Der Seelenfänger
senkte den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht«, flüsterte er mit geschlossenen Augen. »Bitte hilf mir doch, Herr! Was geht mit mir vor?«
Diesmal schickte Randle den Präsidenten der Gesellschaft für ein Besseres Amerika, Richard Craig, ins Gefecht, und als Preacher in der blauen Kunstledermappe, die man ihm vor der Sitzung hingelegt hatte, einen ganzen Stapel säuberlich getippter Tabellen und Diagramme entdeckte, wurde ihm klar, daß der Angriff nicht etwa aus heiterem Himmel erfolgte. Craigs Auftritt war von langer Hand vorbereitet worden.
Craigs Darlegungen erfolgten überaus respektvoll und höflich. »Eines möchte ich von vornherein klarstellen, damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Die Vorschläge, die ich Ihnen heute machen möchte, stellen keinerlei Kritik an der Arbeit des Vorstands oder einzelner Mitglieder dar. Wir alle sind außerordentlich glücklich über die hervorragenden Führungseigenschaften von Reverend Talbot, dem wir so glänzende Erfolge verdanken.«
Preacher lächelte ausdruckslos. Er hatte nicht die Absicht, die anderen wissen zu lassen, daß er die versteckte Kriegserklärung bemerkt hatte. Sollten die Damen und Herren ruhig denken, sie hätten ihn überrumpelt. Aufmerksam hörte er zu, was Craig dem Gremium vortrug.
»Gerade wegen der enormen Leistungen, die hier in Church-land vollbracht worden sind, haben wir uns darüber Gedanken gemacht, ob es nicht außerordentlich unfair ist, die gesamte Last der Verantwortung für diese Fernsehgemeinde auch weiterhin Dr. Talbot allein aufzubürden. Aus diesem und nur aus diesem Grunde möchten wir vorschlagen, den Vorstand um vier Mitglieder zu erweitern, die sich alle unter Leitung von Dr. Talbot direkt an der Geschäftsführung der Gemeinde und der Gestaltung der Programme beteiligen sollen.
Jeder der Männer, die wir ins Auge gefaßt haben, ist gründlich unter die Lupe genommen worden. Sie haben alle die besten Referenzen, und ihre Erfahrungen in anderen Positionen und kirchlichen Ämtern lassen erwarten, daß sie die vorgesehenen Aufgaben hervorragend lösen werden. Zwei der Herren sollen als Stellvertreter von Reverend Talbot fungieren. Dafür sind Dr. Thomas Sorensen, gegenwärtig noch stellvertretender Pastor der Liberty Baptist Church in Lynchburg, vorgesehen und Dr. Mark L. Ryker, außerordentlicher Professor an der theologischen Fakultät der Oral Roberts Universität. Der dritte wäre Sanford Carrol, den Sie gewiß vom Christian Broadcasting Network her kennen und der Programm- und Marketingchef werden soll. Schließlich empfehlen wir noch Mr. Sutter Duncan, einen der Teilhaber der Firma Price, Waterhouse & Co., als Nachfolger für Mrs. Beverly Washington. Als ehemaliger Wirtschaftsprüfer besitzt er zweifellos hervorragende Qualifikationen, um das Amt des Schatzmeisters in Churchland zu übernehmen.
Vollständige Unterlagen mit detaillierten Angaben über die Herren befinden sich in den Mappen, die wir für Sie vorbereitet haben. Darüber hinaus haben Mr. Randle, Mrs. Lacey und ich persönlich mit allen vier Herren gesprochen und dabei feststellen können, daß sie mit unseren Interessen und Ansichten voll übereinstimmen und gut in unsere Organisation passen. Jeder der Herren hat sich bereiterklärt, einen Zweijahresvertrag bei uns zu unterschreiben. Die Gehälter betragen jeweils 40.000 Dollar per annum, dazu kommen Aufwandsentschädigung und die üblichen Spesen.«
Craig räusperte sich. »Ich möchte diesen Vorschlag jetzt zur Diskussion stellen.«
Er setzte sich, und es entstand eine Pause. Niemand sprach, aber aller Augen waren auf Preacher gerichtet.
Er ließ sich nichts anmerken, sondern blätterte gleichgültig in den Papieren. Erst als die anderen unruhig wurden, hob er den Kopf. »Das gefällt mir sehr gut«, sagte er.
Befriedigt sah er die Überraschung auf ihren Gesichtern. Waren sie wirklich so töricht zu hoffen, daß er den offenen Kampf suchen würde, wo er von vornherein auf verlorenem Posten stand und mühelos überstimmt werden konnte. »Ich möchte aber doch darauf hinweisen, daß ein wichtiger Punkt noch nicht berücksichtigt wurde. Und zwar das Franchising-Unternehmen. Mit einem potentiellen Einkommen von drei Millionen Dollar pro Jahr ist dieses Unternehmen so wichtig, daß wir Mr. Washington ebenfalls zum stellvertretenden Pastor und Mitglied des Vorstands machen sollten. Wenn mich die Runde in diesem Punkt unterstützen könnte, sähe ich keinerlei Hinderungsgrund, der einem einstimmigen
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