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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auch.«
    Barbara drehte sich um. »Drachenlady? Wie kommen Sie auf den Namen?«
    »Sie sind doch Barbara Soong, oder?«
    Sie nickte, dann begannen ihre Augen zu funkeln. »Sie meinen, das ist mein Spitzname?«
    »Erraten«, sagte Elijah. »Sie gelten als ziemlich gefährlich.« Er drehte sich um. »Sag mal, Preacher, woher kennst du denn die Dame?«
    »Wir sind alte Freunde«, erwiderte Preacher. »Ich kenne ihren Bruder aus Vietnam.«
    »Gibt es eigentlich irgendwelche Hintern, aus denen du keine Kugeln herausgeholt hast?« fragte Elijah.
    »Mein Bruder ist tot«, sagte Barbara. »Preacher hat uns seine Sachen gebracht.«
    »Das tut mir leid«, sagte Elijah. Er schwieg einen Augenblick. »Könnt ihr mich nach Hause fahren?« fragte er. »Sie gibt mir das Geld, und dann trennen wir uns?«
    »Kein Problem«, sagte Preacher.
    Zu dieser frühen Morgenstunde war kaum Verkehr auf den Straßen, und sie schafften es in weniger als zwanzig Minuten nach Oakland hinüber. Preacher wollte gerade von der Brücke herunter in Elijahs Straße einbiegen, als er die kreisenden Blaulichter sah. Vier Zivilfahrzeuge und zwei Streifenwagen standen direkt vor dem Haus. Preacher fuhr weiter, ohne zu stoppen.
    Sie waren bereits auf der Brücke und fuhren nach San Francisco zurück, als er sagte: »Da hat dich jemand verpfiffen!«
    Elijah hatte sich beim Anblick der Polizeifahrzeuge blitzartig vom Sitz rutschen lassen und auf dem Boden versteckt. »Das glaube ich auch«, knurrte er.
    »Hast du einen Verdacht?« fragte Preacher.
    »Nein«, sagte Elijah. »Nur gut, daß ich meine Familie rechtzeitig weggeschickt habe.« Plötzlich packte er Preacher am Arm. »Meinst du, daß etwas passiert ist? Meinst du, sie sind von den Bullen geschnappt worden?«
    »Glaube ich nicht«, sagte Preacher. »So schnell arbeiten die nicht. Da hat dich einer verpfiffen. Irgend jemand wollte dich aus dem Verkehr ziehen lassen.«
    Elijah gab keine Antwort.
    Preacher fuhr von der Brücke herunter und bog auf den Bays-hore Freeway ein. »Und was wirst du jetzt machen?«
    »Weiß ich nicht.« Elijah warf Preacher einen prüfenden Blick zu. »Gilt dein Angebot noch? Ich meine, in die Gemeinde zu kommen?«
    »Natürlich.«
    Elijah nickte bedächtig. »Es sieht so aus, als hättest du mich überzeugt.« Er kicherte dunkel.
    »Was gibt’s da zu lachen?« fragte Preacher.
    »Ooch«, sagte Elijah, »ich habe nur gerade daran gedacht, was deine Jünger für ein Gesicht machen werden, wenn du an diesem herrlichen Morgen mit der Drachenlady und einem Black Muslim daherkommst.«

Zwölftes Kapitel
    Um fünf Uhr morgens verließ Preacher den Freeway und hielt bei einer Raststätte an. »Ich glaube, wir können alle einen Kaffee gebrauchen«, sagte er und reckte sich auf dem Sitz.
    »Ich würde ganz gern auch was essen«, sagte Elijah. »Ich habe seit gestern mittag nichts mehr gehabt.«
    »Die Tasche nehmen wir besser mit, denke ich«, sagte Preacher. »Wie sieht es mit der anderen aus, Barbara? Ist da irgendwas Wertvolles drin?«
    Barbara gab keine Antwort, sondern warf ihm nur einen wütenden Blick zu.
    »Na gut«, sagte er, »dann nehmen wir beide.«
    Sie stiegen aus, verschlossen die Fahrerkabine und gingen in die Raststätte. An der Theke saßen zwei Lastwagenfahrer, ansonsten war der Raum leer. Der Mann hinter dem Büffet hatte die Arme auf die Kasse gestützt und hörte Radio, während eine müde Serviererin Plastik-Sets und Ketchup-Flaschen für das Frühstück auf den Tischen verteilte.
    Sie setzten sich in eine der Nischen und stellten die Reisetaschen unter die Bank. Die Serviererin brachte ihnen je eine Speisekarte und eine Tasse mit dampfendem Kaffee. »Guten Morgen!« sagte sie munter. »Weiß jeder von euch, was er will?«
    »Eine doppelte Portion Spiegeleier mit Würstchen«, sagte Elijah sofort.
    »Bratkartoffeln dazu?«
    »Ja, nicht zu knapp, bitte. Und die Eier bitte umgedreht, aber nicht ganz durch.«
    »Alles klar.« Das Mädchen sah Barbara an.
    »Einen anständigen Tee und Buttertoast, bitte.«
    »Verstanden. Sie kriegen zwei Teebeutel. Und Sie?«
    »Ein Western-Omelette«, sagte Preacher, »aber bitte nur mit Gemüse, kein Fleisch.«
    »Das geht leider nicht. Der Teig ist schon fertig.«
    »Dann nehme ich ein Käse-Omelette.«
    Auf dem Fensterbrett neben der Nische waren eine Fernbedienung für die Musikbox und ein Geldeinwurfschlitz. Der Lautsprecher befand sich direkt auf dem Tisch und daneben ein Schildchen: »Drei Singles oder eine Viertelstunde Radio

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