Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
hattet.«
Der König machte eine wegwerfende Geste. »Das ist Hörensagen. Niemand wird das als Wahrheit bestätigen.«
»Doch, das ist sogar bereits geschehen«, hielt Wolf dagegen. »Granges Männer, die mit mir mitgekommen sind, haben eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie diese Tatsache bestätigen. Eine Erklärung, die ich mittlerweile zum Bischof von Cromarty habe schicken lassen, damit sie dort sicher aufbewahrt wird. Alles für den Fall, dass du nach meinem Tod die Ereignisse anders darzustellen versuchst.«
»Zum Teufel mit dir, Junge.«
»Zu dem wünschst du mich schon seit Jahren. Und jetzt unterzeichne die Erlasse.«
Mit einem missbilligenden Knurren auf den Lippen stellte sich der König an die Tafel, tauchte den Federkiel in die Tinte und setzte seine Unterschrift auf beide Dokumente.
»Das wäre erledigt«, brummte er. »Dann können wir jetzt mit dem eigentlichen Grund für meine Anwesenheit fortfahren.« Er nickte seinen Wachen zu, die vortraten und sich links und rechts neben Wolf stellten. Dann fesselten sie ihm die Hände auf den Rücken.
Einer der Wachleute ging einen Schritt zur Seite und verkündete lautstark: »Douglas Moraer Stewart, Euch wird hiermit Verrat gegen die Krone zur Last gelegt.«
Einunddreißigstes Kapitel
Der Vorwurf des Verrats hing schwer wie Blei in der Luft, als plötzlich die Tür aufflog und gegen die Wand schlug. Die Flammen der Fackeln ringsum zuckten und flackerten im Luftzug, der von draußen in den Saal getragen wurde. Als Silhouette vor dem rötlichen Schein des Sonnenuntergangs war Isobel zu sehen, die auf dem größten Pferd saß, mit dem die Stallungen der Burg aufwarten konnten.
Zugleich war es aber auch nicht Isobel, jedenfalls nicht die Frau, deren Schlafgemach er erst vor kurzem verlassen hatte. Diese Isobel hier war von einem Feuer in den Augen erfüllt, als sie auf dem prachtvollen Tier in den Saal geritten kam. Das Hufgetrappel auf dem Steinboden ließ alle anderen Geräusche verstummen.
Isobel reckte das Kinn, als sie näher kam. Sie war von Kopf bis Fuß in ein schützendes Kettenhemd gehüllt, darüber trug sie einen Waffenrock, außerdem Lederhandschuhe. Goldene Locken quollen unter der Kappe hervor und breiteten sich über ihre Schultern aus, was ihrem furchterregenden Erscheinungsbild eine etwas sanftere Note verlieh. Alles an ihr war einer Kriegerbraut würdig. Sie wirkte übermächtig, gefährlich, schillernd. Bei ihrem Anblick regte sich eine ungewohnte Wärme in Wolfs Brust.
Leises Stimmengewirr kam auf. Das Licht der untergehenden Sonne fiel durch die großen, rechteckigen Fenster und tauchte sie in einen sanften, goldgelben Schein.
»Was hat das zu bedeuten?«, rief der König fassungslos, woraufhin alle im Saal sofort verstummten.
»Isobel?« Wolf starrte sie an, als wolle er seinen Augen nicht trauen, was die ihm zeigten.
»Isobel? Dann hat deine Braut es also geschafft zu überleben. Sie muss gewitzt sein.« Der Tonfall des Königs wurde sanfter. »Äußert Euch, Mädchen.«
Sie dirigierte ihr Pferd weiter auf ihn zu. »Ich wurde vom Herrn dieser Burg gebeten, auf seine Leute aufzupassen, und genau das tue ich hiermit.« Ihr Auftreten war stark und stolz, doch ihre Stimme klang seltsam angestrengt. Womöglich ein Anflug von Unsicherheit?
Metall schabte über Leder, als sie ihr Schwert zog und das Heft so fest umklammert hielt, wie es jeder gute Krieger auf dem Schlachtfeld tat.
Beim Anblick dieser Klinge runzelte der König die Stirn. »Was wollt Ihr?«
Sie brachte das Pferd unmittelbar vor dem Mann zum Stehen und saß ab. »Ich bin gekommen, um mit Euch zu handeln. Da Ihr beabsichtigt, mir meinen ersten Ehemann wegzunehmen, verlange ich, dass Ihr ihn durch einen zweiten ersetzt.«
Wolfs Brust verkrampfte sich bei ihren Worten.
»Legt das Schwert weg, und wir könnten darüber reden«, schlug der König vor.
»Nehmt Wolf die Fesseln ab, und ich werde es in Erwägung ziehen.« Ihr Tonfall war entschlossen.
Der König nickte, woraufhin der Wachmann die Fesseln durchtrennte.
Isobel steckte ihr Schwert weg.
»Wen hattet Ihr Euch als Ersatz vorgestellt?«, fragte der sichtlich entspanntere König. »Oder soll ich wieder für Euch die Wahl treffen?«
Mit dem Schwung eines Kriegers in ihren Bewegungen trat sie auf den König zu. »Oh, ich habe da schon eine sehr klare Vorstellung, Euer Gnaden.«
Das ließ Wolf aufhorchen. »Wen?«, platzte er heraus, ehe er sich zurückhalten konnte.
Sie sah nicht ihn an, sondern
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