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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ogallalah nahmen eine ruhige Haltung an. Ihr Anführer meldete uns:
    »Meine Krieger würden den Beschluß nicht angenommen haben, wenn die Upsaroka’s allein hier wären; aber da sie das Zaubergewehr Old Shatterhands kennen, haben sie sich entschlossen, sogleich fortzureiten und nicht wiederzukommen. Darf ich mir mein Pferd nehmen?«
    »Ja,« nickte Uamduschka sapa. »Aber wisse, daß ich Euch Kundschafter nachsenden werde, welche Euch beobachten werden. Erfahre ich von ihnen, daß Ihr Euer Wort nicht haltet, so rufe ich über fünfmal hundert Krieger zusammen und vernichte Euch!«
    Der Ogallalah machte eine Bewegung, welche sowohl Zustimmung wie auch Ironie bedeuten konnte, und holte sich sein Pferd. Bald darauf verschwand er mit seiner schweigend sich entfernenden Schar hinter dem Walde. Einige Upsaroka’s bekamen den Befehl, ihnen nachzureiten, um sie zu beobachten.
    Niemand war über diesen Ausgang der Sache so betroffen wie Folder. Er hatte die Ueberzeugung gehegt, daß es zum Kampfe kommen und dieser ihm die Freiheit wiederbringen werde. Als er erfuhr, daß es für ihn keine Hoffnung gebe und er für den Tod am Marterpfahle bestimmt sei, ließ er mich zu sich kommen und bat mich, ihn zu retten. Ich antwortete:
     

    Die nun folgende Ceremonie der Friedenspfeife wurde mit größter Feierlichkeit vorgenommen.
     
    »Ihr habt gesagt, das was Ihr mit den Roten vorhabt, gehe mich nichts an; ebenso habt Ihr versichert, das Ihr lieber sterben als Euch unter mein Urteil stellen würdet. Die Folgen, welche ich voraussah, sind eingetroffen und mögen ihren Lauf nehmen.«
    »Aber,
Sir,
Ihr könnt doch unmöglich zusehen, daß ein Weißer, ein Christ, von diesen Roten gegen alles und jedes gesetzliche Recht hingemordet wird!«
    »Christ? Nehmt dieses Wort nicht in den Mund! Habt Ihr etwa an Euer Christentum gedacht, als ihr Tausenden von hungernden und frierenden Indsmen die Nahrung und Kleidung unterschlugt? Als sie sich über diesen haarsträubenden Betrug auflehnten, habt Ihr sie einfach niederschießen lassen. Was war die kurze Gefängnisstrafe für solche Missethaten? Nichts! Und was Ihr dann getrieben habt, geht mich nichts an; es handelt sich nur um Euer jetziges Verbrechen. Uamduschka sapa hatte Euch, dem Pferdediebe, das Leben geschenkt; die Hiebe waren die reine Gnade für Euch. Anstatt ihm dankbar zu sein, wolltet Ihr den vielfachen Tod in seinen Stamm tragen und – – doch genug! Es ist schade um jedes Wort. Denkt an die Cache und die Klapperschlangen! Einen so raffinierten Hallunken, wie Ihr seid, von der mehr als verdienten Strafe zu erretten, würde ein Verbrechen sein. Ihr seid kein Christ, sondern ein blutgieriger, gefühl-und gewissenloser Schurke, der unbedingt unschädlich gemacht werden muß!«
    Da donnerte er derart mit Flüchen und Verwünschungen gegen mich los, daß sich mir die Haare hätten sträuben mögen. Ich entfernte mich, ohne noch ein Wort zu sagen. Dieser Mensch war keine Spur von Gnade wert.
    Hatte ich mich vorher, als wir allein waren, um die Squaw sorgen dürfen, ohne dadurch meiner Kriegerehre Schaden zu thun, so stand es jetzt damit anders. Sie stand jetzt nicht mehr unter unserm Schutze, und ich konnte meine Teilnahme für sie nur dadurch beweisen, daß ich mich nach ihrem Befinden erkundigte. Der Häuptling antwortete:
    »Sie liegt jetzt ruhig und schläft; ich weiß, daß sie bald wieder vollständig gesund sein wird, denn wir kennen Pflanzensäfte, welche das Schlangengift mit allen seinen Folgen aus dem Körper treiben. Mein weißer Bruder wird sie, sobald wir unsern Wigwams erreicht haben, so munter wie eine Antilope sehen.«
    »Meinst Du, daß wir Euch dorthin begleiten werden?«
    »Uff! Wolltet Ihr das etwa nicht thun? Das würde den berühmten Namen der Upsaroka’s schänden. Sollen wir von uns sagen lassen, daß Old Shatterhand und Winnetou unsere Gastfreundschaft verachtet haben? Dann wäre es besser gewesen, Ihr hättet meine Squaw und meine Söhne sterben lassen!«
    Er hatte Recht, und als ich den Apatschen darüber befragte, willigte er sofort ein, den Wunsch des Häuptlings zu erfüllen.
    Die nun folgende Ceremonie der Friedenspfeife wurde mit größter Feierlichkeit vorgenommen; dann folgte die weniger feierliche Beerdigung der beiden Siouxleichen. Als Grab diente die Cache, in welcher ihre Opfer hatten sterben und verwesen sollen. Dieses Schicksal war nun ihren Wächtern geworden; es gibt keine größere Consequenz als diejenige der ewigen Gerechtigkeit.
    Nun

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