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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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dann das Wasserglas und trank.
    » Was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Vera, aber Lore war noch nicht in der Lage, sich so sehr zusammenzureißen, dass sie antworten konnte.
    Vera wartete. Sie war unsicher, wie sie weitermachen sollte, aber sie wusste, dass Krey gestoppt werden musste, dass dies der einzige Weg war, um Lores Intimsphäre und ihre eigenen vertraulichen Aufzeichnungen zu schützen. Überlegen Sie sich etwas, hatte Fane gesagt. Finden Sie es selbst heraus.
    » Was ich machen werde«, sagte Lore schließlich und musste erst einmal schlucken. » Ich werde mich nie wieder mit diesem Bastard treffen. Und ich werde hoffen, dass er wie vom Erdboden verschluckt bleibt.«
    » Nun, den Gefallen wird er Ihnen nicht tun«, sagte Vera.
    » Soweit es mich betrifft, hat er das bereits.«
    » Glauben Sie, dass dies der beste Weg ist, mit ihm umzugehen?«
    » Warum denn nicht?«
    » Sich einzureden, dass er nicht mehr existiert, ist nicht realistisch. Das ist keine echte Lösung.«
    » Lösung? Machen Sie Witze? Wenn ich ihn nie wiedersehe, ist das genug Lösung für mich.«
    » Aber Sie können sich nie sicher sein, dass es wirklich vorbei ist. Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nicht viel«, sagte Vera. » Das ist nur ein schlichtes Vermeiden.«
    » Es bedeutet, diesem Kerl ganz bewusst abzuschwören.«
    » Aber es bietet keine Möglichkeit, das Problem zu lösen.«
    » Auf manche Dinge im Leben gibt es einfach keine Antwort.«
    » Wirklich? Ist das eine neue Weisheit?«
    Lore sagte nichts. Sie wusste, dass sie ziemlich in der Klemme saß, und ihr war himmelangst.
    Vera kämpfte gegen ihre eigene Panik an. Sie näherte sich einer kritischen Entscheidung, und sie hatte nicht die Zeit, sie in jeder Facette zu überdenken. » Wie stehen die Chancen, dass der Mann Sie vom Haken lässt?«, fragte sie. » Glauben Sie wirklich, dass er einfach so aus Ihrem Leben verschwinden wird, nur weil Sie nicht ans Telefon gehen?«
    Lore antwortete nicht. Ihre langen Finger spielten nervös mit ihrem Korallenarmband.
    » Sie werden den Rest Ihres Lebens Angst haben, dass Sie ihm an der nächsten Ecke zufällig begegnen– oder dass er am Apparat ist, wenn das Telefon klingelt.«
    Lore blickte zur Seite, und ihr Fuß ließ wieder den Ferragamo-Schuh wippen. Eine tiefe Furche hatte sich dauerhaft zwischen ihren Augenbrauen eingegraben.
    » Er wird mich verfolgen«, sagte Lore sanft. Sie hatte abrupt ihren Widerstand aufgegeben. » Ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Ich kann an nichts anderes mehr denken, und mir fallen keine Antworten ein. Es macht mich verrückt. Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt.«
    Plötzlich fing sie an zu weinen, wobei ihr Gesicht seltsam steinern blieb, während die Tränen in erstaunlicher Menge aus ihren Augen flossen, ihre Wangen hinunterrannen und von ihrem Kinn tropften. Sie machte sich nicht die Mühe, sie abzuwischen.
    Vera stand auf, zog mehrere Papiertücher aus der Schachtel, die auf dem Tischchen bereitstand, und reichte sie ihr.
    » Vielleicht wäre es an der Zeit, es Richard zu beichten«, sagte Vera.
    Lores Kopf tauchte aus den Taschentüchern wieder auf. » Sind Sie verrückt geworden? Das wäre doch Wahnsinn. Nein! Nein! Niemals!«
    Erleichtert bereitete Vera den nächsten Schritt vor.
    » Haben Sie jemandem außer mir von der Affäre erzählt?«
    » Auf gar keinen Fall.«
    » Auch keine Andeutung? Vielleicht einer engen Freundin gegenüber?«
    » Sie machen seltsame Scherze«, fauchte Lore aus den Taschentüchern heraus. » Es ist nicht so eine Affäre. Und ich habe auch nicht solche Freundinnen.«
    Vera ließ einen kurzen Moment verstreichen, um Lore die Gelegenheit zu geben, sich etwas zu beruhigen.
    » Sie werden Hilfe benötigen«, sagte Vera ruhig und war überrascht, dass sie sich für diesen Schritt entschieden hatte.
    » Kommen Sie mir nicht mit einem… Privatdetektiv. Auf keinen Fall. Ich kenne eine Frau, die einen Detektiv für so etwas angeheuert hat, und dieser widerliche Mensch hat sie hinterher damit erpresst.«
    Vera schaute zur Seite, um Lore etwas Raum zu geben, um ihr nicht das Gefühl zu geben, in etwas hineingedrängt zu werden. Die Palmen vor dem Fenster wiegten sich kaum merklich im sanften Licht des frühen Nachmittags, und Vera lauschte der Stille wie eine Musikerin, die einen gedehnten Akkord so lange hält, bis der gewünschte Effekt eingetreten ist.
    Lore schniefte.
    » Ich wollte auch keinen Privatdetektiv vorschlagen.«
    » Nun, für Sie ist es

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