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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz und gar nicht meine Absicht gewesen. Uebrigens habe ich während meiner Abwesenheit für das Wohl der Ihrigen vielleicht nicht weniger gesorgt als Sie selbst.«
    »Was soll das heißen?« fragte er kurz.
    »Fort Caß sollte überfallen werden.«
    »Ah!« rief er erbleichend. »Von wem?«
    »Von dem Häuptling der Tetongs. Er steht mit dreihundertfünfzig Indianern hier in der Nähe. Zufälligerweise ist er mein Freund und hat mir versprochen, aus Rücksicht auf unsere Freundschaft vorläufig von jeder Feindseligkeit abzusehen. Er wird heut Fort Caß besuchen, um Genugthuung zu verlangen. Wird ihm diese verweigert, so stehe ich für nichts.«
    »Oh, Sie haben ja übrigens auch sonst für gar nichts zu stehen,« antwortete er. Er hatte sich von der ersten Ueberraschung erholt und fügte hinzu: »Ihr Ton kommt mir recht eigentümlich vor!«
    »Ich gehe auf denselben Ton ein, den Sie selbst anschlugen. Ich traf den Häuptling im Walde und habe mich beeilt, Sie zu benachrichtigen.«
    »Sie trafen ihn im Walde, Sir, wie kommen Sie dazu, der Freund eines Häuptlings der Tetongs zu sein? Ich hielt Sie für einen verirrten Sommerfrischler, der sich zu weit vorgewagt hatte und für dieses Mal mit einer kleinen Schußwunde davongekommen war. Sie hatten zwar erschrecklich viele Waffen an sich herumhängen, als sie kamen, aber einen Schuß hat Sie noch niemand thun sehen.«
    »Jeder nach seinem Gusto; ich kaufe mir die Munition nicht, um sie zwecklos zu verpuffen.«
    »Mag sein,« sagte er ungläubig. »Wo und wann trafen Sie den Häuptling?«
    »Ich bin nicht in der Lage, Ihnen genaue Auskunft zu geben. Es ist den Indianern Unrecht geschehen, und ich bin der Freund ihres Häuptlings; ich habe für das Fort gethan, was ich thun konnte, aber einen Verrat an dem Freunde werde ich nicht begehen.«
    »Ah, Sie wollen nicht sagen, wo die Rothäute stehen?« fragte er.
    »Nein.«
    »Ich werde Sie zwingen!«
    »
Pshaw!
Es ist mir nicht angst! Ich kenne die Situation so genau, daß ich sogar dem Häuptling freies Geleit versprochen habe.«
    Das war dem Offizier denn doch zu viel.
    »Sind Sie bei Sinnen, Sir!« rief er. »Ich werde den Häuptling ganz im Gegenteile festhalten; er wird als Geisel hier bleiben!«
    »So werde ich ihm entgegenreiten, um ihm zu sagen, daß er nicht kommen soll!«
    »Ich werde Sie daran zu verhindern wissen!« drohte er.
    »Versuchen Sie das!« antwortete ich ruhig. »Zunächst werde ich jeden niederschießen, der es wagt, seine Hand an mich zu legen, und sodann werde ich einen wahrheitstreuen Bericht der Tetongangelegenheit nach Washington senden. Man wird dort einsehen, daß man sich nicht stets zu wundern braucht, wenn die Indsmen zu den Waffen greifen.« – Er starrte mich ganz erschrocken an, und als ich Miene machte, zu gehen, rief er:
    »Halt, Sir! Ich kann in dieser Sache erst dann etwas unternehmen, wenn ich mich mit dem Offizierskorps beraten habe.«
    »Gut, thun Sie das, und geben Sie mir dann Nachricht, ob der Häuptling freies Geleit haben soll oder nicht!«
    Ich verließ ihn und ging nach dem Store, wo ich mir einen kleinen Raum gemietet hatte. Im Stalle dort stand mein Mustang. Er hatte lange ausgeruht und wieherte freudig auf, als ich ihn in den Hof zog, um ihn zu satteln. Ich that dies, weil ich auf alles gefaßt sein wollte. Ich füllte die Satteltaschen mit meinen Habseligkeiten und that ganz so, als ob ich für immer abreisen wolle; dann begab ich mich in meine Kammer zurück, um das Kommende abzuwarten.
    Nach einiger Zeit sandte man mir einen Unteroffizier mit der Botschaft, daß man beschlossen habe, dem Häuptlinge freies Geleit zu bewilligen, doch war dies nicht im stande, mich vollständig zu beruhigen.
    Der Raum, in welchem ich mich befand, lag dicht an der Stube, in welcher die Gäste und Käufer verkehrten; es herrschte heute dort ein ganz ungewöhnlicher Lärm, und ich vernahm bald, daß er von den fremden Fallenstellern verursacht wurde. Einmal waren zwei von ihnen in den Hof herausgetreten und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Sie standen der einfachen Bretterwand meines Raumes nicht nahe, und so hörte ich nur einige abgebrochene Sätze von ihrer Unterredung.
    »Prachtvoller Mustang … mehr wert als alle unsere Klepper.«
    »Wem mag er sein?« fragte der andere.
    »Jedenfalls einem der Offiziere.«
    »Da dürften wir uns nicht daran wagen … armseliges Leben nun … Goldstaub und Nuggets alle … verspielt … wird es wohl glücken … Oelprinz … hat Millionen

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