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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kilthan. Nur die Zwerge behielten angesichts
der unübersichtlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Stämmen der Kleinwüchsigen den Überblick. Trotzdem verdankte Hartan seine Position keineswegs der Vetternwirtschaft. Nur wenige Zwerge besaßen auch nur annährend genug Beinlänge, um auf ein Pferd steigen zu können, und selbst Hartan wirkte auf dem übergroßen Bergpony, das er ritt, ein bisschen merkwürdig. Aber er war so hart und zäh wie die Berge seiner Heimat und außerdem der einzige Mensch, den Bahzell kannte, der seine Streitaxt ebenso geschickt auf einem Pferd wie auch zu Fuß schwingen konnte. Außerdem war es für einen Zwerg sehr untypisch, Tomanâk zu verehren statt Torframos. Bahzell selbst hatte für Götter zwar nur wenig übrig und wusste, dass viele von Hartans eigenem Volk ihn wegen des Gottes, den er verehrte, schief anschauen würden, trotzdem konnte er den Zwerg verstehen. Wenn man schon so verrückt war, überhaupt auf Götter zu setzen, war ein Schwertgott für einen Krieger sicher der bessere Schutzheilige als der Alte Steinbart. Und selbst ein Hradani konnte den Kodex des Tomanâk respektieren, jedenfalls in der Spielart, die Hartan praktizierte. Das Einzige, was den Hradani querkam, war die Forderung des Kodex, dass man jedem Quartier geben musste, der darum bat.
    Der Zwerg nahm seine Männer so, wie sie waren, was bedeutete: Er behandelte jeden, der seiner ziemlich großen Abteilung zugeteilt wurde mit derselben anspruchsvollen Unparteilichkeit. Sein Kommando betrachtete er als die Eliteeinheit von Kilthans Privatarmee, und ihn interessierte eigentlich nur, ob seine Männer seinen Maßstäben in Waffenkunst, Loyalität und Mut genügten. Wenn ja, würde er sich mit ihnen sogar den Ausgeburten der Hölle stellen. Wenn allerdings nicht, so war er bereit, ihnen höchstpersönlich die Gurgel durchzuschneiden. In seiner vorurteilsfreien, wenn auch recht derben Art, mit der er die beiden Hradani akzeptiert hatte, war er allerdings sehr weit gegangen. Aber es war ihm damit gelungen, Bahzell in die kleinmaschige Welt von Kilthans persönlicher Leibwache einzugliedern.
    Der Zwerg hielt seine mächtige Streitaxt, die deutliche Gebrauchsspuren aufwies, in einer Hand und deutete in einem weiten
Bogen auf die steilen, dicht bewachsenen Berghänge, die unter den Schleiern des strömenden Regens schwach zu erkennen waren – und runzelte die Stirn.
    »Dieser Streckenabschnitt ist selbst bei gutem Wetter etwas heikel. Unsere Patrouillen erstrecken sich von hier bis – Phrobus weiß wo –, die Pferde sind müde, und Tomanâk allein mag wissen, wo all die Schluchten und Täler in diesen Bergen münden. In diesem verdammten Regen, den Chemalka uns auf den Kopf prasseln lässt, sind unsere Bogenschützen so gut wie nutzlos! Wenn ich ein pockenverseuchter Brigant wäre, würde ich uns genau hier auflauern, also bleib wachsam, du übergroßer Klumpen Knorpel!«
    Bahzell musterte die Hügel und nickte.
    »Aye«, erwiderte er knapp, streifte sich den Umhang ab und warf ihn nach hinten in den Wagen. Der Kutscher führte sein Gespann von dem mit einer Plane geschützten Bock aus und grinste Bahzell an. In seiner Miene spiegelten sich Mitgefühl und derbe Erheiterung über die bedauernswerte Lage des Hradani. Bahzell erwiderte sein Grinsen. Der Umhang war ohnehin durchnässt und hatte nur den Knauf seines Schwertes verdeckt. Jetzt griff er auf den Rücken und löste den Halteriemen über der Parierstange, was Hartan mit einem anerkennenden Lächeln quittierte, bevor er seinem Pony die Sporen gab und weiter galoppierte. Bahzell hörte, wie er dem Mann auf dem nächsten Wagen mit seiner knirschenden Stimme dieselbe Warnung zuraunzte.
    Der Regen perlte mit aufreizendem Tröpfeln von Bahzells Zopf und sammelte sich in seinen Stiefeln, die bei jedem Schritt quatschten, und fand selbst einen Weg unter seinen Schuppenpanzer. Die Meilen zogen sich auf dem langen und mühsamen Marsch hin und wurden von dem prasselnden Regen, den Schritten der Hufe und Füße, die den Schlamm aufspritzen ließen, dem Rumpeln der Wagenräder und dem Knarren der Lederrüstung punktiert. Bahzell fror, und er war nass bis auf die Knochen. Aber das war er auch schon vorher gewesen und es würde ihm vermutlich auch wieder so ergehen. Doch weder Kälte noch
Nässe konnten seine Aufmerksamkeit von den tropfenden Büschen und Sträuchern auf den Hügeln ablenken. Hartan hatte Recht. Falls jemand diese Karawane angreifen wollte,

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