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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser verteufelte – – Pardon, Sir! Vielleicht denkt Ihr anders von ihm als ich – dieser Präsident Juarez schuld. Ihr habt gewiß gehört, daß er ausreißen mußte, sogar bis El Paso herauf. Die Franzosen folgten ihm natürlich. Sie kamen bis nach Chihuahua und Cohahuela. Er mußte sich vor ihnen verstecken wie der Waschbär vor den Hunden. Sie hetzten ihn bis zum Rio grande und hätten ihn noch weiter verfolgt und schließlich gefangen genommen, wenn unser Präsident in Washington nicht so albern gewesen wäre, es ihnen zu verbieten. Alles war gegen Juarez, Alle hatten sich von ihm losgesagt; sogar die Indianer, zu denen er als eine geborne Rothhaut doch gehört, mochten nichts von ihm wissen.«
    »Auch die Apachen nicht?«
    »Nein. Das heißt, sie waren weder gegen, noch für ihn. Sie nahmen überhaupt keine Partei und blieben ruhig in ihren Schlupfwinkeln. Desto besser aber gelang es den Agenten Bazaine’s, die Comanchen gegen ihn zu stimmen. Sie kamen in hellen Schaaren, aber natürlich heimlich, wie das so ihre Art und Weise ist, über die Grenze in’s Mexico, um den Anhängern des Juarez den Garaus zu machen.«
    »Hm! Um zu rauben, zu morden, zu sengen und zu brennen, wollt Ihr sagen! Mexico geht die Comanchen nichts an. Sie haben ihre Wohnplätze und Jagdgebiete nicht jenseits, sondern diesseits des Rio grande. Ihnen ist es sehr gleichgültig, wer in Mexico regiert, ob Juarez, ob Maximilian, ob Napoleon. Aber, wenn die Herren Franzosen sie rufen, um sie gegen friedliche Leute loszulassen, nun, so ist es ihnen als Wilden nicht zu verdenken, wenn sie diese gute Gelegenheit, sich zu bereichern, schleunigst ergreifen. Wer die Verantwortung hat, will ich nicht untersuchen.«
    »Nun, mich geht es auch nichts an. Kurz und gut, sie sind hinüber und haben natürlich gethan, was man von ihnen verlangte und dabei sind sie mit den Apachen zusammengestoßen. Die Comanchen sind immer die geschworenen Feinde der Apachen gewesen. Darum überfielen sie das Lager derselben, schossen todt, was sich nicht ergab, und nahmen die Uebrigen als Gefangene mit sammt ihren Zelten und Pferden.«
    »Und dann?«
    »Was dann, Sir? Die männlichen Gefangenen sind, wie das die Gepflogenheit der Indianer ist, an den Marterpfahl gebunden worden.«
    »Ich calculire, daß so eine Gepflogenheit nicht sehr angenehm für diejenigen sein kann, welche sich bei lebendigem Leibe rösten und mit Messern spicken lassen müssen. Das haben die Herren Franzosen auf dem Gewissen! Natürlich sind die Apachen sofort losgebrochen, um sich zu rächen?«
    »Nein. Sie sind ja Feiglinge!«
    »Das wäre das erste Mal, daß ich das behaupten hörte. Jedenfalls haben sie diesen Schimpf nicht ruhig hingenommen.«
    »Sie haben einige Krieger abgesandt, um mit den ältesten Häuptlingen der Comanchen über diese Angelegenheit zu verhandeln. Diese Unterhandlung hat bei uns stattgefunden.«
    »In Fort Inge? Warum da?«
    »Weil das neutraler Boden war.«
    »Schön! Das begreife ich. Also die Häuptlinge der Comanchen sind gekommen?«
    »Fünf Häuptlinge mit zwanzig Kriegern.«
    »Und wie viele Apachen waren erschienen?«
    »Drei.«
    »Mit wie viel Mann Begleitung?«
    »Ohne jede Begleitung.«
    »Hm! Und da sagt Ihr, daß sie Feiglinge seien? Drei Mann wagen sich mitten durch feindliches Land, um dann mit fünfundzwanzig Gegnern zusammenzutreffen! Herr, wenn Ihr die Indianer nur einigermaßen kennt, so müßt Ihr zugeben, daß dies ein Heldenstück ist. Welchen Ausgang nahm die Unterredung?«
    »Keinen friedlichen, aber der Zwiespalt wurde größer. Endlich fielen die Comanchen über die Apachen her. Zwei derselben wurden niedergestochen, der Dritte aber gelangte, wenn auch verwundet, zu seinem Pferde und setzte über die drei Ellen hohe Umplankung weg. Die Comanchen verfolgten ihn zwar, haben ihn aber nicht bekommen können.«
    »Und das geschah auf neutralem Boden, unter dem Schutze eines Forts und der Aufsicht eines Majors der Unionstruppen? Welch eine Treulosigkeit von den Comanchen! Ist es da ein Wunder, wenn die Apachen nun auch ihrerseits das Kriegsbeil ausgraben? Der entkommene Krieger wird ihnen die Nachricht bringen, und nun brechen sie natürlich in hellen Haufen auf, um sich zu rächen. Und da der Mord der Abgesandten in einem Fort der Weißen geschehen ist, so werden sie ihre Waffen auch gegen die Bleichgesichter kehren. Wie werden sich denn die Comanchen gegen uns verhalten?«
    »Freundlich. Die Häuptlinge haben es uns versichert, ehe sie das Fort

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