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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gegangen war, blätterte Preacher noch einmal in der blauen Mappe. Vielleicht war das Ganze gar keine so schlechte Idee. Die neuen Männer waren alle hochqualifiziert, und wenn sie ihm einen Teil der Kleinarbeit abnahmen, würde er wieder mehr Zeit für sich und seine Familie haben. Das würde auch sein Verhältnis zu Jane wieder ins Lot bringen.
    Er griff zum Telefon, um Jane anzurufen. Das Hausmädchen meldete sich. »Ist meine Frau da?« fragte Preacher.
    »Nein, Sir«, sagte das Mädchen. »Sie ist nicht da. Die Kinder hat sie mitgenommen.«
    »Hat sie gesagt, wo sie hinwollte?«
    »Nein, Sir.«
    Preacher legte den Hörer zurück. Er konnte ihr das auch später erzählen. Er drückte die Sprechtaste. »Bitte verbinden Sie mich mit Joe Washington in Los Altos«, bat er die Sekretärin.
    Einen Augenblick später war Joe in der Leitung. »Herzlichen Glückwunsch, Reverend Washington«, sagte Preacher. »Sie sind jetzt Mitglied des Vorstands und stellvertretender Pastor der Kirche der amerikanischen Christen.«
    »Ach, herrje«, lachte Joe. »Heißt das, ich kriege mehr Geld?«
    »Auch das«, sagte Preacher. »Aber das Wichtigste ist: Du bist jetzt der erste schwarze Pastor in einer weißen Gemeinde.«
    »Donnerwetter«, murmelte Joe. »Ich habe auch eine Neuigkeit für dich. Erinnerst du dich noch an den alten Pfarrer der Kirche in Little River, unseren ersten Franchising-Partner?«
    »Klar«, sagte Preacher. »Pastor Willard.«
    »Ja, den meine ich«, sagte Joe. »Erinnerst du dich noch, daß er deprimiert war, weil er das Gefühl hatte, er wäre zu alt und könne seiner Frau nichts mehr bieten?«
    »Ich erinnere mich sehr genau.«
    »Er hat mir erzählt, es wäre ein Wunder geschehen, gleich nach dem Football-Gottesdienst, den wir für ihn organisiert hatten. Er wäre über den Erfolg so begeistert gewesen, daß er sich plötzlich wieder potent gefühlt habe. Er ist direkt nach der Kirche mit seiner Frau ins Bett gegangen und hat sie geschwängert.«
    »Großartig«, lächelte Preacher. »Und woher weißt du das alles?«
    »Er hat gerade angerufen«, lachte Joe fröhlich. »Seine Frau ist gestern von einem sieben Pfund schweren Jungen entbunden worden. Er will ihn Joe nennen.«
    »Und warum?«
    Joe lachte verlegen. »Er sagt, was wir für ihn getan hätten, habe ihm seine Manneskraft wiedergegeben.«
    Neuntes Kapitel
    Preacher las den Text mit lauter Stimme zu Ende, legte das Manuskript weg und sah zu, wie der Toningenieur das Band noch einmal abspielte. Der Regisseur kontrollierte die Aufnahme über den Kopfhörer. Er nickte zufrieden. »Ich glaube, jetzt haben wir’s, Dr. Talbot. Wenn Sie bitte Ihren Hörer abnehmen, spielen wir Ihnen das Band direkt durchs Telefon vor.«
    Preacher nickte. Es dauerte einen Moment, bis der Toningenieur das Band zurückgespult hatte, dann hörte Preacher die eigene Stimme.
    »Vielen Dank für Ihren Anruf bei der Kirche der amerikanischen Christen. Sie hören eine Tonbandaufnahme von Dr. C. Andrew Talbot. Leider sind unsere Anschlüsse zur Zeit noch belegt, wir werden Sie aber sofort zu einem unserer Berater durchstellen. Inzwischen möchten wir Sie bitten, Schwester Aretha Franklin zu lauschen, die ihr weltberühmtes Lied Amazing Grace für Sie singt. Zunächst aber hören Sie einen Summ-ton. Sie haben dann dreißig Sekunden Zeit, um uns Ihren Namen und Ihre vollständige Anschrift zu nennen, damit wir Sie zu einem Berater durchstellen können, der Ihr Gebiet und seine besonderen Probleme genau kennt.«
    Dann folgte der Summton und eine halbminütige Pause, ehe Preachers Stimme sagte: »Vielen Dank. Gott segne Sie! Und denken Sie immer daran: Jesus liebt Sie!« Als die ersten Töne des alten Kirchenliedes und die unendlich süße
    Stimme Aretha Franklins erklangen, legte Preacher den Hörer zurück.
    »Gefällt es Ihnen, Dr. Talbot?« fragte der Regisseur.
    »Absolut«, erwiderte Preacher.
    »Gut«, sagte der Regisseur. »Machen Sie es fertig«, wies er den Toningenieur an. Er nahm das Mikrofon vom Tisch und nickte Preacher anerkennend zu. »Sie werden jedesmal besser, Dr. Talbot. Jetzt haben wir die nächsten drei Monate fertig, und Sie haben sich kein einziges Mal versprochen.«
    »Das verdanke ich Ihnen«, lächelte Preacher. »Sie haben so eine beruhigende Art.«
    »Vielen Dank, Sir.« Der Regisseur rollte das Kabel auf, der Toningenieur zog den Stecker heraus, dann gingen die beiden Männer zur Tür. »Schönen Abend noch, Sir.«
    »Danke gleichfalls!« Preacher sah zu, wie

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