Der Seelenfänger
Votum über den Vorschlag als Ganzes entgegenstünde.«
Es herrschte einen Augenblick Schweigen, dann dröhnte Randies Stimme über den Tisch. »Ich habe keinen Einwand gegen den Vorschlag von Dr. Talbot. Sollen wir abstimmen?«
Die Erweiterung des Vorstands wurde einstimmig beschlossen.
Craig erhob sich erneut. »Ich schlage vor, wir vertagen uns und berufen für Anfang nächster Woche eine Sondersitzung ein, an der auch die neuen Mitglieder teilnehmen können.«
Auch diesem Antrag stimmten alle Mitglieder zu.
Marcus Lincoln folgte Preacher zurück ins Büro. Sorgfältig schloß er die Tür hinter sich. »Wußten Sie von dieser Sache, Reverend?«
»Nein«, sagte Preacher und setzte sich hinter den Schreibtisch. »Haben Sie es gewußt?«
Lincoln schüttelte den Kopf. »Ein Blitz aus heiterem Himmel für mich. Die Geheimhaltung hat offenbar gut funktioniert.«
»Es sieht so aus«, nickte Preacher.
»Sind Sie verbittert?«
»Nein«, sagte Preacher. »Hätte ich denn Grund dazu?«
»Mißtrauische Menschen würden vermuten, daß man Sie abhalftern will«, sagte Lincoln.
Preacher lächelte. »Versuchen können sie es, aber es wird nicht klappen. Die Gottesgemeinde und die Kirche der amerikanischen Christen haben ihren Sitz in Los Altos, und alle Gesellschafteranteile sind in meinem Besitz.«
»Wollen Sie damit sagen -«
Preacher nickte. »Hier in Churchland sind wir nur Pächter, aber wenn es hart auf hart geht, kann ich eine sehr intime Gesellschaftersitzung einberufen und den ganzen Vorstand aus der Gottesgemeinde und aus der Kirche hinauswerfen.«
»Weiß Randle das?« fragte Lincoln.
»Er könnte das ohne weiteres feststellen. Aber er ist so auf seine eigenen Pläne fixiert, daß er über die rechtlichen Grundlagen gar nicht mehr nachdenkt.«
»Sie müssen aber einen guten Rechtsanwalt haben.«
»Keineswegs«, sagte Preacher. »Ich habe nur einfach beherzigt, was ich einmal gehört habe, als Beverly mit Paul Gitlin, einem Rechtsanwalt in New York, telefonierte.«
»Und was war das?«
»Gib nie etwas her, was die anderen nicht ausdrücklich verlangen«, grinste Preacher. »Randle hat nie verlangt, daß ich ihm die Kirche überschreibe. Ich hätte sie ihm wahrscheinlich sogar gegeben, wenn er es gewollt hätte.«
»Solche Schnitzer hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, meinte Lincoln. »Ich habe übrigens noch einmal über das Programm nachgedacht und hätte da ein paar Vorschläge. Haben Sie Lust, sie sich anzuhören?«
»Ja, natürlich.«
»Kennen Sie Jimmy und Kim Hickox?«
»Sicher«, erwiderte Preacher. Vor zwanzig Jahren war das Ehepaar Hickox ein führendes Schlager-Duo gewesen. Sie waren auf allen Fernsehkanälen zu sehen, und ihre Platten verkauften sich glänzend. Dann gerieten sie plötzlich ins Abseits, und man hörte nichts mehr von ihnen. Erst vor sieben Jahren begann ihre zweite Karriere, sie traten als Wiedergeborene Christen in religiösen Sendungen auf und waren wegen ihrer ShowQualitäten äußerst gefragt. Sie waren immer noch relativ jung, sie waren durch und durch amerikanisch, und ihr frischer, herzlicher Charme kam beim Publikum an.
»Ich habe mit den beiden geredet. Sie würden gern eine eigene Show machen. Ein bißchen Singen, ein bißchen Reden. Fünf Tage die Woche. Sie würden gern für Sie arbeiten, Reverend.«
»Und was würde das kosten?«
»Sie wollen fünftausend die Woche und einen Jahresvertrag. Normalerweise kassieren sie für jede Show zehntausend Dollar. Aber für uns würden sie - falls sie einen Jahresvertrag kriegen -für fünftausend die Woche arbeiten. Ich nehme an, daß es ungefähr zehntausend Dollar pro Woche kostet, die Bänder zu produzieren, und die Sendezeit weitere zwanzigtausend pro Woche. Wir könnten die Show der beiden für weniger als zwei Millionen im Jahr machen.«
Preacher kratzte sich am Kinn. »Glauben Sie, daß Sie es schaffen, bis zu dieser Vorstandssitzung am Montag einen Vertrag mit den beiden zu machen?«
»Ich denke schon«, sagte Lincoln. »Aber ich müßte nach Los Angeles fliegen und alles mit ihnen besprechen.«
»Na denn los«, sagte Preacher, »worauf warten Sie noch? Es bleiben uns nur ganze drei Tage. Ich rufe am Flughafen an, Sie können den Jet nehmen. Wenn Sie mit dem Vertrag zurückkommen, haben wir auch eine kleine Überraschung für unsere Freunde im Vorstand. Auf jeden Fall können sie dann nicht mehr behaupten, wir unternähmen nichts, um die Zuschauerzahlen wieder in die Höhe zu treiben.«
Als Lincoln
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