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Der Seewolf

Der Seewolf

Titel: Der Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Skandinavier. »Vielen Dank, Mr Yonson.«
    Er musterte seine schwielige Hand. »Mein Name ist Johnson, nicht Yonson.« Sein Englisch war ausgezeichnet, wenn auch etwas schleppend, und seine blauen Augen blickten offen und männlich. Ich mochte ihn auf Anhieb.
    »Danke, Mr Johnson«, berichtigte ich mich und streckte ihm meine Hand entgegen.
    Erst zögerte er etwas verlegen, doch dann ergriff er sie um sie herzhaft zu schütteln.
    »Haben Sie trockene Sachen für mich?«, fragte ich den Koch. »Ja, Sir. Ich laufe gleich runter und hole ein paar von meinen Klamotten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Und wo befinde ich mich hier?«, wandte ich mich an Johnson, den ich für einen Matrosen hielt. »Was ist das hier für ein Schiff und wohin fährt es?«
    »Nach Südwesten - es ist der Schoner Ghost, unterwegs nach Japan zur Robbenjagd.«
    »Und wer ist der Kapitän? Ich muss ihn sprechen, sobald ich angezogen bin.«
    Johnson suchte nach den richtigen Worten. Er schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Der Kapitän heißt Wolf Larsen, jedenfalls nennen ihn alle so. Aber seien Sie vorsichtig! Er spielt heute Morgen verrückt. Der Steuermann ...« Da tauchte der Koch wieder auf. »Schwing die Hufe, Yonson! Der Alte verlangt an Deck nach dir.«
    Gehorsam drehte sich Johnson zur Tür, wobei er mir noch einen warnenden Blick zuwarf.
    Der Koch trug ein unappetitlich aussehendes Bündel von Kleidungsstücken über dem Arm, das einen säuerlichen Geruch verströmte.
    »Das Zeug ist nass weggeräumt worden«, erklärte er. »Hoffentlich bleibt Ihnen so etwas in Zukunft erspart. Habe doch gleich gemerkt, dass Sie etwas Besseres sind.«
    Mein neues Outfit bestand aus einem billigen Baumwollhemd voller eingetrockneter Blutflecken, einer verwaschenen Überziehhose, an der das eine Bein kürzer war als das andere, und einem Paar Arbeitsstiefeln. Dazu erhielt ich eine lächerliche Kappe und eine viel zu kleine, schmutzige Jacke.
    Ich fand den Koch von Anfang an nicht sympathisch, und als er mir jetzt beim Anziehen half, wuchs meine Abneigung noch. Es drängte mich hinaus an die frische Luft. Außerdem musste ich mich dringend darum kümmern, dass ich an Land gebracht wurde.
    »Wem habe ich für diese Kostbarkeiten zu danken?«, fragte ich. Der Kerl grinste übertrieben demütig und schien auf ein Trinkgeld zu warten.
    »Mugridge, Sir«, flötete er, »Thomas Mugridge, Sir, stets zu Ihren Diensten.«
    »Okay, Thomas, ich werde an Sie denken, wenn meine Sachen getrocknet sind.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte er unterwürfig.
    Ich ging hinaus an Deck. Ich fühlte mich noch reichlich schwach auf den Beinen, während das Schiff von den Wellen des Pazifiks geschaukelt wurde. Der Nebel war verschwunden und die Sonne glitzerte auf der Wasseroberfläche. Ich spähte nach Osten, wo Kalifornien liegen musste, aber außer ein paar Nebelbänken konnte ich nichts entdecken. Im Norden, gar nicht weit entfernt, erhob sich eine Felsgruppe mit einem Leuchtturm darauf. Und im Südwesten, fast auf unserem Kurs, sichtete ich ein paar Segel. Außer einem Matrosen am Steuerrad, der mich neugierig beobachtete, nahm niemand Notiz von mir. Das allgemeine Interesse konzentrierte sich auf ein Ereignis mittschiffs. Dort lag ein großer Kerl auf einem Lukendeckel ausgestreckt auf dem Rücken. Er war vollständig angekleidet, doch sein Hemd klaffte vorne auseinander. Der Mann war klatschnass. Seine Augen waren geschlossen und er war anscheinend bewusstlos, doch sein Mund stand weit offen. Er rang geräuschvoll nach Atem. Immer wieder ließ ein Matrose einen Eimer aus Segeltuch ins Wasser hinunter, zog ihn herauf und kippte seinen Inhalt über den Bewusstlosen.
    Währenddessen schritt jemand neben dem Lukendeckel auf und ab und biss auf dem Ende seiner Zigarre herum. Es war der Mann, dessen zufälliger Blick mich aus dem Meer gerettet hatte. Er war groß und breitschultrig, aber vor allem strahlte er Kraft aus: die zähe Kraft eines wilden Tieres.
    Da streckte der Koch seinen Kopf aus der Kombüsentür und deutete auf den Mann mit der Zigarre. Er also war der Kapitän dieses Schiffes, der Alte. Ich wollte gerade auf ihn zugehen, als der bewusstlose Mann von einem heftigen Erstickungsanfall geschüttelt wurde. Sein Körper krümmte sich und bäumte sich auf. Die Muskeln spannten sich und sein Brustkorb hob sich im verzweifelten Kampf um mehr Luft.
    Der Kapitän blieb stehen, um den Sterbenden zu beobachten. Dessen Muskeln entspannten sich wieder, sein

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