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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Deutscher?«
    »Nein.«
    »Das ist Dein Glück. Das Bier der Deutschen wollen wir trinken; sie selbst aber sollen in der Hölle braten, diese Abolitionisten, welche dem Norden geholfen haben und schuld sind, daß wir unsere Stellen verloren!«
    Der Wirth zog sich schleunigst zurück, um seine noblen Gäste so rasch wie möglich zu bedienen. Ich hatte mich unwillkürlich umgedreht, um den Sprecher anzusehen. Er bemerkte es. Ich bin überzeugt, daß in meinem Blicke gar nichts für ihn Beleidigendes lag; aber er hatte einmal keine Lust, sich ansehen zu lassen, vielleicht große Sehnsucht, mit mir anzubinden und schrie mir zu:
    »Was starrst Du mich an! Habe ich etwa nicht wahr gesprochen?«
    Ich wendete mich ab und antwortete nicht.
    »Nehmt Euch in Acht!« flüsterte Old Death mir zu. »Das sind Rowdies der schlimmsten Sorte. Jedenfalls entlassene Sklavenaufseher, deren Herren durch die Abschaffung der Sklaverei bankerott geworden sind. Die haben sich nun zusammengethan, um allerlei Unfug zu treiben. Es ist besser, wir beachten sie gar nicht. Trinken wir rasch aus, um dann zu gehen.«
    Aber grad dieses Flüstern gefiel dem Manne nicht. Er schrie zu uns herüber:
    »Was hast Du Heimliches zu reden, altes Gerippe? Wenn Du von uns sprichst, so thu’ es laut, sonst werden wir Dir den Mund öffnen!«
    Old Death setzte sein Glas an den Mund und trank, sagte aber nichts. Die Leute bekamen Bier und kosteten. Das Gebräu war wirklich gut; die Gäste befanden sich aber in ächter Rowdylaune und gossen es in die Stube. Derjenige, welcher vorhin gesprochen hatte, hielt sein volles Glas noch in der Hand und rief:
    »Nicht auf den Boden! Dort sitzen Zwei, denen dieses Zeug sehr gut zu bekommen scheint. Sie sollen es haben.«
    Er holte aus und goß sein Bier über den Tisch herüber auf uns Beide aus. Old Death fuhr sich ruhig mit dem Aermel über das naß gewordene Gesicht; ich aber brachte es nicht fertig, so ruhig wie er die schändlichen Beleidigungen einzustecken. Mein Hut, mein Kragen, mein Rock, Alles tropfte an mir, da mich der Hauptstrahl getroffen hatte. Ich drehte mich um und sagte:
    »Sir, ich bitte Euch sehr, das nicht zum zweiten Male zu thun! Treibt Euern Spaß mit Euern Kameraden; wir haben nichts dagegen; uns aber laßt gefälligst in Ruhe.«
    »So! Was würdet Ihr denn thun, wenn ich Lust empfinde, Euch nochmals zu begießen?«
    »Das wird sich finden.«
    »Sich finden? Nun, da müssen wir doch gleich einmal sehen, was sich finden wird. Wirth, neue Gläser!«
    Die Andern lachten und johlten ihrem Matador Beifall zu. Es war augenscheinlich, daß er seine Unverschämtheit wiederholen werde.
    »Um Gotteswillen, Sir, bindet nicht mit den Kerlen an!« warnte mich Old Death.
    »Fürchtet Ihr Euch?« entgegnete ich in hochmüthigem Tone.
    »Fällt mir nicht ein! Aber sie sind mit den Waffen schnell bei der Hand, und gegen eine tückische Kugel vermag auch der Muthigste nichts. Bedenkt, daß sie Hunde haben!«
    Die Strolche hatten ihre Hunde an die Tischbeine gebunden. Um nicht wieder von hinten getroffen zu werden, verließ ich meinen bisherigen Platz und setzte mich so, daß ich den Rowdies die rechte Seite zukehrte.
    »Ah! Er setzt sich in Positur!« lachte der Wortführer. »Er will sich wehren, aber sobald er nur eine Bewegung macht, laß ich Pluto auf ihn los. Der ist auf Menschen dressirt.«
    Er band den Hund los und hielt ihn an der Schnur bei sich. Noch hatte der Wirth das Bier nicht gebracht; noch war es Zeit für uns, ein Geldstück auf den Tisch zu legen und zu geben, doch glaubte ich nicht, daß die Bande erlauben werde, uns zu entfernen und sodann widerstrebte es mir, vor diesen verachtenswerthen Menschen die Flucht zu ergreifen. Denn solche Prahlhänse sind im Grund ihrer Seele Feiglinge.
    Ich griff in die Tasche und spannte meinen Revolver. Im Ringen stellte ich meinen Mann; das wußte ich, doch war mir zweifelhaft, ob es mir gelingen werde, die Hunde zu bewältigen. Aber ich hatte Thiere, welche auf den Mann dressirt gewesen waren, unter den Händen gehabt, und brauchte mich wenigstens vor einem einzelnen Packer nicht zu fürchten.
    Jetzt kam der Wirth. Er stellte die Gläser auf den Tisch und sagte in bittendem Tone zu seinen streitsüchtigen Gästen:
    »Gentlemen, Euer Besuch ist mir sehr angenehm; aber ich bitte Euch, die beiden Männer dort in Ruhe zu lassen. Sie sind ebenfalls meine Gäste.«
    »Schurke!« brüllte ihn Einer an. »Willst Du uns gute Lehren geben? Warte, wir werden Deinen Eifer gleich

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