Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Küche.
»Schlafen sie?«
»Ja.« Sie stupste ihn an. »Rutsch mal.«
Chris öffnete die Augen. »Das kann so nicht weitergehen«, sagte er. »Und ich brauche einen Whisky.«
Cat hütete sich, daran Anstoß zu nehmen. Stimmungen wie diese traten inzwischen recht häufig auf. Sie meinte zu wissen, wie sie damit umgehen musste.
»Ich bin total genervt.«
»Sam hat einfach nicht nachgedacht. Das ist nicht das Ende der Welt.«
»Nicht wegen Sam, obwohl er zu alt ist, so dämlich zu sein, er sollte gelegentlich mal zu denken anfangen. Aber nicht deswegen, sondern wegen dem ganzen Scheiß. Ich hatte einen saumäßigen Tag, drei Notfälle, einen Riesenberg von Papierkram, ein Treffen mit dem Primary Health Care Trust, zu dem du eigentlich hättest gehen sollen, dann komm ich heim und erwarte, dass du innerhalb einer Stunde zurück bist, und du bleibst die halbe Nacht weg. Jedenfalls hab ich denen vom Primary Care Trust gesagt, dass sich keiner von uns beiden dem Nachtdienstturnus anschließen wird, und das gilt auch für die Hälfte der Hausärzte in unserem Gebiet, mehr als die Hälfte, sollen sie doch dafür bluten, die Agenturärzte zu bezahlen, geschieht ihnen recht.«
» Was hast du getan? Chris, du magst ja vielleicht nicht bereit sein, Nachtdienst zu machen, nachdem die neuen Verträge gelten – das ist deine Entscheidung –, aber ich finde es falsch. Warum sollen unsere Patienten leiden, nur damit du und deine Kumpel politisch punkten?«
»Die Patienten werden nicht leiden.«
»Also, ich mache weiter Nachtdienst, wie ich es immer getan habe.«
»Wo warst du überhaupt?«
»Hör doch auf, einfach zu ignorieren, was ich sage, und das Thema zu wechseln, das ist so verdammt arrogant. Ich werde dem Primary Care Trust morgen mitteilen, dass alles, was du gesagt hast, nur für dich gilt, nicht für mich.«
»Damit spaltest du die Praxis in zwei Hälften. Sehr hilfreich.«
»Ach, sei doch nicht so kindisch.« Sie stand auf. Der Wein, den sie zu schnell getrunken hatte, war ihr sofort zu Kopf gestiegen und ließ sie vor Erschöpfung schwanken. »Ich muss ins Bett.«
»Du hast immer noch nicht gesagt, wo du warst.«
»Mir wurde mein Handy geklaut, und ich wurde in einem Laubengang in der Dulcie-Siedlung niedergeschlagen, wonach die Sanitäter den Patienten, den ich aufsuchen wollte, tot in seiner Toilette vorfanden. Dann bin ich ins Hospiz gefahren, wo Lizzie Jameson gerade gestorben war und Max brüllend in die Nacht verschwand. Dann bin ich heimgefahren. Unterwegs hörte ich, dass die Polizei von North Riding jemanden verhaftet hat – eine Frau, um alles in der Welt. Sie hatte ein kleines Mädchen entführt, und sie könnte auch diejenige sein, die David Angus entführt hat … zu viel für einen Abend.«
Oben setzte sie sich auf die Bettkante und begann zu weinen. Sekunden später war Chris neben ihr.
»Gott, es tut mir so leid … Ich bin ein Schwein.«
»Ja.«
»Wir brauchen das nicht.« Er nahm sie in die Arme. »Keiner von uns braucht das. Denk nur, wenn wir das alles nicht nötig hätten.«
»Bitte«, sagte Cat, »bitte fang nicht wieder von Australien an. Das könnte ich wirklich nicht ertragen.«
»Na ja, irgendetwas muss geschehen, Cat. Eine große Veränderung.«
»O Gott.«
»Hör zu, organisiere einen Babysitter für Samstag. Ich möchte mit dir ausgehen. Ich möchte in Ruhe mit dir reden. Ist das möglich?«
»Ich will mir kein schönes Essen mit dem Reden über Australien verderben«, murmelte Cat. »Ich bin zu müde zum Ausziehen.«
»Ja, schau dich an … schau dir uns an. Dich überfallen sie in einer beschissenen Siedlung, ich muss mit der Bürokratie kämpfen, statt Patienten zu behandeln, und beschimpfe dann meine Kinder, weil ich müde und frustriert bin … Was soll das? Was machen wir hier?«
Sie war kurz davor gewesen, in ihren Kleidern einzuschlafen. Jetzt setzte sich Cat auf, Hirn und Körper angespannt und aufgeladen. »Warum brüllst du mich an? So etwas machen wir nicht, Chris, wir brüllen nicht.«
»Genau. Genau. «
»Die Sache kann nicht warten, bis wir an irgendeinem Restauranttisch sitzen. Ich kann nicht schlafen, bevor wir das ausdiskutiert haben. Es geht nicht nur um die Nachtdienste.«
»Nein. Es geht um viel mehr. Ich habe versucht, im Kopf damit klarzukommen …«
»Ohne mit mir zu reden?«
»Wir sind nie lange genug zusammen.«
»Das ist Quatsch.«
Sie fühlte sich, als würden abscheuliche Dinge sie von allen Seiten angreifen, sie in
Weitere Kostenlose Bücher