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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Unge
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Tannen, forderte er die Erfüllung einer Aufgabe, bevor er uns half.“
    „Die Feder“, gab mein Gegenüber nachdenklich von sich.
    Ich schaute ihn überrascht an und wartete darauf, dass er weiter sprach.
    „Du bist der Junge aus der anderen Welt?“ Der ganze Baum geriet ins Wanken, legte sich schief, als das hölzerne Gesicht auf mich zu schnellte. „
Du? Du
bist der Kerl, der meinen Cousin so dermaßen reingelegt hat?“
    Seine Stimme wurde mit jedem gesagten Wort lauter und ließ mich zurückweichen.
Mist
, ärgerte ich mich über meine große Klappe. Eingeschüchtert nickte ich kaum sichtlich.
    „Ja“, gab ich mit belegter Stimme von mir.
    Die riesigen Augen fixierten mich, wurden zu schmalen Schlitzen. Ruckartig riss er sie weit auf und begann schallend zu lachen. So laut, dass mein Herz vor Schreck eine Nullrunde einlegte und einige Schläge aussetzte.
    „Du bist … der Junge“, kicherte er. „Das war genial!“, freute er sich und ließ mir einen Ast lobend auf die Schulter klopfen.
    Ich spürte, wie das Blut die Zirkulation in meinem Körper wieder aufnahm, nachdem es sich zuvor ängstlich in den hintersten Winkel verkrümelt hatte.
    „Das wurde wirklich Zeit, dass dem ollen Miesmuff mal einer zeigt, wie der Fuchs läuft!“
    „Der Hase“, korrigierte Lara instinktiv.
    „Der natürlich auch“, bestätigte der Baum. „Ich kann diese Tanne nicht ausstehen“, erklärte er flüsternd hinter vorgehaltenem Zweig. „Hier bei mir seid ihr von nun an immer gern gesehene Besucher.“
    „Vielen Dank“, gab ich freundlich zurück.
    „Gut zu wissen“, unterstützte mich Knox.
    „Machen wir uns nun auf den Weg zum Schloss?“, fragte Zad, der ein wenig ungeduldig mit dem Fuß im Rasen scharrte.
    „Schloss?“, rief der Baum aus. „Wenn ihr des Lebens müde seid, hätte ich mir die ganze Rettungsaktion ja gleich sparen können!“
    „Wie meinst du das?“, sprach Tefan die Frage, welche sich in meinem Kopf drehte, laut aus.
    „Auch wenn wir Bäume schlafen – und das ist das Beste, was man machen kann“, setzte er an und schielte hoch zur Baumkrone, „funktioniert unsere Verständigung weiterhin perfekt.“ Nachdem er in unsere fragenden Gesichter geschaut hatte, räusperte er sich und setzte erneut an. „Gestern noch berichteten die beiden Silberahorne, die vor dem Schloss der Träumerin stehen, dass die Anzahl der seltsamen Wesen enorm angestiegen sei. Diese zwei Tratschbäume meinten, es wäre nun absolut kein Durchkommen zum Eingang mehr.“
    „Ich kenne einen Geheimgang, also mach dir darüber mal keine Gedanken“, quatschte Knox munter dazwischen.
    Das hölzerne Gesicht zeigte steile Falten auf der Stirn. „Du meinst den beim Rabenwald?“
    Der Krix nickte eifrig und strahlte übers ganze Gesicht.
    „Den kannst du abhaken“, ließ der Baum Knox’ Kartenhaus einstürzen, „auf dem Zugang hat sich mittlerweile jemand eine Steinhütte gebaut.“
    Die zierlichen blauen Schultern sackten enttäuscht zusammen und er murmelte etwas, das wie derbe Schimpfworte klang, die ich aber nicht verstehen konnte.
    „Mist!“, rief Zad in das betretene Schweigen. „Und jetzt?“
    „Genau. Und jetzt?“, wiederholte Lara seine schlichte Frage.
    „Ihr müsst das Übel an der Wurzel packen!“ Er lachte über den seiner Meinung nach gelungenen Scherz, schaute überrascht in die nicht wirklich amüsierte Runde und fuhr fort: „Ihr müsst zum Wald der süßen Träume, dort lockt ihr den Seelenjäger hinein und schließt den sich stetig ausweitenden Riss.“
    „Na, wenn’s weiter nichts ist“, sagte ich resignierend.
    „Genau!“, rief Tefan, „das machen wir doch mit links!“
    Aufgeregtes Geflüster raunte durch das Blätterdach, bevor ich klarstellte, dass diese Aussagen ironisch gemeint waren.
    „Ach so“, kicherte der Baum und schüttelte sich, wodurch die Stimmen in der Baumkrone unruhiger wurden.
    „Wir sollen also zum Wald der süßen Träume?“, vergewisserte ich mich.
    „So ist es. Glaub mir Junge, ich habe mit sämtlichen Bäumen in Bota Ëndërr diskutiert und wir sind zu diesem Ergebnis gekommen. Es scheint der einzige Weg zu sein, wieder Ruhe ins Land einkehren zu lassen.“
    Ich verstand und war, auch wenn es sich um eine unmöglich wirkende Aufgabe handelte, dankbar dafür, dass uns das Wissen der Bäume vor groben Fehlern bewahrt hatte.
    „Eine Frage schwirrt mir schon, seit wir hier sind, durch den Kopf.“
    „Immer raus damit, Junge aus der anderen Welt“, wurde ich

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