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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Anblick. Während der ersten Tages unsres Aufenthaltes hatten meine Frau und ich immer wieder die größte Mühe, nicht laut herauszulachen, wenn wir die Scharen junger, schnurrbürtiger Engländer sahen, die ganz in Schwarz gekleidet waren, mit schwarzen Melonen auf dem Kopf, einem schwarzen Regenschirm in der Rechten und in der Linken unweigerlich die »Times«. Es war zu komisch. Nach ein paar Tagen hatten wir uns an diesen Anblick gewöhnt und schämten uns unsres unreifen Betragens.
    Und dann, eines Abends, gingen wir ins Theater. Man gab eine englische Komödie. Auf der Bühne erschien ein Schauspieler in der oben beschriebenen Gewandung, welche auch die Gewandung der meisten Zuschauer war - worauf die Zuschauer in ein so schallendes, immer wieder losplatzendes Gelächter ausbrachen, daß die Billeteure Beruhigungstabletten verteilen mußten. Übrigens sind in englischen Theatern während der Vorstellung alle möglichen Dinge zu haben, Cakes, Steaks, Kissen, Bücher, Bilder, Bilderbücher, notfalls auch Haarwasser. Aber warum es die Engländer so sehr erheitert, auf der Bühne ihre eigenen Kleidungsstücke zu sehen, die sie doch an sich selbst in keiner Weise komisch finden - das gehört zu den vielen Geheimnissen des englischen Humors.
    Ich gestehe, daß ich die Engländer um ihren Humor nicht weniger beneide als um die unvergleichliche Ausdruckskraft in ihrer Sprache. Am meisten jedoch beneide ich die englischen Humoristen. Und zwar beneide ich sie um ihr Publikum, dessen Lachbereitschaft ans Wunderbare grenzt. Es ist nicht bloß ein dankbares Publikum, es ist eine Nummer für sich. Wer jemals einen der orkanartigen Lachstürme miterlebt hat, die von jedem durchschnittlichen Variete-Programm oder von den populären Rundfunksendung der BBC entfesselt werden, wird mich verstehen. Wir in Israel genießen den Vorzug, diese Sendungen Tag für Tag hören zu können, wenn wir den britischen Militärsender der nahe gelegenen Insel Cypern einstellen.
    Den Beginn des Lach-Bacchanals auf Kurzwelle erkennt man an einem donnernd einsetzenden Applaus. Er ist das Zeichen, daß die beiden Protagonisten des Heiterkeitsfestes die Szene betreten haben. Wenn er verklungen ist, fragt der eine von ihnen den anderen in breitem, nicht wiederzugebendem Cockney-Akzent: »Was'n los mit dir, Charlie?«
    Die dröhnende Lachsalve, die darauf folgt, schrumpft alsbald zum verlegenen Hüsteln gegen die orkanartige Reaktion auf die Antwort des Befragten:
    »'ch hab' heut' morgen 'n fürchterliches Sausen im Kopf gehabt, hab' ich gedacht.«
    »Und was, Charlie«, fragt der erste, »was saust 'n in deim Kopfe, was saust da?«
    An diesem Punkt nimmt der allgemeine Lachkrampf die Ausmaße einer hemmungslosen Massenhysterie an. Es dröhnt derart, daß der Apparat in Splitter zu gehen droht. Quer hindurch schrillen die letzten spitzen Aufschreie der in Ohnmacht fallenden Frauen. Im Hintergrund hört man die Sirenen der anfahrenden Ambulanzwagen. Aber das ist noch immer nicht der Gipfel. Der wird erst nach der nächsten Antwort erreicht. Sie lautet:
    »Wer da saust? Weiß ich nicht!«
    Kein Rand und kein Band mehr, aus dem das Publikum jetzt nicht geriete. Brüllendes, tosendes Gelächter von noch nie berechneter Megaphon-Stärke geht in rhythmisches Händeklatschen über, das von gellenden Pfiffen der Begeisterung kontrapunktiert wird. Minutenlang muß der erste Fragesteller warten, um die folgende Vermutung halbwegs hörbar zu machen:
    »Vielleicht hast du die Nacht schlecht geschlafen, Charlie?«
    »Wie soll ich denn schlafen, wenn's mir so im Kopfe saust, eh?«
    Das gibt dem Publikum den Rest. Das bringt die letzten Säulen der sprichwörtlichen Zurückhaltung krachend zum Einsturz. Was sich jetzt abspielt, ist mit »Erdbeben« nur unzulänglich angedeutet. Es bedarf des prompten Einsatzes aller verfügbaren Platzanweiser, Sicherheitsorgane und Hilfstruppen, um völliges Chaos zu verhindern. Ein Sprecher meldet mit gedämpfter Stimme zwei Todesfälle. Dann ist die letzte noch intakte Röhre des Empfangsapparates durchgebrannt.
    Der ausländische Hörer aber sitzt vor den rauchenden Trümmern seines Geräts und fragt sich ebenso verwundert wie vergebens, was da vorgegangen ist und was die eigentliche Ursache dieser orgiastischen Heiterkeitsstürme war. Jetzt wissen wir's. Und wenn wir von unsrem Besuch in England nichts andres mitgebracht hätten als diese Erkenntnis, so hätte sich's gelohnt. Jetzt wissen wir's: Die beiden Protagonisten müssen

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