Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen
zerstören. Was waren alle Abenteuer, welche er erlebt hatte, alle Anstrengungen und Entbehrungen des Lebens in der Wildniß gegen die Scenen, welche sich in seinem Innern abgespielt haben mußten. Er rang vielleicht ebenso wild gegen die unerbittlichen, übermächtigen Leidenschaften, wie der dem Aussterben geweihte Indianer gegen das überlegene Bleichgesicht. Er hatte erfahren, daß jede Phase dieses Kampfes mit seiner Niederwerfung endige, und dennoch wehrte er sich weiter, selbst am Boden liegend noch immer widerstehend. Old Death, dieser Name hatte von jetzt an einen grauenhaften Beiklang für mich. Der berühmte Scout war einem Untergange geweiht, gegen welchen das rein körperliche Sterben eine unbeschreibliche Wohlthat ist!
Old Death’s letzte Worte: »Reden wir nicht mehr davon,« waren in einem solchen Tone gesprochen, daß der alte Deutsche auf Widerspruch verzichtete. Er antwortete:
»
Well,
Sir! Wir haben es jetzt mit einem Feinde zu thun, welcher ebenso grimmig und unerbittlich ist wie das Spiel und das Opium. Glücklicher Weise aber ist er leichter zu packen als diese beiden, und packen wollen wir ihn. Der Ku-Klux-Klan ist ein ausgesprochener Gegner des Deutschthums, und wir Alle müssen uns seiner wehren, nicht nur derjenige allein, der zunächst und direct von ihm angegriffen wird. Er ist eine Bestie, welche aus tausend und abertausend Gliedern besteht. Jede Nachsicht wäre ein Fehler, welcher sich unbedingt rächen würde. Wir müssen gleich beim ersten Angriffe zeigen, daß wir unerbitterlich sind. Gelingt es den Kukluxern, sich hier festzusetzen, so sind wir verloren; sie werden sich über uns hermachen und einen nach dem andern abwürgen. Darum bin ich der Meinung, daß wir ihnen heute einen Empfang bereiten, der ihnen einen solchen Schreck einjagt, daß sie es nicht wagen, wiederzukommen. Ich hoffe, daß dies auch Eure Meinung ist.«
Die Andern stimmten ihm alle bei.
»Schön!« fuhr der Alte fort, da man ihm als dem Aeltesten das Wort ließ. »So haben wir unsere Vorbereitungen so zu treffen, daß nicht nur ihre Absicht mißlingt, sondern daß sie selbst es sind, gegen welche der Spieß gerichtet wird. Will einer von Euch einen Vorschlag machen? Wer einen guten Gedanken hat, der mag ihn hören lassen.« Seine Augen und diejenigen der Andern richteten sich auf Old Death. Dieser wußte als erfahrener Westmann jedenfalls besser als sie Alle, wie man sich gegen solche Feinde zu verhalten habe. Er sah die erwartungsvollen Blicke und die in denselben liegende stille Aufforderung, zog eine seiner Grimassen, nickte leise vor sich hin und sagte:
»Wenn die Andern schweigen, so will ich einige Worte sagen, Mesch’ schurs. Wir haben nur mit dem Umstande zu rechnen, daß sie erst dann kommen werden, wenn Master Lange sich niedergelegt hat. Wie ist Eure Hinterthüre verschlossen? Durch einen Riegel?«
»Nein, durch ein Schloß, wie alle meine Thüren.«
»
Well!
Auch das werden sie wissen, und ich calculire, daß sie sich mit falschen Schlüsseln versehen haben. Wenigstens wäre es unverzeihlich von ihnen, wenn sie das nicht gethan hätten. Die Gesellschaft wird jedenfalls auch Mitglieder haben, welche Schlosser sind oder mit einem Dietrich umzugehen wissen. Sie kommen also ganz gewiß herein, und es liegt nun an uns, zu berathen, wie wir sie empfangen werden.«
»Natürlich mit den Gewehren. Wir schießen sofort auf sie!«
»Und sie schießen auf Euch, Sir! Das Aufblitzen Eurer Gewehre verräth ihnen, wo Ihr Euch befindet, wo Ihr steht.«
»Nein, nicht schießen. Ich calculire, daß es eine wahre Wonne wäre, sie gefangen zu nehmen, ohne uns der Gefahr auszusetzen, mit ihren Waffen in Berührung zu kommen.«
»Haltet Ihr das für möglich?«
»Sogar für verhältnißmäßig leicht. Wir verstecken uns im Hause und lassen sie herein. Sobald sie sich in Eurer Kammer befinden, werfen wir die Thüren zu und verschließen sie. Einige von uns halten vor den letzteren Wacht und Einige draußen vor dem Fenster. So können sie nicht heraus und müssen sich einfach ergeben.«
Der alte Deutsche schüttelte bedächtig den Kopf und stimmte energisch dafür, die Einbrecher niederzuschießen. Old Death kniff bei der Entgegnung des Alten das eine Auge zu und zog ein Gesicht, welches sicher ein allgemeines Gelächter hervorgerufen hätte, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre.
»Was macht Ihr da für ein Gesicht, Sir?« fragte Lange. »Seid Ihr nicht einverstanden?«
»Gar nicht, Master. Der
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