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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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Sonne zerfledderte die aufgebrochene Wolkendecke in helle Streifen, und Fane bog rechts in Richtung Russian Hill ab. Wenige Blocks später wurde er langsamer.
    » Hier ist es«, sagte er.
    Die Praxis von Vera List befand sich in einer sehr bürgerlichen Gegend mit üppig bewachsenen Hinterhöfen und gepflasterten Gartenwegen, wo die Straßen relativ schmal und mit Fußgängerüberwegen gespickt waren.
    Das Satellitenbild des Häuserblocks tauchte auf Romas Computer auf, und sie ging in die Detailvergrößerung, während Fane das Auto am von Bäumen gesäumten Bürgersteig parkte.
    » Das ist nicht gut«, sagte Roma. » Es gibt zu viele Möglichkeiten, hier heranzukommen. Schau dir bloß mal die Hinterhöfe in diesem Block an. Das ist doch ein einziges Labyrinth.«
    Fane lehnte sich auf die Mittelkonsole, um auch einen Blick auf den Bildschirm werfen zu können.
    » Ein, zwei, drei, vier,… fünf Höfe. Kann nicht sagen, ob sie miteinander verbunden sind. Hier ist Veras Gebäude. Guck mal, die Begrünung: Bäume, Sträucher, Hecken. Dazu der Nebel hier in Russian Hill, und schon hat man einen Albtraum von Überwachung.«
    » Was für ein Glückspilz«, sagte Fane.
    » Greenwich ist eine Sackgasse«, sagte Roma. » Leavenworth geht steil hinunter zur Buch. Das bringt uns nichts. In der Filbert zu parken könnte ein Treffer sein.«
    Sie studierte genau, was sie auf dem Bildschirm zu sehen bekam. » In Ordnung«, sagte sie nach einer Weile. » Das wäre mein Vorschlag: Wir filzen ihre Praxis komplett durch. Falls wir Wanzen finden, lassen wir sie an Ort und Stelle. Falls wir Kameras finden, sind wir aufgeschmissen. Falls nicht, lassen wir Jon mehrere Infrarotkameras installieren. Wenn man bedenkt, in welchem Abstand die Frauen ihre Sitzungen hier haben, kommt der Kerl wahrscheinlich jede Woche, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und da er, wie du schon angedeutet hast, wahrscheinlich eine gewisse Routine entwickelt hat, ist er vielleicht nicht ganz so aufmerksam.
    Wir sollten mit statischer Überwachung beginnen«, fuhr sie fort. » Die Zugänge zu den Höfen. Das wird ziemlich teuer, aber wenn du bedenkst, wer seine Opfer sind, dann macht das schon Sinn. Sobald der Kerl drin ist, tauschen wir die Plätze, falls wir das müssen.«
    » Gut.«
    » Willst du, dass wir schon heute Nacht damit anfangen?«
    » Auf jeden Fall.«
    » Ich rufe Jon gleich an und bitte ihn, die Sache aufzuziehen. Aber lass uns zuerst in die Greenwich fahren und dann einmal rund um den Block. Ich möchte mir ansehen, wie die Treppen dort durch die dichten Büsche auf die Leavenworth führen.«
    Nachdem Roma mit den Ergebnissen ihrer Inspektion zufrieden war, kehrten sie zu Fanes Haus zurück, wo Roma in ihren Nissan Pathfinder stieg und davonfuhr, um Bücher zu treffen.
    Um genau 10 Uhr stellte Vera List ihren iPod an, arrangierte ein paar Stunden klassische Musik von Mahler und startete die Abspielliste.
    Nervös sammelte sie ihre Sachen zusammen, steckte noch zwei zusätzliche Schlüsselkarten ein und verließ ihre Praxis. Sie fuhr mit dem Aufzug hinunter in die kleine Lobby, wo eine Frau und zwei Männer auf sie warteten.
    » Vera?«
    » Ja. Sie müssen Roma sein?«
    Sie schüttelten einander die Hand, aber die attraktive Kolumbianerin stellte die beiden Männer nicht vor, die große Metallkoffer mit sich trugen.
    Vera übergab Roma die Schlüsselkarten. » Die mit dem blauen Streifen öffnet die Tür zum Gebäude«, erklärte sie. » Die mit dem grünen Streifen öffnet meine Praxis. Ich habe Musik angelassen. Nachmittags, wenn ich noch Papierkram zu erledigen habe, höre ich oft Musik.«
    » Ich rufe Sie auf Ihrem Mobiltelefon an, wenn wir gehen«, sagte Roma.
    Vera lächelte nervös, nickte den beiden Männern zu und ging durch die Eingangstür nach draußen auf den Hof.
    Wenn Vera über Mittag Termine hatte, aß sie hinterher oft ein spätes Mittagessen in einem kleinen Bistro nur wenige Blocks entfernt.
    Sie mochte es, wenn sie später dran war, weil sie dann das Bistro mit nur wenigen verstreuten Gästen teilen musste. Das passte ihr meistens ganz gut. Manchmal las sie etwas oder machte sich Notizen über das Gespräch, das gerade hinter ihr lag. Manchmal starrte sie aber auch nur aus dem Fenster und ließ ihre Gedanken wandern.
    Jetzt, mitten am Vormittag, waren auch nur wenige Leute da– es war zu spät fürs Frühstück und zu früh fürs Mittagessen. Sie hatte sich gerade auf ihrem Stuhl niedergelassen, als Fane durch die Tür trat. Er

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