatte, bevor er sich das Mädchen einfach über die Schulter warf. Ihre Proteste verstummten, als Erschöpfung und Schmerz sie schließlich übermannten.
Er seufzte, nahm seine Hand von ihrem Hals und strich ihr durchs Haar. Das hätte er niemals getan, wenn es jemand hätte beobachten können. Mitleid war gefährlich, und nachdem man es einmal gezeigt hatte, konnte man es nicht mehr zurücknehmen. Außerdem würden es die Feinde sofort gegen einen einsetzen. Doch ihm drehte sich das Herz in der Brust herum, als er Farmah daliegen sah. Sie war noch so jung und hatte schon so viel erlitten und so viel Verlust in so wenigen Jahren erdulden
müssen. Bahzell war achtunddreißig, was für einen Hradani gerade erst den Eintritt ins Mannesalter markierte. Farmah war nicht einmal halb so alt wie er, und er fletschte unwillkürlich die Zähne, als er sich daran erinnerte, dass er sich von politischen Erwägungen hatte aufhalten lassen, als Harnak bewusstlos zu seinen Füßen lag.
Plötzlich hörte er ein leises Geräusch, erstarrte und drehte seine fuchsartigen Ohren, um die Quelle auszumachen. Es ertönte wieder, und er entspannte sich, als er begriff, dass es vom anderen Ende des kleinen Hügels kam, an dessen Hang sie
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