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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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Probleme und Sorgen sich so sehr geändert haben«, sagte sie, » aber möglicherweise hat sie jetzt eine etwas andere Einstellung dazu. Die Affäre macht ihr… die Isolation ihrer Ehe erträglicher.«
    » Isolation?«
    » Trophäen stehen in Glasschränken und verstauben. Sie werden sehr lange von niemandem angefasst.«
    » Aber sie können sagen, dass sie sich verändert hat, seitdem sie die Affäre hat?«
    » Ja.«
    » Und wie würden Sie das beschreiben?«
    » Eine Zunahme der Sorgen.«
    Fane war von ihrer Wortwahl überrascht.
    » Aber Sie sagten doch, dass die Affäre ihr eine Art neues Leben gegeben habe. Sie sagten, dass sie von diesem Mann verzaubert war. Gebannt.«
    » Verzaubert und gebannt sind nicht unbedingt positive Begriffe. Ich glaube, dass ich auch erwähnt habe, dass ihr die ganze Geschichte unheimlich war.«
    » Gut, aber gehen wir noch einmal einen Schritt zurück«, sagte Fane. » Hat sie Ihnen erzählt, wie sie diesen Mann kennengelernt hat?«
    » Unbeabsichtigt. Ein ganz gewöhnliches, zufälliges Aufeinandertreffen, und eines führte zum Nächsten.«
    » Haben die beiden jemals über Currin gesprochen?«
    » Falls sie es tun, erzählt sie mir nicht davon.«
    » Hat sie es nie erwähnt?«
    » Nur ganz am Anfang. Sobald dieser Kerl herausgefunden hatte, wer ihr Ehemann ist, war er geradezu besessen davon, ihre Treffen geheim zu halten. Er hatte wohl Angst, dass Currin einen Privatdetektiv engagiert haben könnte, der sie überwachen soll.«
    » Hat sich Elise jemals Sorgen diesbezüglich gemacht?«
    » Nein, überhaupt nicht.«
    » Bevor sie diese Affäre begonnen hat– gab es vorher jemals einen Grund für Currin, sie überwachen zu lassen?«
    » Ich glaube nicht. Die Affäre bedeutete einen großen Schritt für sie. Etwas ganz Neues.«
    Fane hatte seinen Kaffee ganz vergessen, und die Schlagsahne hatte sich inzwischen fast aufgelöst. Nur noch helle Schwaden schwammen auf der Oberfläche. Was er von Vera über Elise Currin erfuhr, war etwas heikler, als er gehofft hatte. Aber er war nicht überrascht.
    » Sie sagten, dass Sie dachten, die Affäre wäre eine Linderung der Isolation. Könnte noch mehr dahinterstecken?«
    » Ich denke«, sagte sie und schaute von ihrer Tasse auf, » dass Elise sich vorher nicht ganz klargemacht hat, was es bedeutet, die Frau von Jeffrey Safra Currin zu sein. Als selbstverständlich hingenommen zu werden, wie Eigentum behandelt zu werden. Für Sex ohne Liebe verwendet zu werden. Ihn zu Veranstaltungen zu begleiten, wenn er Leuten zeigen will, was er für ein tolles Frischfleisch zur Verfügung hat. Elise hatte sich entschlossen, dies alles hinzunehmen, aus den Gründen, die ich vorhin erwähnt habe.«
    Vera wählte ihre nächsten Worte sehr vorsichtig.
    » Die meisten Frauen in ihrer Situation«, sagte sie, » arrangieren sich damit. Ihre Verteidigungsmechanismen sind Bitterkeit und Zynismus, und damit kommen sie ganz gut zurecht. Aber bei Elise ist es anders. Irgendetwas in ihr ermöglicht es ihr nicht, sich dieses dicke Fell zuzulegen. Etwas zwingt sie, ihrem Leben und der Wahl, die sie getroffen hat, ins Auge zu blicken, ohne zu zwinkern. Stoisch prüft sie ihre eigene Scham. Sie wiegt ihre Verzweiflung ab. Sie will ernsthaft verstehen, wie sich der ganze menschliche Mischmasch zusammensetzt. Nicht viele Leute können diese Art von Konfrontation mit sich selbst ertragen. Es ist brutal. Und es erfordert eine gewaltige Menge Mut.«

Kapitel 10
    Lore Cha saß mit an den Knien überschlagenen Beinen auf der Ecke der Couch. Sie wackelte mit ihrem Fuß, und ihr modischer Ferragamo-Stöckelschuh baumelte locker an den Zehen.
    » Niemand, ich schwöre es, NIEMAND weiß von dieser kleinen Fantasie«, sagte Lore. » Nun gut, Sie vielleicht, ich glaube, dass ich es Ihnen gegenüber erwähnt habe. Aber Herrgott noch mal, plötzlich spielt er sie mit mir nach! Bis in das allerletzte, wissen Sie, das kleinste Detail. Es war wie eine… völlig verrückte, abgefahrene Halluzination!«
    Sie war wütend, und sie hatte Angst. Die Furcht und die Wut hatten sich in den letzten Tagen in ihr aufgestaut. Vera wartete. Sie wollte mehr wissen; sie wollte alles, woran sich Lore Cha erinnern konnte.
    Lore schien in ihren Gedanken einen Anhaltspunkt zu finden, und plötzlich hörte sie auf, mit ihrem Fuß zu wippen. Ihre Augen waren starr auf nichts Bestimmtes draußen vor dem Fenster gerichtet. Wie ein Reh, aufs Äußerste angespannt und dennoch ruhig, lauschte sie in die Stille. Dann

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