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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Telefonklingelns hatten sie Raßfeld nicht kommen hören.
»Wessen wollen Sie sich vergewissern?«, fragte der Chefarzt noch einmal misstrauisch und streckte ihnen anklagend ein schnurloses Telefon entgegen. Während Caspar noch trocken schluckte, schien Sophia sich wieder gefangen zu haben.
»Er … ähhm … also der Patient wollte noch ein Schlafmittel für heute Nacht, aber ich sagte, ich muss erst mit Ihnen Rücksprache halten.«
Raßfeld nickte zustimmend, offenbar zufrieden, dass seine Autorität nicht untergraben werden sollte.
»Gut, aber das kann jetzt wirklich warten, Frau Dorn«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und begleitete die Ärztin aus dem Zimmer. »Ich versuche Sie schon die ganze Zeit zu erreichen. Sie werden im OP gebraucht.«
    Lange nachdem Raßfeld und Sophia ihn mit seinen quälenden Fragen zurückgelassen hatten, hallte das myste riöse Versprechen der Ärztin immer noch in seinem Kopf: »Ich werde Ihnen eine Information geben, ohne die Sie die Klinik unter keinen Umständen verlassen dürfen.« Sophias Stimme wurde auch dann nicht leiser, als er sich zwei Stunden später auf das Bett legte und die Augen schloss, um seine Gedanken zu sortieren. Was alles befand sich noch in seiner Akte, deren Inhalt Raßfeld nur so zögerlich preisgeben wollte?
Ich muss mich erst noch vergewissern.
Er wollte gerade wieder aufstehen, um Sophia in der Klinik zu suchen, als er merkte, dass er seine Augen nicht mehr öffnen konnte.
Caspar versuchte es ein letztes Mal mit aller Willensanstrengung. Vergeblich. Die Ereignisse des Tages hatten seinen ohnehin erschöpften Geist zu sehr strapaziert. Er war bereits eingeschlafen.
     

00.26 Uhr, Heiligabend – Drei Stunden und zwölf Minuten vor der Angst
    Der Rauch war ein lebendiges Wesen. Ein Schwarm mikroskopisch kleiner Zellen, die durch seine Haut drangen, um ihn von innen heraus zu zersetzen.
Besonders auf seine Lunge hatten es die Partikel abgesehen, die seine Luftröhre hinab bis in die Bronchien vorstießen. Er hustete.
Normalerweise war das der Moment, in dem er aus diesem Alptraum erwachte; in eine Welt, in der seine Erinnerungen nur die vergangenen zehn Tage zurückreichten. Doch heute schlief er weiter, als ob ihn das brennende Auto, in dem er gefangen war, diese Nacht nicht freigeben wollte.
Nicht, bevor er einen Blick auf das Foto geworfen hatte, das auf dem Beifahrersitz lag. Neben der Flasche. Die Hitze war bereits so unerträglich, dass das Bild sich an den Rändern nach oben wellte, wodurch das Männergesicht darauf noch schwerer zu erkennen war.
Caspar strampelte unruhig mit den Beinen. Er befand sich in dem unangenehmen Schwebemoment zwischen Schlafen und Erwachen. Ein Zustand, in dem das zähflüssige Bewusstsein nur langsam in die Realität zurückgleitet. Er wollte die Metamorphose beschleunigen und sich selbst aus dem Alptraum befreien.
Deshalb schnallte er seinen Gurt ab und beobachtete die Flammen. Sie züngelten direkt vor ihm in Brusthöhe aus dem Armaturenbrett und begannen schon an seinem Hemd zu lecken. Für einen Moment blitzte die vernarbte Innenfläche von Toms Hand vor seinem geistigen Auge auf, als er in das Feuer greifen wollte, damit der imaginäre Schmerz ihn endlich aus diesem klebrigen Schlaf riss. Doch am Ende war es ein realer Druck, ein heftiges Rütteln, das ihn weckte.
Caspar schlug die Augen auf, das brennende Auto war verschwunden, stattdessen beugte sich Linus mit angstgeweiteten Augen über seinen Kopf. Seine Nasenspitze war so nah, dass er sie mit der Zunge hätte berühren können.
»Sophil«, sagte er. Es war kaum mehr als ein Krächzen, ein Klang, in den die Stimme umschlägt, wenn man flüstert, obwohl man eigentlich schreien will.
»Nicht schon wieder«, gähnte Caspar müde. Linus litt unter Schlafstörungen und wanderte nachts durch die Klinik, wenn er nicht einschlafen konnte.
»Sophilpatiöten.« Der Musiker riss jetzt an seinem Arm, wollte ihn aus dem Bett ziehen. Dass er halbnackt und nur mit einer fleckigen Pyjamahose bekleidet war, die kaum Halt auf seinen dürren Hüftknochen fand, ließ die Situation noch absurder erscheinen.
»Hör mal, du kannst doch nicht …«, wollte Caspar ansetzen. Doch dann hörte er es auch: das dumpfe Poltern, ein Stockwerk unter ihnen. Es klang, als würde jemand einen schweren Tisch immer wieder anheben und auf das Parkett zurückkrachen lassen. Caspar sah auf die Uhr. Null Uhr siebenundzwanzig. Kaum die passende Zeit, um Möbelstücke zu

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