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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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einrenken. Das hatte er immer und immer wieder gesagt, voller Zuversicht. Jetzt trat er Wasser und konnte jeden Augenblick ertrinken.
    Er spürte, wie Eileens Hand seinen Arm umklammerte, als würde auch sie ertrinken und er wäre ihr letzter Halt.

    Erst nach einiger Zeit machten sie sich auf den Rückweg. Sie wanderten durch die Stadt, blickten in erleuchtete Schaufenster geschlossener Läden, auf Schuhe und Bonbongläser und Badeanzüge und Ketten an kopflosen Samthälsen. Und in jedem Schaufenster, in das sie blickten, spiegelten sich ihre eigenen Gesichter, und ihre Gesichter waren starr und ernst und unvertraut.
    Schließlich, in stillschweigendem Übereinkommen, drehten sie um und kehrten zum Hotel, in das Stimmengewirr, den Rauchgeruch aus der Bar zurück. Am Eingang blieb Eileen zögernd stehen.
    »Wär ’ne gute Idee«, sagte Dougie. »Vielleicht ein Brandy? Ich nehm einen Whisky. Damit wir zur Ruhe kommen.«
    Brüllendes Gelächter stieg aus einer Gruppe auf, und das Gelächter flutete auf sie zu und brach sich über ihren Köpfen wie eine Welle. Jemand drehte sich um und sah sie zögernd im Türrahmen stehen. Die Frau schaute weg.
    Das reichte. Damit stand es außer Frage, in die Bar zu gehen, zwischen den anderen noch etwas zu trinken, als wären sie normale Menschen wie sie, als wäre nichts geschehen, als hätte der Fernseher nicht gesprochen und als würde sich der Tag zurückdrehen und von neuem beginnen.
    Beide schliefen sie nicht.

Fünfunddreißig
    I ch kann es nicht fassen, was du mir da gerade erzählt hast. Was du getan hast, ist unglaublich.«
    »Okay, erspar mir den Sermon.«
    »Warum? Warum zum Teufel sollte ich? Wird Zeit, dass dir jemand eine Predigt hält, wird Zeit, dass dir mal jemand die Leviten liest.«
    »Und wer, wenn nicht du?«
    »Da hast du verdammt recht.«
    Cat setzte Felix in seinen Laufstall unter dem Sonnenschirm und baute sich vor ihrem Bruder auf, der mit einem Glas Bier im Liegestuhl lag. Es war heiß. Die Luft war dick und dampfig, Mücken sirrten in kleinen Wolken über dem Garten.
    »Hör mal, können wir Waffenstillstand schließen? Es ist nicht das richtige Wetter zum Streiten.«
    »Oh, einen Streit wird es nicht geben, Si, überhaupt nicht, weil ich nicht streiten werde, sondern du wirst mir gefälligst zuhören. Du bist mein Bruder, und ich bete dich an, und du bist ein absoluter und totaler Scheißkerl. Du bist ein psychisches Wrack und eine Bedrohung. Was für Probleme du auch hast, du musst sie lösen, weil du kein Teenager mehr bist, du bist fast vierzig. Es gibt keine Entschuldigung dafür, Frauen so zu behandeln, wie du Diana behandelt hast. Schlimm genug, dass du sie hingehalten hast, alles genossen hast, was sie zu bieten hatte, ohne dich je zu verpflichten. Nun gut, sie hat sich anscheinend genauso verhalten. Dann aber hat sie sich in dich verliebt, was, seien wir ehrlich, abzusehen war, und du hast dich eilends zurückgezogen. Ich fand’s nicht gut, wie du das gemacht hast, hatte aber akzeptiert, dass inzwischen Freya Graffham auf den Plan getreten war und du dir eingebildet hast, Gefühle für sie zu haben.«
    »Hör mal …«
    »Ja. Einbildung ist das richtige Wort. Für dich wurde es erst real, als sie wirklich und wahrhaftig tot war, und unterbrich mich nicht, um mir zu sagen, dass es beschissen ist, so was zu behaupten, denn beschissen oder nicht, es ist wahr. Du warst völlig durcheinander und hast Diana auf die unfreundlichste und taktloseste und verletzendste Weise fallenlassen. Sie hat immer noch Gefühle für dich, glaubt immer noch, dass es Hoffnung gibt, tja, das ist traurig, und das Einzige, wirklich das Einzige, was du tun konntest, Simon, war höflich, aber distanziert zu bleiben. ›Tut mir leid, es hat sich nichts geändert.‹ Sie ist kein Dummkopf. Sie wird es kapieren.«
    »Ja.«
    »Ja. Doch was tust du? Führst sie nicht nur zum Essen aus, was dumm und gedankenlos war, aber nicht vollkommen daneben …«
    »… sondern schläfst auch noch mit ihr. Ich weiß. Verdammt, Cat, ich weiß, ich weiß. «
    »Was hast du dir dabei gedacht? Du absoluter und totaler Drecksack. Du gedankenloser, selbstsüchtiger, eigennütziger, egoistischer, hirnloser Scheißkerl.«
    Felix sah bei der plötzlich laut gewordenen Stimme seiner Mutter auf, und sein Gesichtchen verzog sich. »Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast.« Cat hob ihren Sohn hoch und nahm ihn auf die Knie. Er war klebrig und strahlte Hitze aus. Cat verbarg ihr Gesicht in seinem

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