Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Ein mit beiden Händen geführter Überkopfschlag fegte auf den ersten Mann herunter, der Bahzell erreichte. Der Hieb zerfetzte den festen, mit Leder bezogenen Schild des Briganten wie Stroh, und der sofort folgende Rückhandschlag trennte den nächsten Kopf vom Hals.
Bahzell sprang in die Lücke, teilte wuchtige Schläge nach rechts und links aus, schickte zwei weitere Leichen in den Schlamm und stand plötzlich hinter der Leibwache ihrem Anführer von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Blut tropfte aus einer Wunde in seinem Gesicht auf seinen linken Unterarm, und ein brennender Schmerz fraß in seinem rechten Schenkel, wo ihn jemand von hinten getroffen hatte, seine gebrochene Rippe bereitete ihm Qualen – doch die Blutrunst trieb ihn voran, unberührt von Schmerz wie Erbarmen. Zudem schienen sich seine Feinde so langsam zu bewegen. Alle bewegten sich langsam, wie Gestalten in einem Traum. Sein Schwert sauste wie ein Fallbeil herab und fegte den Schild des Brigantenführers nach unten. Mit einer kurzen Drehung seines Handgelenks schleuderte er den Schild zur Seite, blockte beinahe lässig einen Konter ab und schlug das Schwert des Feindes einfach weg. Mit einer kurzen Drehung des Handgelenks zuckte sein Schwert nach links und zerfetzte die Rüstung unter der Achsel des Anführers wie Papier.
Sein Opfer brüllte auf, als die Wucht des Schlages ihn von den Füßen holte, die Klinge trat an seiner Schulter wieder heraus, trennte seinen Arm ab, riss den Schulterschutz in einer Fontäne von Blut von seiner Rüstung, und noch während der Anführer sterbend zu Boden ging, wirbelte Bahzell bereits wieder zu den anderen herum.
Doch niemand stellte sich ihm. Die Briganten hatten genug. Die wenigen Überlebenden gaben den Kampf auf und rannten um ihr Leben, als der blutüberströmte, zweieinhalb Meter große Dämon den Hügel hinunter auf sie zutobte. Sie zerstreuten sich entsetzt, ließen Beute und Verwundete zurück und flüchteten wie die Verrückten durch das Unterholz. Bahzell Bahnakson hob sein Schwert über den Kopf und schüttelte es, während sein triumphierender Schrei, der jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte, ihnen in den prasselnden Regen folgte.
Niemand wagte es, sich ihm zu nähern.
Bahzell ließ das Schwert langsam sinken und nahm jetzt den Schmerz in seiner Seite wahr, fühlte, wie heißes Blut über sein Gesicht und seinen rechten Schenkel hinunterrann und sich mit dem Regen vermischte. Aber die Schnittwunden waren nur oberflächlich und sein Bein tat weiter seinen Dienst. Also ignorierte er seine Verletzungen, während er sich der Blutrunst widmete. Er bekämpfte sie, wie er gegen die Briganten gefochten hatte, schlug sie zurück, erstickte sie, immer weiter, Stück um Stück, und zwang sie wieder in die tiefen Höhlen seiner Seele zurück. Er schüttelte sich, als die kalte, widerliche Leere, die ihr folgte, tief durch seine Eingeweide rann.
Er schloss die Augen und holte tief Luft, sog den Geruch des Todes ein, der die regengesättigte Luft durchtränkte, hörte das Schluchzen und die Schreie, und erinnerte sich bis in die letzten Einzelheiten an das, was er soeben getan hatte. Dies gehörte zum Fluch der Blutrunst, wenn ein Hradani sie willentlich rief, es waren der Preis und die Konsequenzen der beherrschten und gleichzeitig beherrschenden Raserei – und er schämte sich. Nicht für das, was er getan hatte, denn es war notwendig gewesen, sondern für das, was er dabei empfunden hatte. Für das Hochgefühl und die Ekstase. Einige von seinem Volk, wie Churnazh zum Beispiel, sonnten sich darin, selbst wenn die Blutrunst sie wieder verlassen hatte. Bahzell Bahnakson wusste es besser. Ihm war gegenwärtig, dass diese Blutrunst vor mehr als tausend Jahren sein Volk
beinahe in den Untergang gerissen hätte … und dass sie es noch immer vermochte.
Er biss die Zähne zusammen, bückte sich trotz der Schmerzen in seiner Seite und riss einer Leiche den Umhang von den Schultern. Langsam wischte er das Blut von der Klinge seines Schwertes. Seine Hände waren vollkommen ruhig, obwohl es ihm vorkam, als zitterten sie wie Espenlaub. Anschließend schob er sein Schwert klackend in die Scheide zurück und band einen Streifen Tuch um seinen Schenkel, um die Blutung zu stillen. Der Regen wusch das Blut ab, das auf seine Hände, die Waffen und die Rüstung gespritzt war. Er verweilte eine ganze Weile allein auf dem Hügel zwischen all den Toten und Sterbenden, atmete noch einmal tief durch,
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