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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war unsers Bleibens nicht länger mehr hier am Platze; die Rückkehr mußte der Kranken wegen beschleunigt werden, für welche eine Tragbahre hergestellt und zwischen zwei Pferden befestigt wurde. Als wir fortritten, sagte der stets muntere Hammerdull zu seinem langen Freunde:
    »Noch gestern Mittag gaben wir uns alle Mühe, uns weder von den Upsaroka’s noch von den Siourx Ogallalah sehen zu lassen, und nun heut – – – –? Die Einen haben wir ohne Pension emeritiert, und mit den andern sind wir gar in so dicke Brüderschaft geraten, daß wir mit ihnen ziehen, um alle ihre Küchenzettel zu studieren. So ändern sich die Zeiten oft in ganz kurzer Zeit. Was sagst Du dazu, Pitt Holbers, altes Coon?«
    »Ich werde gar nichts sagen sondern nur studieren,« antwortete der Gefragte in seiner trockenen Weise. »Reden ist Silber, Essen ist Gold!«
    »Ob Silber oder Gold, das bleibt sich nicht nur gleich, sondern das ist sogar ganz und gar egal; ich halte es mit beiden und freue mich nebenbei und außerdem auch auf die Theater, Bälle, Conzerts, Hochzeiten, Kindtaufen, Kirchweihen und was es sonst noch alles geben wird.«
    Wenn es auch nicht die Vergnügungen gab welche der Dicke hier scherzweise aufgezählt hatte, so kann ich doch sagen, daß die Gastfreundschaft der Upsaroka’s als wir deren Wigwams erreicht hatten, alles Mögliche aufbot, um zu beweisen, daß sie es mit der Pfeife des Friedens ernst und aufrichtig gemeint hatten. Das einzige Ereignis, an welchem wir uns nicht beteiligten, war der »Tod am Marterpfahle«, durch welchen einer der größten Indianerquäler, Folder, seine Schandthaten zu büßen hatte. Ich bin im Leben nie mitleidslos gewesen, aber wenn ich diesem Menschen das Leben durch ein einziges Wort oder eine Handlung in die Rechte des Squaw hätte erhalten können, ich hätte es doch nicht ausgesprochen.
    Was die Squaw betrifft, so traf ein, was der Häuptling von ihrer schnellen Genesung gesagt hatte; sie konnte schon nach einigen Tagen das Zelt verlassen und war nach einer Woche so gesund wie vor den Schlangenbissen. Den drei von ihnen erwürgten Rattlesnakes waren die Häute abgezogen worden, welche die Frau als Andenken an jene schreckliche Nacht behalten wollte. Während eines spätern Besuches bei den Upsaroka’s sah ich, daß sie diese Häute als Schmuck in ihre lang herabfallenden Zöpfe eingeflochten hatte. Noch heute, nach so langer Zeit, denke ich, wenn von Mutterliebe gesprochen wird, an diese Indianerin und möchte ihr Beispiel jedem Menschen vorhalten, welcher das Vorurteil hegt, daß nur die weiße Rasse tieferen Gefühlen zugänglich sei. – – –

Die »Umm ed Dschamahl«
Reiseerzählung von Dr. Karl May
I.
    Es war in Bagdad. Ich saß mit meinem kleinen, wackern Hadschi Halef Omar, dem Scheik der Haddedihn-Araber, den jeder meiner Leser kennt, im Kaffeehause. Draußen gingen die Verkäufer vorüber und riefen ihre verschiedenen Waren aus. Einer von ihnen kam herein; er hatte einen Kasten voll kleiner Thonbüchsen umhängen. An der Thür stehen bleibend, hielt er eine dieser Ilab in die Höhe und rief:
    »Ja Letafet, ja Dschamahl, ja Abäd es Sa’ad – oh Anmut, oh Schönheit, oh Unendlichkeit des Glückes! Die Jugend kommt wieder! Bestreiche die Stirn und die Wangen, so fliehen sie alle, alle, alle, und keine bleibt zurück, keine, keine, keine!«
    Er bot jedenfalls irgend ein Schönheitsmittel feil, und da ich auf solche Dinge nichts gebe, konnte der Mann mir sehr gleichgültig sein. Ich sah aber, daß sich diese Gleichgültigkeit nicht auch auf die andern Besucher des Kaffeehauses erstreckte; viele von ihnen kauften und steckten die Büchsen ein, um sie für ihr »Harem« mitzunehmen. Der Händler schien, wie ich bemerkte, nicht nur ein bekannter, sondern ein gesuchter Mann zu sein. Auch Halef schenkte ihm zu meiner Verwunderung eine ganz ungewöhnliche Aufmerksamkeit, welche unbedingt einen bestimmten Grund haben mußte. Als der Tutschar 1 auch ihm ein Büchschen anbot, fragte er ihn in hörbar gespanntem Tone:
    »Willst Du nur vielleicht sagen, von wem Du dieses Mittel der Schönheit beziehst?«
    »Warum sollte ich das nicht wollen?« antwortete der Gefragte. »Ich bin ja stolz darauf, der Einzige zu sein, der es von der berühmten Verfertigerin zum Verkaufe bekommt. Ich darf sie jährlich nur zweimal besuchen; da warten schon alle Harimat 2 auf mich, und so kommt es, daß meine Marham ed Dschamahl 3 sehr schnell alle wird.«
    »Du sagtest vorhin, daß keine

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