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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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in der Obhut des Streifenbeamten zurück.
    »Sag mal, geht es dir noch gut?«, flüsterte Schmiedel aufgebracht, kaum dass sie draußen waren. »Du kannst ihn doch nicht so drangsalieren. Wenn der das seinem Anwalt erzählt, dann gute Nacht.«
    »Er ist ganz kurz davor zusammenzubrechen, ich spüre das«, verteidigte sich Meier.
    »Einen Scheiß ist er. Wir wissen nicht einmal sicher, ob er es wirklich war. Die Spusi hat in seiner Wohnung nicht das Geringste gefunden. Absolut nichts. Nada. Bis auf die Pillen haben wir nichts gegen ihn in der Hand. Oder glaubst du, der Haftrichter stimmt einer U-Haft zu, weil er eine Fischtätowierung auf der Brust hat? Die Louis hält ihn auch für unschuldig, das habe ich gestern gleich gemerkt. Vermutlich wollte sie ihn deshalb nicht selbst vernehmen.«
    »Ach, das hast du gleich gemerkt? Und warum reißen wir uns dann hier den Arsch auf?«
    »Weil er im Augenblick unser einziger Verdächtiger ist. Es wäre fahrlässig, ihn einfach laufen zu lassen.«
    Meier senkte den Kopf. »Du hast ja recht. Ich habe mich zu sehr da reingesteigert. Der Kerl macht mich wahnsinnig. Ich würde ihm am liebsten seine grinsende Visage einschlagen.«
    »Ich weiß. Deshalb lassen wir ihn jetzt noch ein bisschen schmoren. Abgemacht?«
    »Okay. Aber viel Zeit haben wir nicht mehr. Nachher müssen wir ihn dem Haftrichter vorführen, und der wird uns unsere dürftigen Verdachtsmomente um die Ohren hauen.«
    »Wart’s ab.«
    »Ich bin gespannt.« Meier nickte, Schmiedel gab dem Streifenbeamten Bescheid, dass Brandau zurück in die Zelle konnte, dann drehte er sich wieder zu Meier um. »Mittagspause?«
    »Mittagspause.« Sie marschierten los. »Danke«, sagte Meier, als sie in den Paternoster stiegen, der sie zur Kantine ins Erdgeschoss brachte.
    »Wofür?«, fragte Schmiedel und grinste.
    Lydias Handy klingelte, als sie auf dem Weg zurück von der Rechtsmedizin ins Präsidium waren. Sie blieb im Foyer stehen und gab Salomon ein Zeichen, nicht auf sie zu warten.
    »Ja?«
    »Frau Louis? Förster hier. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Lydia unterdrückte ein Stöhnen. Das Letzte, woran sie jetzt denken wollte, waren ihre Albträume oder ihre verdammte Therapie. Sie leitete eine Mordkommission, die drei brutale Verbrechen aufklären musste. Sie arbeiteten ohnehin schon gegen die Zeit, machten Jagd auf einen Mann, der sich inzwischen so sicher fühlte, dass er sogar am helllichten Tag mordete, und ihr einziger Verdächtiger hatte ein Alibi, das sie geheim halten musste. »Worum geht es denn, Frau Förster?«
    »Um die Morde. Sie leiten doch die Ermittlungen?«
    »Um die Morde? Sie wissen etwas darüber?«
    »Ich würde mich gern mit Ihnen treffen, Frau Louis. Dann kann ich es Ihnen erklären.«
    Lydia überlegte fieberhaft. Sie wollte auf keinen Fall, dass ihre Therapeutin ins Präsidium kam. Das Risiko war ihr zu groß. Was, wenn durchsickerte, dass sie die Frau kannte? Wenn die Kollegen anfingen, eins und eins zusammenzuzählen? Sie kam sich vor wie auf einem sinkenden Schiff. Überall in ihrem Leben taten sich Risse auf, sie rannte von einem Leck zum anderen und stopfte es, so gut es ging, dabei war der Untergang längst nicht mehr aufzuhalten.
    »Ich könnte bei Ihnen vorbeikommen«, schlug sie vor. »Aber heute schaffe ich es nicht mehr. Wir stecken hier bis zum Hals in Arbeit.«
    »Gut. Dann morgen. Haben Sie nachmittags Zeit? So gegen drei?«
    »Müsste ich irgendwie hinkriegen.«
    »Abgemacht. Aber nicht bei mir zu Hause. Das wäre nicht gut. Ist es Ihnen recht, wenn wir uns in einem Café treffen?«
    »Ganz wie Sie meinen. Aber bitte in der Nähe des Präsidiums. Ich bin morgen mit Sicherheit auch den ganzen Tag hier.«
    »Die ›Alte Bastion‹? Das liegt direkt am Rheinufer in Richtung Altstadt.«
    »Klingt gut. Also morgen um drei.« Lydia unterbrach die Verbindung. Hoffentlich wollte diese Förster ihr nicht nur ein paar gute Ratschläge geben, wie sie ihre Arbeit zu machen hatte, sich als Profilerin aufspielen. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Sie war sich zwar darüber im Klaren, dass es hilfreich sein konnte, sich mit der Psyche eines Killers auseinanderzusetzen, um ihm auf die Schliche zu kommen. Doch andererseits waren Täterprofile eine heikle Angelegenheit, auch wenn die Experten der Abteilung ›Operative Fallanalyse‹ beim LKA noch so sehr betonten, wie wissenschaftlich fundiert ihre Methoden seien. Wer nicht genug von seinem Handwerk verstand, konnte eine Menge Schaden anrichten. Im

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