Der Seelenjaeger
wanderten zurück auf unsere Seite, Nase und Mund folgten nach wenigen Sekunden. Er starrte die, die ihn so unwirsch angesprochen hatte, gelangweilt an und zog die Stirn ein weiteres Mal kraus.
Wieder brummte er und ließ uns über seine Entscheidung im Ungewissen. Ich linste an dem Stamm vorbei und schloss bereits innerlich mit meinem Leben ab, denn der Düstere war fast am Baum angekommen.
Beinahe hätte ich laut aufgeschrien, als mich etwas am Arm berührte. Äste griffen mir unter die Achseln und schlangen sich um die Schultern. Ich schlug erschrocken die Hände vor den Mund, als ich mit einem Ruck den Boden unter den Füßen verlor. Mir gegenüber wurden Lara und Tefan in die Höhe gezogen. Auf Knox’ Gesicht mischten sich die Gefühle zwischen Erleichterung und Panik. Zad, der direkt neben mir ins Blätterdach gehievt wurde, streckte seinen Arm in meine Richtung und berührte mich beruhigend. Es schien, als hätte er sofort verstanden, dass es sich um Hilfe und nicht um einen weiteren Angriff auf die Gruppe handelte. Ich schaute meinen Partner erleichtert an und nickte. Knox hörte auf, wie wild mit den kurzen Beinchen zu zappeln, als sein kleiner Körper in einer Astgabel abgesetzt wurde. Lara und Tefan saßen mit bleichen Gesichtern auf einem mächtigen Zweig nebeneinander.
„Wer sind sie?“, flüsterte es in der Baumkrone.
„Was machen sie hier?“
„Das kann doch nicht sein Ernst sein“, erboste sich jemand.
Zad und ich wurden ebenfalls Seite an Seite auf einem gigantischen Ast abgesetzt und schauten uns verwirrt um.
Ich konnte die Quelle dieser Vielzahl an Stimmen, die immerwährend wisperten, nicht ausmachen.
„Er sollte lieber
uns
beschützen, statt dieser Riesen!“, wurde gemeckert.
Ein Beben ging durch den gesamten Baum, als dieser rief: „Jetzt mal Ruhe da oben! Keinen Ton mehr!“
Sofort verklangen die Stimmchen wie auch das Rascheln der Blätter. Ich hielt ebenfalls den Atem an, traute mich nicht, mich zu bewegen und linste durch die Äste hinunter.
Hilfe war das tief! Dieser Umstand wurde mir erst jetzt, als ich zum Boden blickte, bewusst. Ich brauchte allerdings nur meine Position ein paar Zentimeter zu ändern und schon sah ich nur noch Blätter, die die Aussicht auf den Rasen unter uns verbargen. Zad grinste mich aufmunternd an und rutsche näher. Wie in Zeitlupe, um bloß keine Geräusche zu verursachen, legte er den Arm um meine Schultern und presste mich an seinen warmen Körper.
Ich lächelte ihn an, ließ mich in die Umarmung sinken und stahl mir einen flüchtigen Kuss.
Mein Partner deutete auffordernd mit dem Kopf in die Tiefe. Ich lehnte mich wieder vor und sah den Seelenjäger durch das kleine Loch im Blätterwerk. Noch mehr Kraft legte Zad in unsere Umarmung, als ich vor Schreck zusammenzuckte. Mein Herz begann zu rasen, als die düstere Gestalt den Kopf in den Nacken legte und das Blätterdach mit zusammengekniffenen Lidern durchsuchte. Hastig zog ich mich zurück in die Position, aus der ich ihn nicht mehr sehen konnte, und schloss die Augen. Mein Atem ging unregelmäßig, konnte sich nicht zwischen langsamem, flachem und hektischem Einziehen der Luft entscheiden. Das Herz wummerte in der Brust, als wolle es sofort aus dieser Situation entfliehen. Ich spürte Zads Hand fest und feucht auf der Schulter. Lara und Tefan, die uns in etwa fünf Metern Entfernung gegenübersaßen, gaben ein ähnliches Bild ab. Tefan presste meiner besten Freundin fest die Hand auf den Mund, um einen Schrei ihrerseits zu verhindern. Ihre Augäpfel traten panisch aus den Höhlen hervor, während sie das Handeln des Seelenjägers gebannt verfolgte. Knox hatte die Beinchen eng an seinen Körper gezogen und wippte leicht in der Astgabel hin und her. Die Knie hielt er mit den Armen fest umschlungen und starrte in die Tiefe.
„Sie sind hier“, hörte ich den Jäger zu sich selbst murmeln. „Sie müssen hier sein.“
Ich zog mich enger an Zads Brust. Schützend schlang er die Arme um meinen Körper und hielt mich fest. Den Kopf hatte er auf meiner Schulter abgelegt und spähte hinunter.
„Verdammt! Wo seid ihr!“, brüllte der Düstere und trat wütend gegen den Stamm.
Hastig krallten Zad und ich uns aneinander fest, als Bewegung in die Äste schnellte.
„Wer stört?“, hörte ich die tiefe donnernde Stimme des Baumes murren.
„Ich“, schnauzte der Angesprochene das zum Leben erwachte Holz an. „Ich bin der Seelenjäger und ich will wissen, wo sie sind!“ Die Worte verließen
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