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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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derartiger Schäden tatsächlich nicht möglich.«
» Seite 216 des Protokolls«, sagte Lydia und blätterte zurück.
»Richtig. Bruck ermunterte Haberland, mit der Mutter ihres gemeinsamen Kindes ein klärendes Gespräch über diese neuen Erkenntnisse zu führen. Haberland war sich zunächst nicht sicher, dann aber machte er sich kurz vor Weihnachten auf den Weg. Er reiste mit seinem Hund …«
»Tarzan alias Mr. Ed.«
Der Professor überging Lydias Kommentar mit einem gutmütigen Lächeln.
»… und dem Gutachten im Gepäck mit dem Zug nach Berlin. Vor der Zufahrt zur Teufelsbergklinik wollte ihn zunächst der Mut verlassen. Wie würde Sophia reagieren, die bislang jegliche Kontaktaufnahme verweigert hatte und ihn seit der Tragödie als Mörder bezeichnete? Was würde sie tun, wenn er nun unangemeldet vor ihr stünde, obwohl sie ihm genau das verboten hatte? Erst nach langem Zögern gab er sich einen Ruck und schlich die Zufahrt hoch, um es herauszufinden.«
»Nun, was immer er befürchtete, es war sicherlich nicht halb so schlimm wie das, was dann wirklich geschah.«
Der Professor lachte trocken.
»In der Tat. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sophia ihre Seelenbrecher-Methode bereits an drei Frauen geübt. Wie Sie vielleicht wissen, ist nicht jeder Mensch hypnotisierbar. Schon gar nicht gegen seinen Willen. Vanessa Strassmann hingegen schon. Sie war komplett unschuldig, ihr einziges Pech lag darin, mit Sophia einen Laienschauspielkurs an der Volkshochschule belegt zu haben. Als stark esoterisch veranlagte Persönlichkeit war sie ein leicht zugängliches erstes Übungsobjekt für Sophia. Kein Wunder, dass Haberland sich nicht an sie erinnern konnte, als er das Zeitungsbild von ihr sah. Vanessa hatte nie Kontakt mit ihm oder Marie gehabt.«
Patrick sah ihn fragend an und blätterte jetzt auch zu den ersten Seiten zurück. Der Professor nickte ihm aufmunternd zu.
»Mit Frau Strassmann begann die Serie. Sophia hat sie unter einem Vorwand in ein Hotelzimmer gelockt. Offenbar war Vanessa einmal vergewaltigt worden, und Sophia konfrontierte sie unter Hypnose immer und immer wieder mit ihrem Peiniger.«
»Ich hab schon ab dieser Stelle nicht mehr weiterlesen wollen«, murmelte Patrick.
»Angestachelt von ihrem Erfolg, probte Sophia Dorn nun ihre Methodik an der in ihren Augen ersten wirklich Schuldigen: der Grundschullehrerin Katja Adesi, die den Stein durch ihre Missbrauchsvermutungen ja erst ins Rollen gebracht hatte.«
»Und das dritte Opfer?«, fragte Lydia. »Doreen Brandt?«
»… war die Anwältin, die die Klage gegen Haberland ablehnte«, erklärte der Professor. »Da sie das Mandat nie angenommen hatte, konnte lange keine Verbindung zwischen ihr, Sophia und den anderen Opfern hergestellt werden. Außerdem suchte man ja nach einem Mann.«
»Okay, aber wir waren eigentlich bei Caspar, also, ich meine Haberland«, erinnerte Patrick ungeduldig. »Ach ja, Verzeihung. Nun, der war die ganze Zeit über Sophias eigentliches Ziel. Ihr Meisterstück. Auf Seite 214 der Akte wurde geschildert, mit welchen Täuschungsmethoden eine Zwangshypnose ermöglicht werden kann. Allen Techniken allerdings ist eines gemein: Sie basieren auf dem Überrumpelungseffekt.« »Doch der war mit Haberlands Besuch dahin.« »Sehr richtig. Sie können sich vorstellen, wie schockiert Sophia gewesen sein musste, als Haberland plötzlich vor ihr stand. Jetzt war er es, der sie überrumpelt hatte. Und schon wieder wollte er sich mit Lügen herausreden. Er präsentierte ihr sogar ein Gutachten des angesehenen Arztes Jonathan Bruck, das seine angebliche Unschuld belegte. Ha!« Der Professor hieb mit der flachen Hand auf die Holztafel. »Dabei hatte sie doch schon dreimal bewiesen, wie es möglich war, jemanden durch Hypnose lebensgefährlich zu verletzen.«
»Also feuerte sie das Gutachten in den Kamin und spritzte ihm ein Betäubungsmittel?« Patrick war jetzt ebenfalls aufgestanden, um sich die Beine zu vertreten. Nur Lydia rührte sich nicht vom Fleck und spielte nervös mit einer Haarsträhne.
»Ja und nein«, sagte der Professor. »Sie warf den Brief ins Kaminfeuer und jagte ihn zum Teufel. Genauer gesagt zu Tarzan, den Haberland draußen in der Kälte angebunden hatte. Später musste sie es sich dann anders überlegt haben und zog die halbverkohlten Reste des Gutachtens doch wieder aus den Flammen.« »Und Haberlands Amnesie?« Lydia schob sich aufgeregt die Haarsträhne in den Mund.
»Wurde durch einen simplen Sturz ausgelöst.« Patrick runzelte die

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