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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beisammen, der Pater, Ohlert, Harton und ich. Wir erzählten von unsern Erlebnissen und Hoffnungen. Da klopfte der Famulus an, öffnete und schob einen Herrn herein, bei dessen Anblick William einen Freudenschrei ausstieß. Welchen Schmerz und welche Sorgen er dem Vater bereitet hatte, wußte er eigentlich nur durch mich. Er warf sich weinend in seine Arme. Wir Andern aber gingen still hinaus.
    Später gab es Zeit, uns auszusprechen und Alles zu erzählen. Vater und Sohn saßen Hand in Hand dabei. Der erstere brachte mir die erbetene Entlassung, und augenblicklich erhielt Fred Harton mein Wort, daß ich ihn begleiten werde. Lieber freilich wäre es uns gewesen, wenn noch ein Dritter an diesem Ritte hätte Theil nehmen können. Und mit diesem Dritten meine ich natürlich keinen Andern als » den Scout «.
[Fußnoten]
    1 Späher, Kundschafter, Pfadfinder.
     
    2 Laubfrosch.
     
    3 Wegebreit, Wegerich.
     
    4 Reiterstückchen.
     
    5 Sängerin.
     
    6 Tänzerin.
     
    7 Der »große Bär«.
     
    8 Großer Fluß, Rio grande.
     
    9 Goldsucher. Ueberhaupt einer, welcher auf die Entdeckung von Fundarten edler Metalle ausgeht.
     
    10 Fundort von Gold oder Silber.
     
    11 Ordensbruder.
     

Im Mistake-Cannon
    »So, jetzt befinden wir uns an der richtigen Stelle. Setzt euch nieder; hier will ich euch erzählen, wie die Schlucht zu ihrem jetzigen Namen gekommen ist.«
    »Weißt Du’s denn?« fragte einer der Goldsucher den alten Westmann, welcher obige Worte gesprochen hatte.
    »Ob ich es weiß! Hier von dem Stein aus, auf welchem ich sitze, habe ich damals den verhängnisvollen Schuß abgefeuert. Meine Augen waren um dreißig Jahre jünger als jetzt, aber doch nicht scharf genug, den Richtigen vom Falschen zu unterscheiden. Ich hatte einen Freund, wißt ihr, einen echten, wahren; er war ein Apache und hieß Tkhlish-lipa, ›Klapperschlange‹. Er verdankte mir das Leben und hatte dafür versprochen, mir einen Ort zu zeigen, an welchem Nuggets (goldhaltende Quarze) in Menge zu finden seien. Ich suchte mir also vier wackere Boys zusammen, welche zu dem Unternehmen paßten. Wir mußten sehr vorsichtig sein, weil der Ort im Gebiete der Comanchen lag; darum nahmen wir Weißen keine Pferde mit, und nur der Apache hatte auf seinen Mustang nicht verzichten wollen. Um keine lange Einleitung zu machen, wir kamen hier oben am Cannon an. Ihr seht am Rande desselben einzelne Riesenkakteen stehen. Weiter zurück gab es einen ganzen Wald davon, an dessen Saum wir uns eine Hütte bauten, in welcher wir wirtschaften wollten, während der Arbeitsplatz hier unten am Wasser lag.
     

    Ein gedrucktes Buch. – Im Maschinensaal.
     
    Tkhlish-lipa hatte nicht gelogen; unsere Ausbeute war über Erwarten reich, obgleich nur vier Personen schaffen konnten, da einer die Hütte zu bewachen hatte, während ein anderer jagen mußte, um für Fleisch zu sorgen. Das letztere hatte mit der größten Umsicht zu geschehen, da Avat-kuts, der ›große Büffel‹, der Häuptling der hier hausenden Comanchen, nicht nur ein blutgieriger Mensch, sondern auch ein Virtuos im Spüren war.
     

    Im Mistake-Cannon. Originalzeichnung von G. Montbard.
     
    Es verstand sich ganz von selbst, daß jeder neben Hacke und Spaten auch seine Waffen stets bei der Hand hatte.
    Wir mochten wohl an die drei Wochen hier gewesen sein, als eines Tages der Apache den Dienst bei der Hütte zu versehen hatte, während ein Kamerad, der lange Winters, nach Fleisch umherstreifte. Während wir anderen hier unten herzhaft arbeiteten, saß der Rote oben, sich langweilend, in der heißen Sonnenglut. Er hatte sein Oberkleid, eine neue wertvolle Santillodecke, abgelegt und rieb sich den Körper zum Schutze gegen Insekten nach Indianerart mit Bärenfett ein. Da hört er hinter sich ein Geräusch. Er blickt sich um und sieht den gefürchteten Comanchenhäuptling, den er sofort erkennt, vor sich stehen, mit dem Gewehrkolben zum Schlage ausholend. Ehe er auszuweichen vermag, saust der Hieb nieder und trifft ihn so auf den Kopf, daß er die Besinnung verliert. Daß ihm nicht der Schädel zerschmettert worden ist, hat er nur seiner eigenartigen Kopfbedeckung zu verdanken, einer Art Mütze, welche mit Fuchsschwänzen und Klapperschlangenhäuten verziert war.
    Avat-kuts läßt ihn einstweilen liegen und tritt in die Hütte, um dieselbe zu untersuchen. Er findet unsere mit Nuggets gefüllten Lederbeutel und hängt sie sich an den Gürtel. Wieder zurückgekehrt, wirft er seine alte Callicojacke ab und

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