Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Kindes angeklagt worden.
»Es kommt einem unglaublich vor, das«, sagte Dougie. »Einfach unglaublich. Kein Wunder, dass du so einen Schock erlitten hast. Ging es um den kleinen Jungen, der letztes Jahr verschwunden ist?«
»Ja. Und ein weiterer kleiner Junge und ein kleines Mädchen. Entsetzlich.«
»Natürlich ist es das. Ich nehme an, wenn sie jemanden verhaftet haben … ist es … Nein, es ist entsetzlich.«
Aber irgendetwas stimmte nicht. Konnte nicht stimmen.
»Wo war das?«
»In den Nachrichten. Katie Derham.«
»Nein, ich meine, wo war die … die mit demselben Namen wie deine Weeny? Wo war sie?«
»Das war das Komische daran.«
»Was war komisch, Eileen?«
»Das Komische war, es war nicht nur ihr Name und ihr Alter, sondern sogar da, wo sie wohnte. Sie wohnte dort. Genau wie unsere Weeny. Sie wohnten sogar in derselben Stadt!«
Wieder stieß sie dieses schreckliche, kichernde Lachen aus, aber ihr Blick war auf sein Gesicht gerichtet und wollte sich nicht abwenden, ihr Blick flehte ihn an, mit ihr zu lachen, zu begreifen, wie komisch das war, dass es zwei Frauen mit demselben Namen und Alter geben sollte, zwei Edwina Sleightholmes, die in derselben Stadt wohnten, zwei …
Dougie Meelups Herz begann so stark zu pochen, dass er einen Druck in der Brust spürte, in seinen Ohren, in seinem Kopf, einen furchtbaren, pulsierenden Druck.
Dreiunddreißig
I ch bin’s.«
»Hallo, du. Wie ist es gelaufen?«
»Gut. Toll.«
»Viele Besucher?«
»Knallvoll.«
»Was verkauft?«
»Ungefähr die Hälfte, vom Fleck weg. Mindestens die Hälfte, ich hab nicht richtig gezählt.«
Simon saß in seinem Auto in einer ruhigen Seitenstraße hinter der Galerie. Es war kurz nach neun, und er hatte sich vor allen anderen von der Vernissage weggeschlichen, bevor Martin Lovat, der Galeriebesitzer, ihn zu fassen kriegte, um mit ihm essen zu gehen, und, vor allem, bevor Diana bemerkte, dass er verschwunden war.
»Das freut mich wirklich sehr für dich, Si. Ich wünschte, ich hätte dabei sein können. Sind die Eltern aufgetaucht?«
»Nein. Ma hat mir ein liebevolles Briefchen geschickt.«
»Ach, ehrlich.«
»Du weißt, dass sich Dad nicht einmal tot in einer Kunstgalerie sehen lassen würde, und Ma würde nicht ohne ihn kommen. Haben sie noch nie getan.«
»Bleib dran, Si … Ich dachte, ich hätte Felix gehört. Warte.« Ein paar Sekunden intensiver, lauschender Stille, dann sagte Cat: »Nein, falscher Alarm. Gehst du jetzt feiern? Irgendwo im schicken Mayfair?«
»Nein. Ich fahre zurück. Ich dachte, ich könnte vielleicht noch auf einen Sprung vorbeikommen.«
»Was, heute Abend? Du würdest erst nach elf hier sein.«
»Entschuldige, war keine gute Idee.«
»Ehrlich nicht. Seine Lordschaft weckt mich momentan zwei- bis dreimal pro Nacht, und Sam kriecht immer wieder in unser Bett. Ich wollte gerade hinaufgehen, als du angerufen hast.«
»Na gut.«
»Du klingst traurig. Was ist los?«
»Nichts. Hast du die Nachrichten gesehen?«
»Ja, in denen um sechs haben sie groß darüber berichtet. Horden von kreischenden Frauen, die hinter dem Polizeibus herrannten, als sie vom Gericht abtransportiert wurde. Gruselig.«
»Ed Sleightholme ist gruselig.«
»Willst du morgen kommen? Ich werde gegen vier zu Hause sein. Abendessen und Übernachtung.«
»Nur wenn du es ernst meinst.«
»Ach, hör doch auf, Simon«, sagte Cat fröhlich und beendete das Gespräch.
Durch den Rückspiegel sah er eine Traube von Menschen aus der Galerie die Straßen entlangkommen. Er gab Gas und fuhr in hohem Tempo davon.
Der Erfolg der Vernissage hätte ihn in Hochstimmung versetzen sollen. Er hatte mit ein paar Kunstkritikern von der überregionalen Presse gesprochen, hatte gesehen, wie die roten Punkte auf die Rahmen seiner Zeichnungen geklebt wurden, hatte das interessierte Stimmengemurmel um ihn herum wahrgenommen. Aber er hatte sich emotional unbeteiligt gefühlt, als hätten die Zeichnungen nichts mit ihm zu tun, war sich jedoch in manchen Augenblicken, wenn sein Blick auf eine fiel, äußerst bewusst, wie nahe sie ihm waren und wie sehr es ihm missfiel, dass alle sie ansehen, kommentieren, beurteilen konnten. Was er liebte, war die Arbeit daran, das eigentliche Zeichnen, in Ruhe und Abgeschiedenheit. Alles andere war ihm ziemlich gleich, und einiges konnte er nicht ausstehen. Reumütig schüttelte er den Kopf über seine eigenen Gedanken.
Die Berichte über Edwina Sleightholmes Anhörung vor Gericht beherrschten sämtliche
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