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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Scheiße. Er ist zum Tanken abgebogen«, rief Dave.
    »Halt am Conway-Kreisverkehr an und warte auf ihn.«
    »Dort kann er in vier Richtungen abfahren. Wir können sie nicht alle abdecken.«
    »Fordere Verstärkung an.«
    »Bis dahin ist er halb in Schottland.«
    »Vielleicht war er es ja auch gar nicht.«
    Sie wurden etwas langsamer. Vor ihnen, im Osten, türmten sich Wolken auf, sturmgrau und dunkler werdend.
    »Also ich weiß nicht«, sagte Nick nach einem Augenblick. »Ich hatte so ein Gefühl bei dem da.«

    Es war schwierig hier, ohne offizielle Rolle. Simon konnte nicht ewig bleiben. Wenn sich heute nichts mehr ergab, würde er am nächsten Morgen nach Lafferton zurückkehren müssen.
    Er ging den Flur entlang zur Einsatzzentrale. Was hielten sie von ihm hier? Beobachteten sie ihn alle, stellten Spekulationen an? Polizeireviere waren die reinste Gerüchteküche, doch es war ungewöhnlich, dass sich Gerüchte über einen Außenstehenden verbreiteten. Er war irritiert.
    Die Atmosphäre war ruhig, aber voller Anspannung, das Gefühl, dass es diesmal vielleicht, möglicherweise, einen Durchbruch geben könnte, eine Spur zu verfolgen wäre und die Blase platzen würde. Vom anderen Ende des Raumes blickten ihn die Gesichter der Kinder an, drei waren es jetzt.
    »Sir?«
    Ein Constable winkte ihn herüber. Simon griff nach dem Telefonhörer, den er ihm hinhielt. »Serrailler?«
    »Ich komme zurück«, sagte Jim Chapman. »Hole Sie unterwegs ab.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Schnellstraße in Richtung Scarborough. Silberner Mondeo mit Geschwindigkeitsübertretung. Streifenwagen wollte ihn aufhalten. Fahrer hat Gas gegeben. Kennzeichen stimmt. Kommen Sie runter auf den Hof, ich will gleich weiterfahren.«
    Simon ließ den Hörer fallen und rannte los.

    Im Auto, das kaum gebremst hatte, um ihn einsteigen zu lassen, erklärte Chapman, was passiert war.
    »Sie haben ihn entdeckt, dann verloren. Haben ihn an einem Kreisverkehr wieder aufgegabelt und zum Halten aufgefordert, aber er hat nicht gehalten.«
    Chapmans Fahrerin beschleunigte.
    »Beschreibung?«
    »Passt – Fahrer hat dunkles Haar, trägt eine dunkle Jacke, hat anscheinend bemerkenswert bleiche Haut, was auch dem Eisverkäufer aufgefallen war … keine Mitfahrer. Andere Streifenwagen werden die abzweigenden Straßen blockieren.«
    Inzwischen befanden sie sich auf der Schnellstraße, und Chapman stand in Verbindung mit dem Streifenwagen direkt hinter dem Mondeo. Simon spürte, wie sich sein Magen bei dem vertrauten Adrenalinstoß zusammenzog. Er hatte das Gefühl, dass es diesmal klappen könnte. Ihr Auto fuhr jetzt über hundertfünfzig, die Außenwelt flog vorbei. Ein Gesicht hinter einem Autofenster, ein von ihrer Geschwindigkeit alarmierter Fahrer, dann noch einer, verschwunden. Ein Transporter, der ihnen Platz machte. Verschwommenes Rot. Ein Tankwagen. Lautes Hupen. Vorbei. Es regnete, der Himmel vor ihnen war schwefelgelb.
    Zweihundert, durchgehend.
    Dann, direkt vor ihnen, das blaue Blinklicht eines Streifenwagens.
    »Der Sturm kommt vom Meer herein«, sagte Chapman. »Waren Sie schon mal in dieser Gegend?«
    »Es gibt ein Foto von mir auf einem Esel in Scarborough.« Serrailler warf einen Blick durch das Heckfenster und entdeckte einen zweiten Streifenwagen.
    Chapman war wieder am Telefon. Der Mondeo war immer noch unterwegs, nach wie vor in Richtung Osten.
    Sie stießen auf eine Regenwand und rasten hindurch.

Acht
    B eschissene Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Beschissene Art zu leben. Automaten mit Kondomen und Tampons aufzufüllen, geschmuggelte Zigaretten zu verkaufen. Was sollte das alles? Es musste noch mehr geben.
    Es gab noch mehr.
    Das Auto fuhr, wenn es musste, fraß die schimmernde, nasse Straße nur so weg.
    Was hätte er gesagt? Oder sie, was das anbetraf? Wir hatten Besseres von dir erwartet. Wir wollten mehr für dich. Die weinerlichen, käsigen Gesichter, seine wässrigen blauen Augen. Erbärmlich.
    Schwach. Niemals.
    Da war der dunkle Ort. Das Loch. Niemand wusste davon. Das war das Ende und unwichtig. Auf den Anfang kam es an. Der Moment des Erwachens. Der leiseste Schatten eines Schattens.
    Die Nadel erregender Furcht.
    Der Regen strömte über die Scheiben und prallte von der Motorhaube ab. Wie weit weg von zu Hause? Zu weit. Also kein glücklicher Abend mit Kyra. Kyras Gesicht schimmerte strahläugig durch den heftigen Regenguss. Kyra. Anders. Merkwürdig, das. Kyra war absolut sicher. Kyra würde nie etwas zustoßen. Es war

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