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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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sein.«
    »Nein, nein …«
    »Dougie?«
    »Warte mal … Keith, sie wacht auf … Wir telefonieren später. Danke, Junge, vielen Dank.«
    »Dougie?«
    »Alles in Ordnung, Liebes, das war bloß Keith.«
    Eileen setzte sich mit gerötetem Gesicht auf. »Wieso? Ist was mit ihm, ist was mit den Kindern? Was wollte er?« Sie blickte sich um.
    »Er sagte, er würde uns morgen abholen.«
    Langsam schob sie die Beine vom Bett und stand vorsichtig auf, als sei sie unsicher, ob sie sich auf den Füßen halten könne.
    »Warum will er das tun?«
    »Er sagt, du … wir würden vielleicht nicht mit dem Zug zurückfahren wollen. Mit den anderen Passagieren.«
    »Ich versteh nicht.«
    Dougie seufzte. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, wie er etwas sagen oder tun konnte, das nicht hoffnungsvoll falsch war.
    »Es ist nur ein Missverständnis, das geklärt werden wird, Dougie. Ich werde es klären. Glaubst du, ich sollte jetzt anrufen?«
    »Wen anrufen, Eileen?«
    »Die Polizei … den Fernsehsender. Nein, an dem wird’s nicht liegen.«
    »Du könntest vielleicht morgen anrufen. Wenn wir zu Hause sind.«
    »Das muss aber gleich geklärt werden. Wenn es einer deiner Jungs wäre, würdest du der Sache nicht sofort auf den Grund gehen wollen?«
    »Nur, die Sache, es, es war ihr Name, ihre … wo sie wohnt … du hast gesagt …«
    »Oh, ich weiß, dass sie es war, ich weiß, es war unsere Weeny, nicht jemand anders, das weiß ich jetzt, natürlich weiß ich das, es kann nicht zwei Frauen mit demselben Namen, demselben Alter geben, die in derselben Stadt wohnen, es geht ja nicht um einen Namen wie Ann Smith, oder?«
    »Nein.«
    »Nein, ich meine, das muss geklärt werden, weil sie so etwas selbstverständlich nicht hätte tun können, wie hätte sie? Das fängt schon damit an, dass es Männer sind, Männer tun so was, es sind immer Männer.«
    Rose West, dachte Dougie. Myra Hindley.
    »Es ist schrecklich, wenn bei so etwas Fehler passieren, schrecklich. Ich muss da hinfahren, Dougie.«
    Sie sah hinaus auf das dunkle Meer und die Lichterketten an der Promenade. Auf der Straße war es still. Schließlich stand er auf und trat zu ihr. Nach kurzem Zögern legte er ihr den Arm um die Schultern.
    »Dann ruf ich also Keith an«, sagte er.
    »Ja. Wenn er uns abholen könnte, würde ich mich besser fühlen, glaube ich, weil wir dann schneller heimkommen. Dann kann ich anfangen, alles zu klären.«
    »Ich ruf ihn gleich an.«
    »Was sollen wir wegen des Essens machen, Dougie?«
    Essen. Er wusste es nicht. Das Wort hatte keine Bedeutung für ihn.
    »Die wissen doch nichts, oder? Hier. Es ist ein Missverständnis, aber trotzdem, es wäre mir lieber, wenn es so bliebe, wenn sie nichts erführen. Meelup hat nichts mit Sleightholme zu tun, nicht wahr?«
    Er spürte, wie ihm heiße Tränen in die Augen schossen.
    »Vielleicht könnten wir einen Spaziergang machen.«
    »Ja«, stimmte Dougie zu. »Wenn es das ist, was du möchtest.«
    »Ich weiß nicht, was ich möchte«, sagte Eileen Meelup und wandte sich wieder dem dunklen Meer zu.
    Als sie das Hotel verließen und sich von den goldenen Lichtern und warmen Stimmen entfernten, fassten sie sich instinktiv an der Hand. Sie gingen unsicher, ohne zu reden, langsam die Promenade entlang. Ein paar Menschen führten ihre Hunde aus oder gingen nur spazieren, waren auf dem Weg zu den Pubs. Die Luft roch nach Tang und gebranntem Zucker vom Zuckerwatte-Stand. Am Ende der Promenade, wo die Straße vom Ufer wegführte, war ein kleiner Park mit Kiespfaden zwischen den Büschen. Eileen blieb neben einer Bank stehen.
    Er schlug nicht vor, sich zu setzen oder weiterzugehen, er wartete einfach. Er hatte kein rechtes Gefühl dafür, wo er war oder warum, und wusste, dass es ihr genauso ging. In ihren Köpfen war kein Platz für etwas anderes als das, was Eileen gehört und auf dem Fernsehschirm gesehen hatte und was sich Dougie seither ebenfalls vorzustellen versuchte. Es war unmöglich zu verstehen. Er wollte sich so sicher sein, wie Eileen sicher war, dass es eine Verwechslung und ein Missverständnis sein musste, eine widerrechtliche Verhaftung, ein Wirrwarr. Was konnte man denn sonst noch glauben, das nicht zum reinen Horror wurde? Er wusste kaum etwas über die beiden Mädchen und war nur unglücklich gewesen, dass sie ihre Mutter so gedankenlos behandelten. Sie war verletzt und gekränkt gewesen. Er war verletzt und ärgerlich gewesen. Aber das war so in Familien, würde sich schon wieder

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