Der Seele weißes Blut
ihr zu versichern, dass er und Maren Lahnstein keinen Sex hatten.
Sie hatte ihn immer weiter beschimpft, und schließlich hatte er sich bestürzt abgewandt und war aus der Bar geflüchtet. Aber sie war noch nicht fertig gewesen mit ihm. Später hatte sie sich auf seinem Handy gemeldet und ihm mitgeteilt, dass sie Maren Lahnstein angerufen und ihr, wie sie es ausdrückte, ein paar Takte erzählt habe.
Er hatte daraufhin sofort versucht, Maren telefonisch zu erreichen, doch sie hatte nicht abgehoben. Nach einer miserablen Nacht hatte er sich heute Morgen in die Arbeit gestürzt, um nicht über den Schlamassel nachdenken zu müssen, in den er sich da hineinmanövriert hatte. In einem hatte Veronika jedenfalls recht. Er war ein Trottel.
37
»Wir haben Ihre Botschaft gefunden, Brandau.« Reinhold Meier drehte seinen Stuhl um und setzte sich breitbeinig darauf, die Arme auf die Rückenlehne gestützt.
»Was für eine Botschaft? Ich verstehe nicht.« Johannes Brandau sah aus, als wäre er in den letzten Stunden um zehn Jahre gealtert. Die Nacht in Gewahrsam hatte ihm offenbar zugesetzt. Trotzdem weigerte er sich weiterhin, einen Anwalt kommen zu lassen.
»›Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie sich’s gebührt in dem Herrn‹.«
»Was soll der Mist?« Brandau nahm die Kaffeetasse entgegen, die Schmiedel ihm reichte.
»Das ist kein Mist, das steht in der Bibel. Brief des Paulus an die Kolosser, Kapitel drei, Vers achtzehn, abgekürzt Kol 3,18. Aber das muss ich Ihnen doch wohl nicht erklären. Diesmal war es in die Erde unter einem Busch gekratzt. Wäre beinahe vom Regen weggewaschen worden.«
»Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt.«
»Wie wäre es für den Anfang mit einem Geständnis?«
»Ich habe nichts getan!« Er sprang auf und schleuderte die Kaffeetasse auf den Boden. »Was wollt ihr verdammten Bullen von mir? Was soll das alles?«
Der Streifenpolizist, der bei der Tür stand, hatte die Hand an die Waffe gelegt, doch Schmiedel schüttelte den Kopf. Brandau wankte hin und her, dann ließ er sich zurück auf den Stuhl fallen und verbarg sein Gesicht in den Händen. Meier und Schmiedel tauschten einen Blick.
Schmiedel trat näher. »Sagen Sie uns einfach, wo Sie gestern Abend waren, bevor wir Sie an der Haustür abgefangen haben.«
»Das geht Sie nichts an.«
»Ach, geht das Spielchen wieder von vorne los?« Meier schob seinen Stuhl noch ein Stück näher, sodass er Brandau beinahe die Beine einquetschte. »Das geht uns sehr wohl etwas an, Herr Brandau. Wir haben nämlich drei Morde aufzuklären. Kristina Keller, Ellen Dankert, Valentina Frederiksen. Alle drei brutal zu Tode gequält. Und Sie sind einschlägig vorbestraft und haben kein Alibi. Genau deshalb geht uns das etwas an.«
»Ich war am Bahnhof, hab mich mit ’nem Kumpel getroffen.«
»Wie heißt der Kumpel?«
»Keine Ahnung.«
»Sie treffen sich mit einem Kumpel, von dem Sie nicht mal den Namen kennen? Wollen Sie mich verarschen?«
»Ich kenn’ den Kerl nicht. Ich habe mir nur was besorgt.«
»Und was?«
Brandau zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen was zum Feiern. Ihr wisst schon. Ecstasy, Speed, ein bisschen Ice und so was. Ihr habt das Zeug doch in meiner Jacke gefunden.«
»Da war auch Flunitrazepam dabei.«
»Was?« Er sah Meier verständnislos an.
»Ropys. Flunies. Sie wissen genau, wovon ich rede.«
»Ach so.«
»Was hatten Sie damit vor?«
»Nichts.«
»Sie geben einen Haufen Geld aus für nichts?«
»Für den Eigenbedarf halt. Ich bin kein Dealer.«
»Mit Flunitrazepam sind die Opfer gefügig gemacht worden.«
»Scheiße, da kann ich doch nichts für. Ich habe damit nichts zu tun.«
»Sie würden Frauen nie etwas antun, nicht wahr? Sie sind ein richtiger Softie.« Meier fixierte ihn.
»Mensch, nur weil ich eine von denen ein bisschen härter rangenommen habe, bin ich doch nicht gleich ein Killer.«
»Ach nein?« Meier beugte sich vor. »Du bist einschlägig vorbestraft«, brüllte er. »Du hattest das Zeug, um die Frauen zu betäuben. Und du hast einen besonderen Draht zu diesem verdammten Fisch.« Er tippte Brandau mit dem Finger auf die Brust, ungefähr dort, wo die Tätowierung war. Brandau zuckte zurück, Meier packte und schüttelte ihn. »Raus mit der Sprache, wie hast du sie in die Falle gelockt?«
Schmiedel legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. »Fünf Minuten Pause, okay?«
Meier blickte ihn wütend an, doch er stand auf. Die beiden gingen vor die Tür und ließen Brandau
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