Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Auto noch nicht fertig. Aber es gibt eine definitive Übereinstimmung mit Ihrem Fall. Wann kommt Ihr DCI zurück?«
»Keine Bange, ich hab seine Nummer, auf diese Nachricht wird er nicht warten wollen. Tausend Dank.« Nathan boxte in die Luft.
Der Laster war vom Lagerhaus geschluckt worden, und die Tür war geschlossen. Niemand war mehr zu sehen. Die Nachmittagssonne ließ das Ödland um sie herum staubig aussehen. Ein Fink hockte auf einer Distel ein paar Meter entfernt.
»Verschwinden wir von hier.«
»Worum ging es, Sarge?«
»David Angus.«
»Haben sie ihn gefunden?«
»So was in der Art.« Nathan ließ den Motor an und setzte so hart zurück, dass die Reifen durchdrehten.
Der DC lehnte sich zurück. »Erzähl mal, was es mit diesem Frankie Nixon auf sich hat.«
»Frankie Nixon«, erwiderte Nathan scharf, »ist mir im Moment scheißegal.«
Sechsundzwanzig
S ie sehen nicht glücklich aus, Simon.«
»Ich glaube, diese Bildgruppe ist zu groß … Können wir die zwei aus der Kirche davon trennen? Dann hätten wir fünf und zwei … Vielleicht hier drüben?«
Simon trat in der Galerie einen Schritt zurück und betrachtete die Aufteilung erneut. Die Bilder waren fast perfekt gehängt, bis auf diese Zeichnungen aus Venedig. Bei einigen lagen die Gesichter der alten Frauen und Männer, die er in den Kirchen um die Zattere hatte beten sehen, im Dunkel; nebeneinander gehängt hatten sie sich gegenseitig aufgehoben, getrennt voneinander wurde die Wirkung abgeschwächt. So war es immer – die meisten fanden beinahe von selbst ihren Platz, doch bei den letzten paar dauerte es ewig, sie richtig zu hängen.
Die Galerie war klein und hatte eine niedrige Decke. Die Größenverhältnisse waren genau richtig, die Lage in Mayfair erstklassig. Er wusste, welches Glück er hatte.
Jetzt lehnte er sich an die Wand und sah aus dem Fenster.
Diana blickte ihm von der sonnigen Straße direkt ins Gesicht. Er fluchte leise. Es wollte nicht, dass seine Vergangenheit vor ihm auftauchte, vor allem eine Vergangenheit, die er konsequent aus dem Gedächtnis verbannt hatte.
Aber als er sie noch einmal ansah, änderte sich etwas in ihm. Er war beglückt darüber, zu sein, wo er war, hier seine Ausstellung zu haben, jetzt, war aufgeregt, stolz, überdreht – und plötzlich erfreute ihn der Anblick Dianas. Er war froh, sie zu sehen. Sie sah, wie stets, schön, elegant, glücklich aus.
Ihm fiel ein, wie es immer gewesen war – eine ideale Beziehung, ohne Verpflichtung, sie hatten zueinander gepasst, sich miteinander wohl gefühlt, hatten beide ihre eigene Welt und einen Beruf gehabt, der sie ausfüllte, keiner hatte den anderen festnageln wollen. Das war gut gewesen, hatte Spaß gemacht. Er hatte beglückende Tage, Abende, Nächte in Dianas Gesellschaft verbracht. Ihre Verzweiflung, mit der sie ihn im vergangenen Jahr verfolgt hatte, schien lange her. Das musste sich längst gelegt haben. Warum konnte es nicht wieder so sein, wie es immer gewesen war? Simon sah nichts, was dagegen sprach.
Er trat aus der Galerie, um sie zu begrüßen.
Bei ihrem letzten Zusammensein in London hatten sie Eugen Onegin in Covent Garden gesehen, aber heute Abend gab es eine Ballettaufführung, wofür Simon nichts übrig hatte. Stattdessen sahen sie sich ein neues Theaterstück an, das so schlecht war und noch dazu so miserabel von einem Hollywoodstar gespielt wurde, dass es schon fast komisch war. Vor dem Ende brachen sie auf.
Es war ein warmer Abend und noch hell, auf den Straßen war viel los. Simon griff nach Dianas Arm, führte sie über die Straße zu einer Bar, die er kannte. Die Tische draußen waren besetzt, aber oben gab es eine runde Veranda. Er fühlte sich unbeschwert, wie so oft in London, war ein anderer Mensch, weniger gehemmt, spontaner.
»Champagnercocktail«, sagte er und lenkte Diana zu einem freien Tisch.
»Genau das Richtige.«
Ja, dachte er. Das ist gut. Nur das. Nichts mehr. Nichts Schwereres. Das ist genau richtig.
Diana trug ein hellgrünes Seidenkleid. Sie war die bestgekleidete Frau im Raum und die schönste. Er berührte ihre Schulter.
»Wo würdest du gerne essen?«
»Entscheide du. Aber ich möchte mit dir reden … reden und reden. Wie lange ist es her, seit wir das getan haben, Simon?«
»Zu lange. Du zuerst. Du hast die Restaurantkette verkauft?«
»Schon vor Monaten. Und ich habe noch nicht entschieden, was ich als Nächstes machen will, um deiner Frage zuvorzukommen. Kein weiteres Geschäft, das mein
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