Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Lichter und farbenfrohen Reklametafeln sah, hob sich ihre Stimmung. Drinnen war es warm und angenehm. Sie schob den Einkaufswagen durch die Gänge, wechselte einige Worte mit anderen Kunden, wählte Produkte aus, die sie normalerweise nicht kaufen würde, wie auch die langweiligeren Dinge für den täglichen Bedarf, ließ sich dabei viel Zeit. Solange sie von dem fröhlichen Gesumm umgeben war, trat alles andere in den Hintergrund und beunruhigte sie nicht.
Nach dem Bezahlen ging sie in das angeschlossene Café. Sie war hungrig, merkte sie, als sie für ihren Kaffee anstand, und fügte einen Teller mit Speck, Eiern und Toast auf ihrem Tablett hinzu. Sie kaufte sich auch eine Zeitung.
Supermärkte waren gute Zufluchtsorte, gut für die Einsamen mit einem unausgefüllten Leben, die eine Pause brauchten und ein wenig Gesellschaft von der Art, die einen zu nicht mehr als ein paar Worten verpflichtete, zum Preis einer Tasse Tee. Menschen, die behaupteten, Supermärkte wären seelenlos und kleine Geschäfte wären viel besser, hatten nie so empfunden wie Jane und waren nicht, zumindest vorübergehend, durch die breiten Gänge und das Stimmengewirr und fröhliche Treiben wiederhergestellt worden. In einem kleinen Geschäft konnte man nicht herumtrödeln, Wärme und Gesellschaft ausnutzen, solange man wollte, und Jane hatte in London viele mit barschem und abweisendem Personal gekannt.
Gott, dachte sie, der Gott, den ich kenne, der Gott, an den ich glaube, der Gott der Liebe und des Trostes, der Gott, der Kraft gibt, ist hier heute Abend so greifbar wie in der St.-Michael-Kathedrale.
Der Speck und die Eier waren heiß und überraschend köstlich, die Lokalzeitung ein Karussell aus Klatsch und Informationsbrocken und mit der Art Fotos von Amateurtheateraufführungen, Schulsportveranstaltungen und Hochzeiten, die sie begeisterten.
Als sie das Café verließ, trat ein Paar auf sie zu, das sie erkannt hatte und sie bitten wollte, ihre vier Kinder gemeinsam zu taufen.
Auf den Straßen war es ruhig, als sie zurückfuhr. Der Mond stand als silberne Sichel über dem Hügel.
Sie lenkte das Auto zu dem ihr zugewiesenen Parkplatz auf dem Kopfsteinpflaster neben dem Haus des Kantors, in dem es dunkel war. Josephs Auto war da. Sie überlegte, wie Rhona wohl mit ihrer Näharbeit vorangekommen war und wie sie es geschafft hatte, keine Schokoladenflecken auf den Stoff zu machen. Jetzt musste Jane nur noch drei Tragetaschen durch den Garten zum Bungalow schleppen, aufschließen und alle Lichter anknipsen, um die dunklen Schatten und Erinnerungen in die Wände zurückweichen zu lassen.
Die Taschenlampe, die an ihrem Schlüsselring hing und normalerweise einen dünnen, scharfen Strahl aussandte, funktionierte beim Draufdrücken nicht, aber Jane kannte den Weg über den Gartenpfad inzwischen. Die Büsche raunten, als sie daran vorbeistreifte, und weiter hinten unter den Obstbäumen hörte sie ein kleines Tier rascheln. In einem der anderen Gärten jaulte eine Katze und erschreckte Jane. Sie tastete sich die Verandastufen hinauf und legte ihre Hand an die Mauer, um sich zu orientieren. Über ihr wölbten sich die Sternbilder am Himmel. Schlüssel. Er glitt leicht in das neue Schloss. Sie stieß die Tür auf. Das Haus roch nach Angst, ihrer Angst, als sie zum letzten Mal hier gewesen war, in der Falle, festgehalten, klaustrophobisch gefangen zusammen mit Max Jameson. Sie spürte seinen Arm um ihre Kehle und die kalte Schneide des Messers und begann zu frösteln. Ihre Hand zitterte, als sie an der Wand nach dem Lichtschalter tastete, und nachdem das Licht anging, kam ihr im ersten Moment alles äußerst fremd vor, so dass sie sich desorientiert fühlte und sich fast fragte, ob sie das Haus verwechselt hatte.
Sie machte einen raschen Rundgang, knipste jede Lampe in Küche, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Schlafzimmer an. Sie holte ihre Tragetaschen mit den Einkäufen herein, verschloss und verriegelte die Haustür, zog die Küchenjalousie und die Vorhänge in allen Zimmern zu. Erst nachdem sie das getan hatte, atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen. Es dauerte eine Weile, bis ihr Herz zu hämmern aufhörte.
Sie zwang sich, sich langsam umzusehen. Alles war so, wie es vorher gewesen war. Stühle, Tisch, Schreibtisch, Fernseher, Bücher, alles an seinem Platz, alles vertraut. Ein leichter Schimmelgeruch hing in der Luft. Das Gartenhaus war feucht, trotz aller Anstrengungen des Wartungspersonals.
Sie trat an das Wohnzimmerfenster.
Weitere Kostenlose Bücher