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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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war und ihr rechtes Bein unkontrolliert in der Wanne zuckte, konnte er Sophias Schönheit erkennen, und gerade das machte den Anblick ihrer Qualen so unerträglich.
»Sophia?«, fragte Caspar viel zu leise. Seine brüchige Stimme wurde von dem rauschenden Wasserstrahl in den Abfluss gespült. Die Therapeutin schien weder ihn noch das eiskalte Wasser zu spüren, das eine Pfütze unter ihren Gliedmaßen bildete.
»Was ist mit Ihnen?«, schrie Caspar jetzt beinahe, doch Sophia blinzelte noch nicht einmal. Nur ihr Kopf kippte in eine gefährliche Schräglage, und ihre Augen schienen einen imaginären Punkt weit hinter den Fliesen der Badezimmerwand zu fixieren. Ihr durchnässter Oberkörper steckte in einem nach oben gerutschten weißen Nachthemd, unter dem sich ihre Brustwarzen abzeichneten. Der Schambereich wurde nur unzureichend von einem zerrissenen Slip bedeckt.
»Können Sie mich hören?«, fragte Caspar. Es war, als kommuniziere er mit einer Leiche. Zwar gab es nirgendwo Blut, er konnte keine äußeren Verletzungen erkennen, und sie atmete auch noch. Und trotzdem wirkte sie tot. Selbst dass ihr Fuß in unregelmäßigen Abständen gegen das Emaille schlug, war kein zuverlässiges Lebenszeichen, sondern erinnerte an die letzten reflexartigen Zuckungen eines Unfallopfers, bei dem die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Rückenmark bereits gekappt waren.
Ein schrecklicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als ihm die Parallelität zwischen seiner Erinnerung an das kleine Mädchen und der grausamen Gegenwart in diesem Badezimmer bewusst wurde.
Du kommst doch bald wieder, oder?
Ja. Keine Angst.
Auf einmal hatte er einen Titel für das Bild des Grauens, das der psychotische Künstler hier ausgestellt hatte: Lebendig begraben.
Genau das war sie. Zum Sterben eingemauert, und zwar in ihrem eigenen Körper.
Caspar streckte seine Hand nach ihrem Haar aus, das ihn erst vor wenigen Stunden so sanft berührt hatte und jetzt wie blonder Seetang an ihrem blassen Hals klebte. Doch dann riss er sich zusammen. Er hatte schon viel zu viel Zeit im Schock verstreichen lassen.
»Ich hol Hilfe«, flüsterte er und wollte sich gerade abwenden, als es passierte. Das Leben schoss in Sophias Körper zurück, und das war noch schrecklicher als die willenlose Apathie zuvor. Ihr gesamter Körper vibrierte auf einmal wie eine angeschlagene Stimmgabel, und Caspar wich instinktiv einen Schritt zurück, als sie ihren rechten Arm nach oben riss. Erst dachte er, sie wolle ihm etwas zeigen.
Ich muss mich erst noch vergewissern.
Er drehte sich zu der offenstehenden Badezimmertür herum. Doch da gab es nichts.
Dann fiel sein Blick auf ihren linken Arm, der fast lasziv über den Rand der Wanne baumelte. Er sah die schneeweißen Knöchel ihrer Hand. Sophia schien sich selbst das Blut in der Faust abzudrücken, so heftig presste sie ihre schmalen Finger gegen den Handballen.
»Was haben Sie da …?«, setzte Caspar leise zu einer Frage an, als ein weiteres Zittern durch ihren Körper lief und sie ihre Faust öffnete – quälend langsam, wie in Zeitlupe, bis der mysteriöse Gegenstand, den sie umklammert hielt, endlich zu Boden fiel.
Noch bevor Caspar seinen furchterregenden Verdacht überprüfen konnte, wurde er von hinten an beiden Schultern gepackt, herumgerissen und mit dem Gesicht auf den gefliesten Boden gepresst.
     

00.36 Uhr
    »Was ist denn hier los?«, hörte er Raßfeld fragen, dessen weiße Gesundheitsschuhe in sein eingeschränktes Gesichtsfeld wanderten.
»Keine Ahnung, was er mit ihr gemacht hat«, antwortete der Hausmeister, der mit dem gefühlten Gewicht eines Einbauherds auf seinem Rücken Platz genommen hatte. »Gar nichts«, wollte Caspar rufen, doch die Luft, die er dazu benötigt hätte, befand sich nicht mehr in seinen Lungen.
»Großer Gott, Frau Dorn?« Er hörte Raßfeld mit den Fingern schnipsen, dann wurde das Wasser abgestellt, und mit einem Mal war es so ruhig, dass man die Halogenstrahler über ihren Köpfen brummen hörte.
»Verdacht auf Schlaganfall. Yasmin, bereiten Sie sofort den Kernspintomographen vor«, befahl Raßfeld mit professioneller Ruhe. »Und ich brauche ein Blutbild.« Irgendwo hinter Caspar entfernten sich quietschende Gum misohlen, die mit jedem Schritt schneller wurden. Er spürte einen ziehenden Schmerz zwischen den Schulterblättern, als Bachmann ihn nach oben riss und in den Schwitzkasten nahm. Der massige Oberarm des Hausmeisters lag jetzt quer über seinem Gesicht, trotzdem suchte er verzweifelt den

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