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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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sagte er erneut.
    »Ja. Erzählen Sie mir von ihr. Wollen Sie?«
    »Sie ist tot. Was gibt es da zu erzählen? Sie ist gestorben.«
    »Das tut mir leid, Max.«
    »Tut es nicht, Sie haben sie nicht gekannt, wie sollte es Ihnen leidtun?«
    »Weil Sie verstört klingen.«
    »Verstört.«
    »Ja.«
    Er lachte, ein kurzes, trockenes, hartes kleines Lachen. »Zum Teufel, Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Dann erzählen Sie es mir.«
    Aber der Mann hatte die Hand kurz vorgestreckt und das Fenster geschlossen. Der Vorhang hatte sich kaum geteilt.
    Simon wartete. Der Bungalow war wieder in dieselbe erschreckende Stille gehüllt. Er blieb noch zehn Minuten stehen, doch es kam weder das geringste Geräusch, noch war eine Bewegung zu sehen.
    Er ging den Pfad zurück durch die Büsche und Obstbäume.
    »Chef?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Es würde dauern. Er hatte die Situation falsch eingeschätzt. Er ging auf den Kathedralenhof. Ein Kordon war um das Gelände errichtet, und davor sammelten sich Menschen, um zuzuschauen, wie immer angezogen wie von einer magischen Kraft zum Ort eines möglichen Unheils.
    Er sprach mit dem Superintendent. War die Situation unter Kontrolle? Mehr oder weniger. War es möglich, dass sie eskalierte? Schwer zu sagen. Er hatte immer noch keine Ahnung, warum der Mann die Person, wer immer sie war, im Haus festhielt oder was er wollte und zu erreichen hoffte. Wie gefährlich war er? Schwer zu sagen.
    Es war alles nebulös, eine frustrierende und doch, seltsamerweise, potenziell hochinteressante Art von Situation, eine, die Simon gepackt hatte und die er entschlossen war, zu lösen. Wer war dieser Mann? Wer war da bei ihm? Wer war Lizzie? Lag Lizzie tot da drinnen? Sollte »schlafen« bedeuten, dass sie »tot« war? Er würde die Wahrheit herauskitzeln, Stück für Stück, sorgsam und taktvoll vorgehen. Er wollte es wissen. Das war keine krude, kriminelle Gewalttat, das dämliche Spiel eines Idioten, der sich mit Crack zugedröhnt hatte. So offensichtlich war das nicht.
    Es war alles andere als offensichtlich.
    »Ich glaube, es könnte einige Zeit dauern, aber es gibt über den Bungalow hinaus keine Bedrohung, soweit ich das einschätzen kann. Er hat sich dort selbst isoliert, das Haus lässt sich leicht umstellen und abriegeln.«
    »Dann halten wir uns erst mal zurück.«
    »Ja. Ich würde gerne wissen, ob es in den letzten paar Wochen einen plötzlichen oder gewaltsamen Todesfall mit einem Opfer namens Lizzie, möglicherweise Lizzie Jameson, gegeben hat, aber ich bin mir nicht sicher, Autounfälle, Selbstmorde … Und wo ist Reverend Jane Fitzroy? War sie bei der Arbeit? Hat jemand sie gesehen?«
    »Sonst noch was?«
    »Bisher nicht.«
    »Hat er irgendwas verlangt?«
    »Nein. So weit sind wir noch nicht gekommen … Bin mir auch nicht sicher, ob das passieren wird. Ich bin mir über kaum etwas sicher, aber ich gehe jetzt zurück.«
    Er hatte ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken.
    Wie seltsam, dachte Simon, dieser Garten, halbwild am unteren Ende, alles blüht in der Sonne, Vögel, Insekten, süßer Duft. Wie seltsam. Mittendrin dieser schmale kleine Bungalow, und drinnen …
    Was?
    »Max?«, rief er leise. Dann hob er die Briefkastenklappe und rief lauter. »Max? Hören Sie mich?«
    Die Sonne schien auf seinen Rücken, während er da hockte, und wärmte ihn.

Achtzehn
    S ie hatte wieder geschlafen. Wie hatte sie schlafen können? Um zu schlafen, musste man sich sicher fühlen, und sie glaubte, sich im ganzen Leben noch nie weniger sicher gefühlt zu haben. Vielleicht, auf irgendeine merkwürdige Weise, vertraute sie Max, wusste sie, dass er ihr nichts antun würde, einfach, weil er außer sich vor Kummer und Verwirrung war, aber nicht mehr voller Zorn.
    Er hatte sie zugedeckt. Sie streckte Arme und Beine, um ihre verkrampften Muskeln zu lockern, drehte sich dann um. Die Vorhänge waren nach wie vor zugezogen, doch dahinter schien die Sonne, füllte das Zimmer mit einem fleckigen, honigfarbenen Licht. Und die Sonne verfing sich in etwas, ließ es blinken. Jane fuhr hoch.
    Auf dem Couchtisch lagen drei ordentlich aufgereihte Messer, zwei große Küchenmesser und ein kleines, neues Obstmesser, dass sie vor zwei Tagen gekauft hatte. Die Klingen blitzten in der Sonne.
    Max saß auf einem Stuhl neben dem Fenster und beobachtete sie.
    »Fassen Sie die nicht an«, sagte er.
    Galle stieg in ihr hoch. Wie lange hatte sie geschlafen, unschuldig, vertrauensvoll? Während er die Messer neben ihr aufgereiht

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