Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
die Kehle und warf sie zu Boden.
Sie schrie und schrie noch einmal, wie sie noch nie zuvor im Leben geschrien hatte.
»Aufhören. Seien Sie still. Seien Sie still. «
Er presste ihr die Hand auf den Mund und drückte sie mit seinem Gewicht nach unten. Sie hatte entsetzliche Angst, dass Max sie in seiner aufgestauten Wut, seiner Erschöpfung und Frustration, aus Kummer und Hass vergewaltigen würde. Das war stets ihr schlimmster Alptraum gewesen. Sie hob ihr Bein, um ihn zu treten oder ihm das Knie in die Weichteile zu rammen, aber er war ein großer Mann, und die Wut machte ihn zu einem Bullen, verängstigte sie noch mehr.
»Sie gehen hier nicht weg«, brüllte er ihr ins Ohr. »Tun Sie das nie wieder. Sie verlassen mich nicht.«
Seine Hand hatte sich gerade lange genug von ihrem Mund gehoben, dass sie einen weiteren Schrei ausstoßen konnte, einen gequälten, animalischen Schrei.
Siebzehn
C hef?«
»Kommen Sie rein, Nathan.«
»Vor ein paar Minuten kam ein Anruf … Bungalow am Kathedralenhof … Gärtner hat gemeldet, Schreie zu hören. Ein Streifenwagen ist hingefahren, und die glauben, da wird jemand festgehalten.«
»Was, als Geisel? Klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
»Hab ich mir auch gedacht. Nur, ich wollte lieber mal nachschauen. Sie wohnen da doch, und ich dachte, Sie wüssten vielleicht was.«
»Nein. Mit Geiselnahmen haben wir es hier in unserem netten, ruhigen Fleckchen selten zu tun. Sind Sie sicher, dass es keine Zeitverschwendung ist?«
»Nein, aber …«
»Nein, aber Sie möchten lieber mal an die Luft, statt sich mit dem Papierkram rumzuschlagen.«
»Wie kommen Sie denn auf die Idee?«
»Nehmen Sie Jenny Lyle mit.«
»Ja, ja, wir beide zusammen jagen bestimmt jedem Geiselnehmer genug Angst ein … Ich mit meinem Gesicht, sie …«
»Raus«, rief Serrailler aufgeräumt. Das Bild des breiten Hinterns und der Waschfrauenarme von DC Lyle wollte er lieber nicht heraufbeschwören. Er griff nach einer weiteren Akte. Er hatte Jim Chapman mitteilen lassen, dass er jederzeit zu einem Verhör von Edwina Sleightholme bereit war, sobald sie ihn ließen. Er konnte es kaum erwarten.
Nathan fühlte sich von Jenny Lyles massigem Körper auf dem Fahrersitz eingequetscht, aber er mochte sie, und sie war ein guter Detective mit einem natürlichen Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmte. Außerdem war sie noch jemand, dem er seine freudige Neuigkeit erzählen konnte.
Sie lachte. »Unser Nathan wird Vater!«
»Es ist einfach toll.« Nathan schlug auf das Lenkrad.
»Alles schon geplant, oder?«
»Ja, nur können wir dann nicht mehr in unserer Wohnung bleiben.«
»Babys sind nicht sehr groß.«
»Hast du das ganze Zeug gesehen, mit dem sie geliefert werden? Ems Schwester hat letztes Jahr eins gekriegt, man kam fast nicht mehr durch die Tür, Kinderwagen, Buggys, Tragetaschen, Körbe, Kinderbettchen, Reisebettchen, große Stapel von Windeln. Igitt. Ich hab’s mir anders überlegt.«
Sie bogen in den Kathedralenhof.
»Muss seltsam sein, hier zu wohnen«, sagte Jenny und hievte sich aus dem kleinen Auto.
»Der DCI wohnt hier.«
»Wie eine andere Welt … ein anderes Jahrhundert.«
»Aber hübsch.«
»Die Kirchturmuhr würde mich verrückt machen.«
Sie schlug die halbe Stunde, als sie an der Häuserreihe entlanggingen. Der Streifenwagen parkte ein paar Meter entfernt.
»Da sind wir. Das Haus des Kantors.«
»Was macht der? Kantorieren oder was?«
»Keine Ahnung.«
Ein Streifenpolizist kam aus dem Seitentor und winkte sie zu sich. Sie folgten ihm, vorbei an dem großen georgianischen Haus, an einem Spalier entlang, an dem sich Geißblatt und Rosen hochrankten.
»Also … der Gärtner sagt, eine der Geistlichen wohnt in der sogenannten Gartenwohnung, nur ist das eher eine Art Bungalow, ganz hinten im Garten. Sie ist erst vor kurzem eingezogen, eine Priesterin namens Jane Fitzroy … Der Gärtner hat an den Beeten beim Haus gearbeitet, musste aber eine Schubkarrenladung Kompost zur Tonne bringen, und da hat er diesen Schrei gehört … einen lauten, entsetzten Schrei, der ihn zu Tode geängstigt hat. Er ging zum Bungalow und hat geklopft, doch da war nichts, höchstens so ein kehliges Grunzen. Er wusste nicht, was das war, hat Panik gekriegt … hat noch mal geklopft, ist dann zu seinem Telefon gerannt und hat uns angerufen. Kelly Strong und ich waren am Kanal, hat nur fünf Minuten gedauert. Wir sind zu dem Bungalow gegangen – aber nichts, nur Stille. Erst als wir geklopft
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