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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß ihr nur die berühmte Umm ed Dschamahl Hilfe bringen könne. Dieses Bachtijarenweib ist nämlich wirklich berühmt infolge ihrer Wundersalbe; aber es ist so weit von uns aus bis hinauf jenseits der persischen Grenze. Darum war die holde Gefährtin meines Lebens ganz entzückt, als sie vernahm, daß wir, nämlich Du und ich, nach Persien wollten. Sie gab mir sehr gern die Erlaubnis, Dich zu begleiten, doch unter der Bedingung, ihr so viel von der echten Salbe der Schönheit mitzubringen, wie notwendig ist, die unheilvolle Zerknitterung ihres Angesichtes wieder auszuglätten. Ich versprach es ihr von Herzen gern; denn, wie Du siehst, haben sich trotz meiner Vorsicht auch schon einige Falten über meinen Augenbrauen eingenistet, die ich sehr gern verjagen möchte. Es freut mich darum außerordentlich, von dem Händler vorhin erfahren zu haben, wo man sich nach der Umm ed Dschamahl erkundigen kann. Wir werden schleunigst hinauf nach Kirmanschah reiten.«
    »Wir? Soll das etwa heißen, Du und ich?«
    »Ja, natürlich! Du wirst mich doch nicht allein fortlassen, um hier zu warten, bis ich wiederkomme!«
    »Fällt mir gar nicht ein! Unser Weg geht nach Schiras, nicht nach Kirmanschah, wohin Du gar nicht zu reiten brauchst, da Du die Salbe hier bekommen kannst.«
    »Hier? Das ist es ja, was Hanneh, der weibliche Inbegriff meiner irdischen Glückseligkeit, mir verboten hat! Es wäre mir kein Preis zu hoch gewesen; aber die Händler vermehren die Wundersalbe, indem sie sie verfälschen. Um recht viel Geld zu verdienen, machen sie aus einer Büchse hundert; sie rühren Dinge hinein, welche nicht nur unnütz, sondern der Schönheit sogar schädlich sind, und dann kann eine Frau, wenn sie sich damit bestreicht, das Unglück erleben, daß aus elf Falten, die sie hat, gleich zweiundzwanzig werden. Nein! Hanneh will die Salbe echt haben, direkt aus der Hand der Umm ed Dschamahl selbst, und darum müssen wir schleunigst hinauf nach Kirmanschah!«
    Der gute Hadschi sagte das in einem so bestimmten, energischen Tone, als ob es sich um etwas für sein Heil Hochwichtiges handle und von mir kein Einspruch von Erfolg sein werde.
    »Lieber Halef, ich hätte fast Lust, Deine Worte als Scherz zu nehmen; aber ich höre, daß Du im Ernste sprichst. Weißt Du, wie weit es von Bagdad bis nach Kirmanschah ist? Es vergeht über eine Woche, ehe wir wieder nach Bagdad kommen. Sollen wir diese Zeit wegen einer Salbe opfern, die, wie ich überzeugt bin, keine Wirkung hat?«
    »Sihdi, es handelt sich nicht um die Salbe, sondern um die Verjüngung und Verschönerung eines Angesichtes, welches mir das liebste auf der ganzen Erde ist. Und keine Wirkung? Oh, Sihdi, Ihr Franken seid stets bereit, alle Klugheit und Wissenschaft nur für Euch in Anspruch zu nehmen; aber Allah hat uns in seiner Güte hier Gaben verliehen, die Ihr trotz all Eurer Gelehrsamkeit nicht herzustellen vermögt. Du hast ja gehört, daß der Erzengel diese Salbe der Schönheit aus dem siebenten Himmel geholt hat, und da die Franken keinen siebenten Himmel haben, so können sie diese Salbe nicht besitzen; das ist doch klar! Und daß sie wirklich hilft, daß sie von großer, erstaunlicher Wirkung ist, das kannst Du an Millionen von Runzeln sehen, die alle durch sie verschwunden sind! Du weißt, welchen Glauben und welches Vertrauen ich jedem Deiner Worte schenke; aber diese Salbe kenne und verstehe ich besser als Du. Oder bist Du etwa bei der Ur-Urahne jener Ur-Urgroßmutter gewesen, von welcher der Händler vorhin gesprochen hat?«
    »Nein!«
    »Also! Erkundige Dich in den Harimat der Dschesireh und des ganzen Grenzgebietes; frage auch in Teheran, in Ispahan, in Kerind und Hamadan, so wirst Du erfahren, daß vor der Salbe der Umm ed Dschamahl jede Verunzierung des Gesichts verschwindet. Ich habe dies mehr als hundertmal gehört und bitte Dich ernstlich, mich nicht zu erzürnen!«
    Er war wirklich, in Eifer geraten. Ich sah ein, daß keine Belehrung fruchten würde, und versuchte, ihn auf andere Weise von seinem Vorhaben abzubringen, indem ich sagte:
    »Höchst wahrscheinlich kommen wir später auf dem Rückwege über Kirmanschah; da ist es wohl auch noch Zeit, uns nach dem Lagerplatze der Idiz zu erkundigen.«
    »Nein; so lange kann ich unmöglich warten. Du hast ja gehört, daß die Falten das Ungeziefer der Schönheit sind. Soll ich diesem Ungeziefer Zeit geben, sich indessen auszubreiten, so daß wir später doppelt soviel Salbe brauchen, als jetzt nötig ist? Ich will Hanneh,

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